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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Cohen möchte gerne mit Ihnen sprechen.«
    »Ich rufe von einem Münzfernsprecher in Philadelphia, Pennsylvania, an«, sagte Saul. Er nannte die Nummer. »Können Sie mich zurückrufen, wenn ich die Leitung frei halte?«
    »Gewiß«, sagte die Telefonistin der israelischen Botschaft.
    Saul legte auf. Das Telefon läutete, der Hörer summte einmal, als er ihn abhob, und die Leitung wurde tot. Er ging zum zweiten Telefon, meldete ein R-Gespräch mit der Botschaft an und hörte, wie auch die zweite Leitung ausfiel.
    Er ging auf den Gehweg zurück und schritt ziellos auf und ab. Moddy und seine Familie waren tot. Saul hatte es im Herzen geahnt, aber jetzt wußte er es. Sie konnten ihm nichts mehr antun. Saul blieb stehen, drehte sich um und versuchte, die FBI-Agenten zu identifizieren, die ihm folgten. Es waren kaum weiße Männer zu sehen, aber das hatte nichts zu sagen; das FBI hatte auch schwarze Agenten.
    Ein hübscher Farbiger im teuren Kamelhaarmantel überquerte die Straße und kam auf Saul zu. Der Mann hatte kräftige, derbe Züge, ein breites Lächeln und trug eine große Spiegelbrille. In der Hand hielt er einen teuren Aktenkoffer aus Leder. Der Mann grinste, als würde er Saul kennen, blieb stehen und zog einen Wildlederhandschuh aus, bevor er Saul die Hand darbot. Saul schüttelte sie.
    »Willkommen, mein kleiner Bauer«, sagte der Mann in perfektem Polnisch. »Es wird Zeit, daß Sie an unserem Spiel teilnehmen.« »Sie sind der Standartenführer.« Saul verspürte ein seltsames, reißendes, waberndes Gefühl tief in seinem Innersten. Er schüttelte den Kopf, worauf dieses Gefühl etwas nachließ.
    Der Schwarze lächelte und sprach deutsch weiter. »Standartenführer. Ein ehrenhafter Titel, den ich seit langer Zeit nicht mehr gehört habe.« Er blieb vor einem Horn-and-Hardart- Restaurant stehen und deutete hinein. »Haben Sie Hunger?«
    »Sie haben Francis getötet.«
    Der Mann rieb sich nachdenklich die Wange. »Francis? Ich fürchte, ich weiß nicht ... o, ja. Der junge Detektiv. Nun ...« Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Kommen Sie, ich spendiere uns ein spätes Mittagessen.«
    »Sie wissen, daß man uns beobachtet«, sagte Saul.
    »Gewiß. Und wir beobachten sie. Selbst in günstigsten Zeiten nicht die produktivste Tätigkeit.« Er machte die Tür für Saul auf. »Nach Ihnen«, sagte er auf englisch.
    »Mein Name ist Jensen Luhar«, sagte der Schwarze, als sie an einem Tisch in dem fast menschenleeren Restaurant Platz genommen hatten. Luhar hatte einen Cheeseburger, Zwiebelringe und ein Vanillegetränk bestellt. Saul sah in eine Kaffeetasse.
    »Ihr Name ist Wilhelm von Borchert«, sagte Saul. »Wenn es je einen Jensen Luhar gegeben hat, ist er längst vernichtet worden.«
    Jensen Luhar machte eine knappe Handbewegung und nahm die Sonnenbrille eb. »Im Augenblick ist das eine Frage der Semantik. Macht Ihnen das Spiel Spaß?«
    »Nein. Ist Aaron Eshkol tot?«
    »Ihr Neffe? Ja, ich fürchte, das ist er.«
    »Aarons Familie?«
    »Ebenfalls verschieden.«
    Saul holte tief Luft. »Wie?«
    »Soweit ich sagen kann, hat Ihr Mr. Colben sein Schoßhündchen Haines und einige andere ins Haus Ihres Neffen geschickt. Ein Feuer brach aus, aber ich habe das Gefühl, daß die unglückliche Familie tot war, schon ehe die ersten Flammen entfacht wurden.«
    »Haines!«
    Jensen Luhar sog an seinem langen Strohhalm. Er biß ein Stück Cheeseburger ab, tupfte sich geziert die Mundwinkel und lächelte. »Sie spielen Schach, Doktor.« Es war keine Frage. Luhar bot Saul einen Zwiebelring an. Saul betrachtete ihn fassungslos. Luhar verspeiste ihn selbst und sagte: »Wenn Sie ein Gespür für das Spiel haben, Doktor, muß Ihnen gefallen, was augenblicklich stattfindet.«
    »Ist es das für Sie? Ein Spiel?«
    »Selbstverständlich. Würde man es als etwas anderes betrachten, hieße das, das Leben und sich selbst viel zu ernst nehmen.«
    »Ich werde Sie finden und töten«, sagte Saul leise.
    Jensen Luhar nickte und biß wieder von seinem Cheeseburger ab. »Würden wir uns persönlich begegnen, würden Sie es bestimmt versuchen. Sie haben in dieser Angelegenheit keine Wahl.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, daß der ehrenwerte Präsident eines Clubs, der gemeinhin Island Club genannt wird, ein gewisser C. Arnold Barent, Sie konditioniert hat, daß Sie genau das tun - einen Filmproduzenten töten, den die Welt bereits als tot betrachtet.«
    Saul trank Kaffee, um seine Verwirrung zu verbergen. »Das hat Barent nicht

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