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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zurück und stellte fest, daß es zu einem Zusammenstoß gekommen sein mußte, wo die Queen Lane in die
    Avenue einmündet. Ein Lieferwagen und zwei tiefliegende, unschöne Automobile standen ineinander verkeilt auf der Kreuzung. Von der Polizei war keine Spur zu sehen.
    Wir passierten Penn Street und Coulter und näherten uns der Church Street, als zwei Firmenlieferwagen auf die Straße fuhren und uns den Weg versperrten. Ich ließ Anne auf der linken Seite auf den Gehweg fahren und ausweichen. Männer sprangen aus dem Wagen und zückten Waffen, aber die waren schnell abgelenkt, als der Mann, den ich betrachtete, sich umdrehte und anfing, auf seine Kollegen zu schießen.
    Das alles war reiner Unsinn. Wenn sie hier waren, um schwarze Plünderer festzunehmen, dann hätten sie das tun und weiße alte Damen in Ruhe lassen sollen.
    Wir kamen zur Market Street, wo ich selbst im Dunkeln den Yankeesoldaten aus Bronze sehen konnte, der auf seinem Sockel stand. Anne hatte mir bei unserem ersten Ausflug gesagt, daß der Granit aus Gettysburg stammte. Ich mußte an General Lee denken, der im Regen den Rückzug antrat, an diesem Tag geschlagen, aber nicht besiegt, und den ganzen Stolz der Konföderierten unbeschadet von diesem Gemetzel zurückbrachte, und da machte es mir nicht mehr ganz soviel aus, daß ich selbst mich vorübergehend vom Schlachtfeld zurückziehen mußte.
    Blinklichter von Feuerwehrautos, Polizeiwagen und anderen Notfallfahrzeugen schossen uns auf der Germantown Avenue entgegen. Hinter uns nahmen einer der Lieferwagen und eine dunkle Limousine die Verfolgung auf. Ich hörte ein seltsames Geräusch, sah auf und erblickte rote und grüne Blinklichter über den Dächern.
    »Links abbiegen«, sagte ich. Als wir das taten, konnte ich das Gesicht des behelmten Fahrers in dem Feuerwehrauto erkennen, so nahe kamen sie uns. Ich schloß die Augen und drückte zu. Das lange Feuerwehrauto schwenkte unvermittelt über die Straßenmitte, holperte über die Straßenbahnschienen und stieß dicht bei der Beifahrertür mit dem Lastwagen zusammen. Der Lastwagen überschlug sich mehrmals und blieb verkehrt herum mitten auf dem Market Square liegen. Ich konnte gerade noch sehen, wie die schwarze Limousine schlitternd bremste, damit sie nicht mit der roten Barriere des Feuerwehrautos zusammenstieß, das jetzt quer über die Straße stand, dann fuhren wir die School House Lane entlang und ließen das Durcheinander hinter uns.
    Bei allem, wobei ich Anne nachgeholfen hatte, fiel es mir am schwersten, sie dazu zu bringen, schneller als dreißig Stundenmeilen zu fahren. Ich mußte meine gesamte Konzentration darauf verwenden, sie das Auto so fahren zu lassen, wie ich es wollte. Letztendlich sah ich durch ihre Sinne die Straße vorüberbrausen, hörte den Lärm der Rotoren, die sich noch über uns befanden, und konnte sehen, wie das bißchen Verkehr, das herrschte, sich bemühte, uns aus dem Weg zu kommen.
    School House Lane war eine hübsche Straße, aber nicht für einen DeSoto Baujahr 1953 gedacht der mit einer Geschwindigkeit von fünfundachtzig Stundenmeilen fuhr. Ein grünes Auto bog schlitternd auf die Straße ein und verfolgte uns. Gelegentlich sah ich kurz den Helikopter, der rechts oder links von uns parallel über den Dächern dahinflog. Ich ließ Anne bremsen, als wir in eine Kurve fuhren, dann beschleunigen, und plötzlich explodierte das Glas des rechten Heckfensters sternförmig nach innen. Ich sah hin und erblickte zwei Löcher, so groß wie meine Faust.
    Ein schwarzer Mann ohne Mantel stand winkend am Straßenrand, als wir uns der Ridge Avenue näherten. Als das grüne Auto näher kam, rannte er auf die Straße und warf sich vor das Fahrzeug. Ich beobachtete im Rückspiegel, wie das grüne Auto auswich, mit über siebzig Stundenmeilen auf den Bordstein prallte und sich einmal in der Luft vollständig um die eigene Achse drehte, bevor es in die Glasfassade von Gino’s Hamburgerbude knallte.
    Ich kramte im Handschuhfach nach einer Straßenkarte von Philadelphia, während ich gleichzeitig durch Anne die Kontrolle über das Auto behielt. Ich wollte zu einer Schnellstraße, die mich aus dieser alptraumhaften Stadt hinausführen würde, und obwohl ich einen wahren Dschungel von grünen Schildern, Pfeilen und Überführungen auf uns zukommen sah, hatte ich keine Ahnung, welche Straße ich nehmen sollte.
    Durch das zerschossene Fenster drang ein unvorstellbarer Lärm herein, und der riesige Helikopter brauste zehn Meter rechts

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