Krafttraining - Die 100 Prinzipien
diesem Fall würde der Athlet das Training seiner Oberschenkel intensivieren, damit diese verstärkt zum Wachstum angeregt werden. Arnold Schwarzenegger berichtet, dass er in den frühen Jahren seines Trainings feststellte, dass er zu dünne Waden hatte und dass er »bessere Waden bekommen müsste, um der Champion zu werden, der er sein wollte«. Deshalb trainierte er in der Folgezeit immer zuerst im Training die Waden und traktierte sie mit verschiedenen Intensivtechniken, um sie zum Wachsen »zu zwingen« (Arnold Schwarzenegger 1998, S. 192).
Man trainiert die Schwachpunkte, wenn man ausgeruht ist, d. h. am Anfang einer Trainings einheit oder nach einem trainingsfreien (Ruhe-)Tag. Dieser Aspekt wird beim Prioritätsprinzip besonders betont, damit mit maximaler Intensität und Konzentration an den problematischen Muskelpartien gearbeitet werden kann. Man kann zudem die Übungsauswahl verändern bzw. die Anzahl der Übungen erhöhen und/oder den Belastungsumfang steigern (z. B. mehr Serien durchführen). Ferner kann man andere Methoden als bisher anwenden, da nicht alle Muskelgruppen auf die gleiche Methode auch gleich ansprechen. Dies kann z. B. mit der unterschiedlichen Verteilung weißer und roter Muskelfasern innerhalb des Muskels zusammenhängen. Während die weißen Muskelfasern eher durch schwere Gewichte und schnellkräftige Bewegungen entwickelt werden, reagieren die roten Muskelfasern bereits bei geringeren Lasten, allerdings in Verbindung mit einer längeren Belastungsdauer.
Mit Isolationsübungen wie Unterarmcurls können individuelle Schwachpunkte in der Muskelentwicklung behoben werden.
Auf andere Sportarten angewendet, würde das Prioritätsprinzip bedeuten, dass der Sportler an seinen individuellen Defiziten im technischen Bewegungsablauf oder auf konditioneller Ebene intensiv arbeitet, indem er mehr Zeit, mehr Anstrengung und mehr Konzentration im Training dafür investiert. Das Prioritätsprinzip wird aber z. T. auch einfach so gedeutet, dass man den wichtigsten leistungsbestimmenden Faktoren seiner Sportart die größte Aufmerksamkeit im Training zu kommen lassen soll, indem man diese am Anfang der Einheit und mit dem entsprechenden zeitlichen Aufwand trainiert.
VERWEISE:
Aufbau der Trainingseinheit ( 44 )
Split-Training ( 53 )
Das Schockprinzip ( 57 )
Konditionstraining ( 55 )
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Widerstandsarten
Nicht jeder Widerstand führt zum Erfolg
Grundsätzlich gilt, dass wenn ein Muskel gegen ungewohnt hohe Widerstände kontrahieren muss, sich als Trainingseffekt seine Kraft erhöht. Dabei ist es belanglos, ob der Widerstand in Form einer Hantel, einer Krafttrainingsmaschine oder des eigenen Körpergewichts gegeben wurde. Entscheidend ist die Reizhöhe und Reizdauer. Diese Aussage muss allerdings relativiert werden. Für manche Sportler sind explosive Krafteinsätze, reaktive Kontraktionsformen oder hohe Bewegungsgeschwindigkeiten leistungsbestimmend und müssen daher spezifisch trainiert werden. Dies ist bei einigen Widerstandsarten kaum möglich. So kann gegen einen Wasserwiderstand zwar sehr effektiv konzentrisch gearbeitet werden, nicht jedoch exzentrisch oder reaktiv. Auch nimmt der Widerstand des Wassers mit zunehmender Bewegungsgeschwindigkeit zu. Diese Art des Widerstandsverlaufs ist für die meisten sportlichen Bewegungen uncharakteristisch. Ebenso ungünstig ist es, gegen einfache Seilzugwiderstände (ohne lose Rollen) schnellkräftig zu kontrahieren, da am Ende der Bewegung das beschleunigte Gewicht »zurückfällt« und eine ungünstige Belastungsspitze für Mensch und Material bedeutet. Bei einem Sprung oder einer Stoßbewegung gegen einen elastischen Widerstand (z. B. Gummizug) entfallen hingegen »harte« Belastungsspitzen. Somit sind einige Widerstandsarten mehr, andere weniger für eine bestimmte Zielsetzung geeignet.
Axel Gottlob (2001, S. 65–66, Tab. C-4) unterteilt die typischen Widerstandsarten beim Krafttraining in:
Federkräfte (z. B. Gummizüge, Latexbänder, Stahlfedern)
Reibungskräfte von Festkörper gegen Festkörper (z. B. Zugschlitten, Bremssysteme)
Reibungskräfte von Festkörper gegen Fluide (z. B. Wasser, Hydraulische Geräte, Luftwiderstände)
Beschleunigungskräfte (z. B. Hanteln, konventionelle Maschinen mit Steckgewichten, Körpergewicht, Alltagsgegenstände)
Bei Federkräften ist der Widerstand abhängig von der Strecke. Beispiel: Je länger ein Latexband gezogen wird, desto mehr Widerstand muss der Muskel überwinden. Bei
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