Krafttraining
des M. vastus lateralis bei Männern und Frauen mit dem Alter (N = 12 in jeder Gruppe). Die Querschnittsfläche der Männer war in jeder Altersstufe signifikant größer als die von Frauen (p < .05). Unveröffentlichte Daten aus dem Labor von Dr. Kraemer.
Es scheint, als sei der Kraftverlust nach dem 70. Lebensjahr am dramatischsten. Querschnittswie auch Längsschnittdaten deuten darauf hin, dass die Muskelkraft im sechsten und siebten Lebensjahrzehnt um etwa 15 % pro Jahrzehnt zurückgeht und danach um etwa 30 %. Die Beibehaltung höherer physiologischer und funktionaler Fähigkeiten scheint nur unter Beibehaltung des Trainings möglich zu sein. Da Kraft das Produkt aus Masse mal Beschleunigung ist, sollte der Trainingsschwerpunkt auf der Beschleunigung liegen, um die Kraftreize zu optimieren.
Verlust der Schnellkrafterzeugung
Es ist seit über einem Jahrzehnt bekannt, dass die Fähigkeit der Schnellkrafterzeugung nicht nur bei älteren Erwachsenen eine wichtige Fähigkeit darstellt, sondern vor allem bei älteren Sportlern. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen wurden Korrelationen zwischen den verschiedenen Messdaten der Schnellkraft und den funktionalen Fähigkeiten gefunden. Wie bereits in diesem Buch beschrieben, ist die Schnellkraft spezifisch für Fertigkeitsmerkmale, wobei die Belastung und der Prozentsatz der Maximalkraft den eigentlichen Schnellkrafteinsatz determinieren, der nötig ist, um eine Fertigkeit auszuführen.
Jüngere Männer und Frauen verfügen über die Fähigkeit, Kraft schneller zu erzeugen als ihre älteren Mitmenschen. Krafterzeugungen im Bereich von 0-200 ms auf der Kraft-Zeit-Kurve werden durch das Alter beeinträchtigt. Dies ist sehr wahrscheinlich durch die absoluten Verluste der schnell zuckenden alphamotorischen Einheiten oder durch die Abnahme anderer Größenfaktoren verursacht. Wie in Abbildung 11.2 gezeigt, nimmt die Querschnittsgröße der Typ-II-Muskelfasern und damit der kontraktilen Proteine mit zunehmendem Alter ab, wobei diese Unterschiede ersichtlich werden, wenn man eine Altersspanne bei Männern und Frauen vergleicht. Dieses Merkmal kann auf Grund des inhärenten Vertrauens auf sehr hochschwellige motorische Einheiten, die durch Typ-II-Fasern ergänzt werden, sogar schneller abnehmen als die 1-RM-Kraft. Es wurde geschätzt, dass derartig schnelle Kraftproduktionsfähigkeiten in der Altersspanne zwischen dem 65. und 84. Lebensjahr mit einer Rate von 3,5-4,5 % pro Jahr verloren gehen. Insgesamt gehen zwischen dem 20. und 75. Lebensjahr, in Abhängigkeit vom physiologischen Ausgangsprofil eines Individuums, zwischen 50 und 70 % der Schnellkraftfähigkeit verloren. Die vertikale Sprungkraft und -leistung geht mit dem Alter verloren, wobei sich hierin der Verlust der elastischen Komponenten des Bindegewebes widerspiegelt. Darüber hinaus können die altersbedingten Minderungen der Schnellkraftleistungen mit Sarkopenie und darüber hinaus durch die altersbedingte Zelldehydrierung und Wasserverlust erklärt werden.
Ursachen des altersbedingten Kraftverlusts
Viele unterschiedliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine Abnahme der Muskelmasse der primäre Grund für die Abnahme der Fähigkeit zur Kraftgenerierung mit zunehmendem Alter ist. Dies ist sogar bei Personen zu beobachten, die zwar trainieren, aber ihre Kraftgenerierung mit den von ihnen eingesetzten Belastungsroutinen nicht optimieren. Es scheint, als sei dieser Effekt auf die Muskelmasse unabhängig von der Muskellokalisierung (obere versus untere Extremitäten) und -funktion (Extension versus Flexion). Die Abnahme der Muskelmasse wird durch die Reduktion der Größe der einzelnen Muskelfasern und den Verlust einzelner Muskelfasern verursacht. Es scheint auch, als würden bevorzugt Typ-II-Fasern (schnell zuckende Fasern) mit zunehmendem Alter verloren gehen. Der beobachtete Rückgang ist bei Typ-II-Fasern ausgeprägter. Von einem durchschnittlich 60 %igen Anteil bei untrainierten jungen Männern ist ein Rückgang auf unter 30 % nach dem Alter von 80 Jahren feststellbar. Auf Grund von Untersuchungen an Elite-Gewichthebern und ihren Leistungen könnte man spekulieren, dass der Verlust hochschwelliger, Typ-II-Muskelfasern enthaltende, motorischer Einheiten derart kompensiert werden kann, dass die Anzahl dieser motorischen Einheiten noch immer über dem Niveau bei altersgleichen Kontrollpersonen liegt, aber völlig verhindern lässt sich dieser Verlust nicht.
Wie von Anton et al. (2004) erwähnt, scheint auch
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