Krafttraining
Gehen beträgt der Unterschied zwischen der Beschleunigung im Beckenbereich und am Kopf 0,5 bis 1,0 g (g – Erdbeschleunigung g = 9,81 m/s 2 ). Der Rücken muss bei jedem Schritt einen Stoß dieser Größe wegdämpfen. Untersuchungen bei 50-m-Skispringern haben gezeigt, dass die Beckenbeschleunigung beim Landen 10 g überschreitet. Gleichzeitig erreicht der Brustkorbinnendruck 90 mmHg (darauf wird in diesem Kapitel noch eingegangen). Die Belastungen für den Rücken werden verringert, wenn die Skispringer eine tiefe Kniebeuge bei der Landung ausführen (ungefähr 40 cm), mit gestreckten Beinen werden die Belastungen größer. Die Belastung nimmt proportional mit dem Sinus des Winkels zwischen der Richtung des Geschwindigkeitsvektors und dem Aufsprunghang zu. Diese Beispiele verdeutlichen die außerordentlich großen Belastungen für die Wirbelsäule bei Landevorgängen in den verschiedensten Sportarten.
Die Dämpfung (Stoßabsorption) einer Stoßbelastung bei Landevorgängen wird durch den kombinierten Einfluss folgender Vorgänge erreicht:
Die Eigenschaften des Bodenmaterials,
die Schuhqualität,
die Landetechnik,
die Dämpfungseigenschaften des Bewegungsapparats, insbesondere der Sprung- und Kniegelenke (bei Personen mit Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule sind diese Eigenschaften oft abgeschwächt).
Eine „weiche“ Landetechnik mit koordinierter Plantarflexion im Sprunggelenk und Kniegelenkflexion reduziert die Kraftspitze. Bei erfahrenen Sportlern werden nur noch 0,5 % der kinetischen Energie des Körpers zur Deformation von Gewebeteilen (Knochen, Knorpel, Wirbelsäule) aufgewandt. Ein harterLandevorgang verbraucht demgegenüber bis zu 75 % der mechanischen Energie des Körpers als Deformationsenergie. Der Unterschied erreicht das Hundertfünfzigfache (75/0,5 = 150).
RICHTIG LANDEN
Um Rückenverletzungen beim Landen vorzubeugen, sind Matten und Sportschuhe mit guten Dämpfungseigenschaften erforderlich und die Landebewegung ist zweckmäßig auszuführen. Der Boden sollte mit gestreckten Beinen und mit einer Plantarflexion im Sprunggelenk angenommen werden. Unmittelbar nach dem Bodenkontakt erfolgt eine Kniebeugung, um eine harte Landung zu vermeiden. Diese Landung ohne harten Stoßvorgang ist zu üben. Gute Balletttänzer landen, ohne dass ein Ton zu hören ist! Folgen Sie dieser Bewegungsausführung.
Die statische Belastung der Zwischenwirbelscheiben
Die auf die Zwischenwirbelscheiben einwirkenden Kräfte können deutlich das Körpergewicht und die gehobene Last überschreiten. Sie werden hauptsächlich durch Muskelspannung erzeugt. Die Betrachtung des aufrechten Stands soll den Belastungsmechanismus beispielhaft veranschaulichen ( s. Abb. 7.4 ).
Abb. 7.4: Mechanismus des Entstehens der mechanischen Belastung in den Zwischenwirbelscheiben. W 1 – Gewicht der oberen Körperteile, L 1 – Hebelarm, W 1 L 1 – Flexionsmoment der Schwerkraft, F – Kraft der Rückenstreckmuskulatur, L 2 – deren Hebelarm. Das System befindet sich im Gleichgewicht, wenn W L 1 = F L 2 gilt. Daraus ergibt sich F = (W 1 L 1 )/L 2 . Die auf die Zwischenwirbelscheibe wirkende Kraft (P) ergibt sich aus der Summe des Gewichts der oberen Körperteile und der Muskelzugkraft, P = W 1 + F oder P = W 1 [(1+L 1 )/L 2 ]. Nach White & Panjabi (1990), Clinical biomechanics of spine (S. 50). Modifikation mit Erlaubnis.
Auslösemechanismus
Im gewählten Beispiel wirkt das Gewicht des Oberkörpers auf L4 (den vierten Lendenwirbel). Der Teilschwerpunkt des Oberkörpers befindet sich nicht direkt über der Zwischenwirbelscheibe, sondern etwas vor ihr. Dadurch entsteht ein Drehmoment der Schwerkraft, das eine Vorneigung der oberen Körperhälfte bewirkt. Diesem Moment muss durch die Rückenstreckmuskulatur entgegengewirkt werden, die sich in unmittelbarer Nähe der Drehachse befindet. Die Drehachse verläuft nahe des Nucleus pulposus und der Hebelarm für den Muskelzug ist nur gering. Um das erforderliche Kraftmoment zu erzeugen, sind entsprechend hohe Kräfte aufzubringen (in Übereinstimmung mit dem Hebelgesetz: Je geringer der Hebelarm, desto größer die erforderliche Kraft). Da die Wirkungslinie der Muskelkraft annähernd parallel zur Wirbelsäule verläuft, wird dadurch im Zusammenwirken mit der Gravitationskraft der Druck auf die Zwischenwirbelscheiben stark erhöht.
Die auf L4 einwirkende Kraft kann dabei Werte im Bereich des Körpergewichts erreichen. Bei Beugebewegungen, beim Heben und bei anderen spezifischen Bewegungen
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