Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden
was er selbst nicht leben durfte. Wenn der Sohn aber dann die Defizite des Vaters ausgleichen soll, wird er damit oft genug überfordert. Es wird ihm ein Bild aufgedrängt,das seinem Wesen nicht entspricht. Oder die Tochter wird nicht als diese einmalige Tochter, die sie ist, gesehen, vielmehr projiziert die Mutter projiziert ihre eigenen Erwartungen, aber auch die eigenen Ängste und Befürchtungen auf sie. Manchmal ist es die eigene Unsicherheit als Frau, die sie der Tochter vermittelt. Das unsichere Selbstbild der Mutter wirkt sich auf das Selbstbild der Tochter aus und behindert sie in ihrer Entwicklung. Oder es sind übertriebene Wünsche: Die Tochter soll alle Wünsche der Mutter nach einer starken Frau erfüllen, damit sie in ihr gleichsam das nach außen zeigen kann, was sie selbst nicht verwirklicht hat. Und so gibt es auch Bilder von der Mutter zum Sohn oder Vorstellungen, die ein Vater auf seine Tochter überträgt bzw. ihr ins Leben »mitgibt«. Die Mutter sieht im Sohn oft den Prinzen, der Vater in der Tochter die Prinzessin. Doch diese Bilder tun den Kindern nicht gut. Spätestens, wenn sie in die Schule kommen, sind sie keine Prinzen und Prinzessinnen mehr, sondern müssen sich mit ihren Mitschülern auseinandersetzen und sich unter ihnen behaupten.
Der Chef und seine Mitarbeiter
Von den Bildern, die wir in der Familie mitbekommen haben, hängen auch die Bilder ab, die wir auf andere projizieren. Da ist ein Chef, der all die Defizite in sich selbst übersieht oder unterdrückt. Er projiziert das Minderwertige, das er in sich empfindet, auf seine Mitarbeiter. Er sieht in den Mitarbeitern alle Fehler, die er selbst hat, die eraber bei sich selbst nicht zugibt. Er wird misstrauisch und sieht im Verhalten der Mitarbeiter Fehler, wo gar keine sind. Die Mitarbeiter haben das Gefühl, dass sie dem Chef nichts recht machen können. Sie können tun und leisten, was sie wollen, immer ist es zu wenig für den Chef, denn er projiziert seine eigenen Defizite auf die Mitarbeiter. Und so bleibt bei allem, was sie tun, ein Defizit. Das macht die Mitarbeiter unzufrieden und lähmt sie oft genug. Chefs, die Minderwertigkeitskomplexe haben, die hohe Forderungen an die andern stellen und sich zugleich schwach fühlen, müssen ihre Mitarbeiter klein machen. Sie können sie nicht anerkennen. Sie sind auf ihre Fehler und Schwächen fixiert und decken sie schonungslos auf, um von ihrer eigenen vermeintlichen Minderwertigkeit abzulenken. Solche Chefs schaden ihren Mitarbeitern. Sie entwerten sie ständig. Sie haben nach außen oft ein grandioses Ego: Nur sie sind gut und alle anderen taugen nicht viel. Und wenn die Mitarbeiter dann kein gutes Selbstbild von sich haben, übernehmen sie das Bild der Minderwertigkeit, das ihnen der Chef überstülpt. Diese Dynamik führt dann meist eher bei den Mitarbeitern als beim Chef in den Burnout.
Das Misstrauen mancher Chefs gegenüber ihren Mitarbeitern führt zu einem übertriebenen Kontrollverhalten. Der Chef kontrolliert die Arbeit seiner Mitarbeiter bis ins Detail. Der Kompetenzraum der Mitarbeiter schrumpft, sie erfahren sich als immer weniger wirksam und doch mit übergroßen Erwartungen konfrontiert. Eigentlich ist es das Misstrauen sich selbst gegenüber, das der Chef auf die Mitarbeiter projiziert. Er traut sich selber nicht. Er würdelieber eine ruhige Kugel schieben, wenn er nicht unter Beobachtung oder unter innerem Druck stünde. Er würde für sich Vorteile herausschlagen, wenn er angestellt wäre. All das, was er in sich trägt, projiziert er auf die Mitarbeiter. Die reagieren damit, dass sie sich verschließen. Sie haben den Eindruck, dass der Chef alles mit einer misstrauischen Brille anschaut, mit einer dunklen Brille, die die Leistungen, die tatsächlich erbracht wurden, verschwinden lässt.
Es ist die Aufgabe des Chefs, seine Bilder, die er sich von den Mitarbeitern macht, immer wieder zu überprüfen: Wo projiziere ich meine eigenen verleugneten Selbstbilder in die anderen hinein? Wo ist mein Blick durch meine misstrauische oder feindselige Brille verstellt? Dann muss ich versuchen, meine Vorurteile einmal beiseite zu schieben und den einzelnen Mitarbeiter bewusst in den Blick zu nehmen. Was sehe ich in ihm/ihr? Wie ist er/sie wirklich? Was ist sein/ihr Wesen? Der hl. Benedikt fordert seine Mönche auf, in ihren Brüdern, aber auch in den Gästen, den Männern und Frauen, die das Kloster besuchen, Christus zu sehen. Das verlangt eine andere Brille: die Brille des
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