Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden
beschäftigt bist. Du wirst sehen, dass du sie anders vollziehen kannst. Deine Beschäftigung bringt dich nicht aus deiner Ruhe. Alle Bewegung entsteht aus der Ruhe. Du bist nicht mehr im Hamsterrad, sondern in Deiner Mitte.
Bilder von Beziehungen, die krank machen
Bilder, die wir uns von anderen machen
Wir tragen nicht nur Bilder von uns selbst in unserem Herzen. Wir machen uns auch Bilder von anderen Menschen. Wir können gar nicht leben, ohne uns ein Bild vom anderen zu machen. Sobald ich einem Menschen begegne, konstelliert sich in meiner Seele ein Bild von ihm. Wir machen uns Vorstellungen vom anderen. Dem können wir nicht entrinnen. Das ist zunächst einmal noch nichts Schlimmes. Aber es kommt darauf an, dass wir uns dieser Bilder bewusst werden. Dann können wir erkennen, ob die inneren Bilder vom anderen uns helfen, die Fähigkeiten des anderen und seine Würde zu sehen, oder ob sie uns daran hindern, den anderen in seiner Besonderheit zu erkennen. Es gibt Bilder in uns, die den anderen festlegen und ihn in ein bestimmtes Schema pressen. Bilder werden oft zu Vorurteilen, die dem anderen gar nicht die Chance lassen, seine eigene Wahrheit zu leben. Wir teilen ihm ein bestimmtes Bild zu, das ihn festlegt. Er wird von uns in ein »Prokrustesbett« gezwängt. Die Griechen haben den folgenden Mythos von Prokrustes erzählt. Prokrustes war ein Wegelagerer, der alle Vorübergehenden in sein Bett gezwängt hat. Die zu kurz waren, streckte er mit Gewalt in die Länge. Und denen, die zu lang waren, hackte er die Glieder ab. Beide hatten also keine Chance und sind zugrundegegangen. Die Erzählung zeigt uns, was unsere Bilder anrichten können. Wenn wir den anderen mit zu kleinen Bildern festnageln, hindern wir ihn am Leben. Und mit zu großen Bildern schaden wir ihm genauso. Wir sehen die wirklichen Potenziale nicht, die ein Mensch hat, indem wir uns nur auf eines konzentrieren – und das ist oft genug noch dazu das Negative, das was uns selbst fehlt, was uns mangelt.
Die Bilder und Vorstellungen, die wir vom anderen in uns tragen, prägen nicht nur unser Miteinander im Kleinen. Sie prägen auch unsere Gesellschaft. In unserer Gesellschaft werden den einzelnen Menschen Bilder übergestülpt. Und von diesen Bildern hängt es ab, ob die Menschen anerkannt sind oder nicht. Das führt so weit, dass manche gar nicht mehr sagen, welchen Beruf sie haben, weil ihr Berufsbild in der heutigen Gesellschaft nicht mehr »in« ist. Man möchte aber etwas gelten. Daher verleugnet man seinen Beruf oder erfindet neue Bilder dafür, die den aktuellen Wertungen der Gesellschaft eher entsprechen. Kaum eine Frau, die in Büros oder in Privathaushalten putzt, traut sich heute noch, sich als Putzfrau zu bezeichnen. Stattdessen ist sie »in der Raumpflege« oder »in der Hauswirtschaft« beschäftigt. Sogar im Kloster möchte man seiner Aufgabe gerne ein gewichtigeres Bild anhängen. Als meine Tante, die vor ihrem Klostereintritt Lehrerin war, anfing, dement zu werden, wurde sie als Hilfskraft zum Kartoffenschälen eingeteilt. Als ein Gast sie fragte, was ihre Tätigkeit im Kloster sei, antwortete sie: »Ich bin am konkreten Aufbau des Klosters beteiligt.« Selbst in ihrer Demenz brauchte sie für ihre Tätigkeitnoch ein Bild, das sie in den Augen der andern gut dastehen ließ.
Wertungen und Projektionen
Ich möchte im Folgenden einige Bilder, die wir uns vom anderen machen, anschauen. Solche Bilder beinhalten immer schon eine Wertung des anderen. Oft geschieht diese Wertung unbewusst. Daher ist es wichtig, sich der Bilder bewusst zu werden, um sie dann auch ändern zu können. Ob ich will oder nicht, ich mache mir ein Bild vom anderen. Doch meine Verantwortung ist es, dieses Bild immer wieder in Frage zu stellen und mich in den anderen, der hinter diesem Bild steckt, hineinzumeditieren, mir vorzustellen, wer er wirklich ist, und nach seiner wahren Gestalt zu suchen.
Der Chef hat ein bestimmtes Bild von seinen Mitarbeitern, die Mitarbeiter haben ein Bild vom Chef. Auch von diesen Bildern hängt es ab, wie wir miteinander arbeiten und wie wir die Arbeit erleben. Die Bilder, die ich mir vom anderen mache, prägen sich unbewusst auch in den anderen ein. Die Psychologie spricht von Projektionen, die wir dem anderen überstülpen und die dann dessen eigenes Selbstbild trüben. Solche Projektionen geschehen zunächst in der Familie. Da sieht ein Vater den Sohn nicht als diesen einzigartigen Sohn, der er ist, sondern er sieht in ihm all das,
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