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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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hatten ihm ja bereits gute Dienste geleistet. Ob Gisela genauso erfreut über die gute Funktionalität gewesen war, konnte er nicht genau sagen. Auf jeden Fall hatte sie einen kleinen Seufzer ausgestoßen, als er ihr hinterrücks den Knebel in den Mund gepresst, dann blitzschnell die Tüte übergestülpt und zugedrückt hatte. Sie hatte ein wenig gezappelt und mit ihren Schuhen über den Boden gekratzt, aber das war schnell vorbei gewesen. Als er bemerkt hatte, dass sie sich für dieses Wochenende ganz neu eingekleidet hatte, hatte er sich geärgert. Neue Schuhe, ein neuer Rock und auch die lackglänzende weiße Bluse. Das sah alles recht teuer aus. So viel Geld aus dem Fenster geworfen. Gut, er musste ihr zugestehen, dass sie das ja nicht hatte ahnen können. Aber trotzdem hatte sie wieder nicht auf ihn gehört. Er hatte ihr gesagt, sie solle bloß keinen Aufwand betreiben. Das Ganze sei keine große Sache, es handele sich nur um ein paar Tage zur Entspannung. Als er sie, ohne die Tüte vom Kopf zu ziehen, umgedreht hatte, hatte er auch noch feststellen müssen, dass sie einen scharfen schwarzen Lederbüstenhalter trug und sogar ein paar Kilos abgenommen hatte. Sah eigentlich gar nicht schlecht aus. Im Gegenteil. Dieses Schwarz unter der weißen Bluse hatte ihm sogar ausgesprochen gut gefallen. Irgendwie streng und ein bisschen klerikal.
    »Ach, und das Frauenhäuschen steht auch noch auf dem Plan«, fiel ihm in diesem Zusammenhang ein, »da, wo früher die Nonnen lebten und einen Fischteich hatten, der heute wieder ein Moor ist. Da muss man sicher aufpassen, dass man nicht drin versinkt.« Er lachte laut und freute sich, dass Frau Holtkotte ihn auch auf diese Stelle aufmerksam gemacht hatte. Er war zwar stellenweise abgelenkt gewesen, weil er gleichzeitig die Mail an Natascha losschickte, wann und wo sie sich treffen würden, aber die entscheidenden Informationen hatte er mitbekommen und sofort festgestellt, wie perfekt das alles in seinen Plan passte. Ein Moor! Etwas Besseres gab es nicht, um eine Leiche verschwinden zu lassen. Und man konnte mit dem Auto ganz nahe heranfahren, auch wenn das nicht erlaubt war. Aber wer eine selbstfabrizierte Leiche im Gepäck hatte, ließ sich doch von so ein paar lächerlichen Verbotsschildern nicht aufhalten. Also hatte er Gisela in die frisch erstandene Plane gehüllt, mit dem gelieferten Seidenseil verpackt und über die Stufen zu seinem Auto geschleppt, das er ordnungsgemäß im Gästecarport der Pension geparkt hatte. Dabei hatte er sorgfältig darauf geachtet, nicht aufzufallen, was aber hier in Kelberg nicht ganz so schwierig war, wie in der Stadt, aus der er kam. Ein bisschen hatte er es bedauert, dem wunderschönen Garten von Frau Holtkotte nicht mehr Aufmerksamkeit schenken zu können, aber aufgehoben war nicht aufgeschoben. Das konnte er sicher mit Natascha nachholen. Und wenn er sich nicht irrte, hatte er auch in einer Ecke ein paar Brennnesseln entdeckt. Die fanden in dem Buch zwar keine direkte Erwähnung, aber er hatte beschlossen, selbst auch etwas Kreativität zu entwickeln und sich den ländlichen Gegebenheiten anzupassen. Oh, süßer Schmerz. Ihm würde schon eine vergnügliche Verwendungsmöglichkeit einfallen.
    Das festverschnürte Gisela-Paket war langsam in der grünen Moorsuppe versunken. Ein bisschen zu langsam für seinen Geschmack, denn Natascha wollte er um nichts in der Welt verpassen. Deswegen hatte er Gisela sich selbst überlassen, bevor sie komplett verschwunden war. Früher war sie schließlich wunderbar ohne ihn zurechtgekommen, da würde sie es dieses eine Mal ja wohl auch schaffen.
    Frau Näckel lächelte und legte ihm die Hände auf die Schultern. Dann manövrierte sie eine der Hauben über seinen Kopf, senkte sie ab und schaltete das Gerät ein. Ein warmer Luftzug rauschte ihm um die Ohren. Heinzwerner zuckte zusammen. Das Handy vibrierte in seiner Hosentasche und kündigte eine SMS an.
    »Das ist wirklich sehr schön da beim Frauenhäuschen«, bestätigte Frau Näckel und drehte an einem Knopf über seiner Stirn. Das Rauschen wurde zu einem Dröhnen und das warme Lüftchen zu einem heißen Wüstenwind. »Und so gefährlich, wie man sagt, ist es auch gar nicht. So leicht kann man nicht in dem Moor versinken. Da ist doch überall Schwingrasen.«
    »Was?« Heinzwerner beugte sich vor und zerrte gleichzeitig an seiner Hose. Das Handy hatte sich im Stoff der Tasche verheddert und schaffte es nur mühsam ans Tageslicht. »Was haben Sie gesagt?

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