Krank für zwei
Montage verbringt. Ach Alexa, tust du mir einen Gefallen?«
»Sprich, mein Sohn. Du weißt, ich bin dir wohlgesonnen.«
»Paß auf dich auf, ja?« Alexa war einen Moment lang verlegen.
»Klar, mache ich«, sagte sie dann. »Bis bald.«
Eine Sekunde später hatte Max aufgelegt.
Alexa blieb noch einen Augenblick sitzen, bevor sie die Autotür öffnete. Max kam in die Stadt! Das war wirklich eine Überraschung. Als Vincent ins Sauerland gezogen war, war Max noch Taxifahrer gewesen. Ein Schweiger irgendwie.
Jemand mit bewegter Vergangenheit, der nichts und niemanden an sich heranließ. Geöffnet hatte er sich erst später, damals, während der Schützenfestmorde. Doch kaum war zwischen ihm und Vincent eine richtige Freundschaft entstanden, da war er plötzlich verschwunden. Monatelang war Max durchs Ausland getrampt und hatte sich bestenfalls sporadisch gemeldet. Bis er auf einmal überraschend vor der Tür stand, mit einem ausgeglichenen Gemüt und einem Bündel voller Zukunftspläne. Polizist wollte er werden, besser noch Kripo-Beamter, jemand, der mit richtigem Verbrechen zu tun hat und nicht nur mit Ampelsündern. Ein sauerländischer Schimanski vielleicht oder ein südwestfälischer Maigret. Prompt hatte er sich bei der Polizei beworben und die Aufnahmeprüfung mit Glanz und Gloria bestanden. Der Kontakt war jetzt wieder ziemlich regelmäßig, seitdem Max in Köln studierte. An der Bullen-FH. Ein Name übrigens, der für Alexa so gar nichts von einem Schimpfwort hatte. Schließlich hatten männliche Rinder noch vor wenigen Wochen zu ihrem Hauptbeschäftigungsfeld gehört. »Gestern Rinder, morgen Kinder«, hatte ihr Friseur gleich zu Beginn der Schwangerschaft gefrotzelt. Alexa schmunzelte. Mal sehen, wie sie sich als Mutter schlagen würde. Und Vincent erst Vincent als Vater? Das war schon ein Ding. Vincent -Alexa riß sich aus ihren Gedanken. Sie war schließlich gekommen, um ihn zu besuchen.
10
In meinem Zimmer wartete Alexa auf mich. Sie saß vor einem Tablett und verspeiste mein Mittagessen. Als sie mich erblickte, war ihr das kein bißchen peinlich.
»Hab’ nur mal eben den Nachtisch probiert«, erklärte sie mit noch halb vollem Mund. »Milchreis mit Himbeersoße.« Mein Blick fiel auf das winzige Restchen Milchreis, das nach ihrem Probieren übrig geblieben war. Um davon abzulenken, hob Alexa den Plastikdeckel hoch, der einen größeren Teller bedeckte.
»Sieht alles ganz lecker aus«, kommentierte meine Ehefrau sachkundig. »Das hier scheint so eine Art Gemüsebratling zu sein. Dazu gibt’s Frühkartoffeln und –« Alexa hob das letzte Plastikdeckelchen »Salat«.
»Ehrlich gesagt, habe ich gar keinen Hunger. Mein Bauch tut immer noch weh. Nicht mehr so schlimm wie gestern, aber einen vollen Magen kann ich mir noch nicht so gut vorstellen.« Ich verschwieg, daß mir nach wie vor der Anblick von Peulers Leiche im Kopf herumschwirrte und jeglichen Appetit im Keim erstickte.
»Wie geht’s euch beiden?« Vorsichtig faßte ich auf Alexas Bauch.
»Phantastisch. Wir bleiben noch ein Weilchen untrennbar, sagt die Frauenärztin. Aber das macht nichts. Übrigens war das bei weitem nicht das Interessanteste, was ich beim Arzt erlebt habe.« Alexa zog sich das Tablett noch etwas näher heran, machte sich über die Hauptspeise her und erzählte nebenbei von aufopferungsvollen Arztfrauen und sich hiss-hassenden Konkurrenzkrankenhäusern.
»Ich hab’ mir gedacht«, Alexa kaute auf dem letzten Rest der Tierfreundfrikadelle herum, »vielleicht liegt darin ja das Motiv für diesen Chefarztmord begraben.«
»Wie stellst du dir das vor? Meinst du, jemand aus dem Katharinen-Krankenhaus ist mit Mordabsichten hergekommen, um das Pankratius-Hospital in die Schlagzeilen zu bringen? Das glaubst du doch wohl selber nicht.«
Alexa grunzte.
Ich mußte an das denken, was Benno mir erzählt hatte. Medikamente waren verschwunden. Morphine, die ein Abhängiger als Suchtmittel benötigt haben konnte. Dr. Peuler hatte davon nichts wissen wollen. Es lag viel näher, daß die Mordursache darin verborgen lag.
»Alexa –« Ich wollte gerade beginnen, meine Liebste darüber zu informieren, als sie mich unterbrach.
»Auf jeden Fall werde ich Max davon erzählen.«
Ich stutzte. »Max? Warum gerade Max?«
Alexa grinste genußvoll. Sie liebte es, mehr zu wissen als ich. Seelenruhig stand sie auf und stellte das Tablett auf den Besuchertisch. »Max wird ab morgen die Mordkommission Krankenhaus begleiten. Er macht ein
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