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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Praktikum und wurde prompt dieser Abteilung zugeteilt.«
    »Nein.«
    »Doch. Übrigens war Max’ und mein Wortwechsel ähnlich variantenreich.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Vor lauter Überraschung hatten wir kein Klopfen gehört. Auf jeden Fall stand plötzlich ein Mensch im Zimmer. Da er weiß gekleidet war und irgendwelche Unterlagen in den Händen hielt, konnte man ihn für einen Arzt halten. Im Zweifelsfall wohl eher für eine Ärztin.
    »Herr Jakobs?« Die Frau konnte auch sprechen. Im übrigen sah sie ganz nett aus, etwas unkonventioneller als die übliche Sorte Mediziner. Sie trug um den Hals eine Kette, die aussah, als sei sie aus Holz gemacht, und um das Handgelenk ein buntes Bändchen, wie es meine Schüler häufiger trugen. Ein Freundschaftsband, das man nicht abnehmen sollte, bis es irgendwann von selbst den Arm aufgab. Die Ärztin hatte kurzes braunes Haar und trug Kletter-Sandalen. Trotz ihrer dunkelbraun gegerbten Haut sah sie nicht nach mehrwöchigem Skiurlaub aus, noch nicht mal nach ausgiebigem Solarium. Die Frau roch irgendwie nach Abenteuer.
    »Mein Name ist Rosner«, die Medizinerin nickte freundlich meiner Angetrauten zu, dann konzentrierte sie sich wieder auf mich, »es tut mir leid, daß Sie erst jetzt Besuch von uns bekommen. Aber sicherlich haben Sie mitbekommen, was derzeit auf der Station los ist. Es geht alles ein bißchen drunter und drüber, daher die Verzögerung. Wenn ich richtig sehe, hätten Sie heute operiert werden sollen?« Ich nickte brav, während Dr. Rosner ein bißchen in meiner Karte herumblätterte. »Das Aufklärungsgespräch ist gestern Abend geführt worden, sehe ich. Ein Anästhesist war auch schon da. Dann würde ich vorschlagen, daß ich Sie jetzt noch einmal untersuche, um eine Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen zu können.«
    »Von mir aus«, murmelte ich und legte meinen Entzündungsblick auf.
    Ich mußte mein Schlafanzugoberteil hochziehen und wurde noch mal gründlich untersucht. Dr. Rosner drückte an verschiedenen Stellen meines Körpers herum. Es war deutlich spürbar, daß sie wußte, wo es sich am meisten lohnte.
    »Insgesamt geht es mir schon viel besser«, konnte ich zwischendurch einwerfen.
    »Sind Sie sicher?« Dr. Rosner drückte von der Seite in mich hinein, so daß ich fast aufgesprungen wäre.
    »Ich denke, eine rektale Untersuchung ist nicht mehr notwendig«, erklärte Frau Dr. Rosner. Eine rektale Untersuchung? Da konnte ich der Ärztin nur zustimmen – nicht nötig!
    »Sie sind ein Grenzfall«, Frau Dr. Rosner ließ sich auf meinem Besucherstuhl nieder. Alexa hatte es sich am Fußende bequem gemacht.
    »Ein Grenzfall?« Ich entschied mich, die Aussage nicht persönlich zu nehmen.
    »Ihre Entzündungswerte sind nicht himmelschreiend, Ihre Schmerzen im großen und ganzen wohl erträglich. Man kann von einer starken Reizung Ihres Blinddarms sprechen. Theoretisch könnte man noch etwas abwarten. Aber ich wüßte nicht, warum. Das Ding kann jederzeit hoch akut werden. Dann müssen Sie innerhalb kürzester Zeit operiert werden. In Ihrer jetzigen Situation würde ich das nicht riskieren.« Sie lächelte zu Alexa hinüber. »Sie wollen doch fit sein, wenn die Geburt ansteht. Bringen Sie es hinter sich, dann haben Sie den Kopf frei für Ihre Familie«
    Offensichtlich sah ich immer noch nicht allzu entschlossen aus. »Sie sind ja im Aufklärungsgespräch schon hinreichend informiert worden. So eine Blinddarmoperation ist heutzutage wirklich keine große Sache mehr. In drei bis sechs Tagen sind Sie hier raus. Das ist doch eine Perspektive, oder?«
    »Sicher!« Mir gingen in Wirklichkeit ganz andere Dinge im Kopf herum. »Wer macht denn die OP, ich meine, jetzt, wo Dr. Peuler nicht mehr da ist?«
    »Sicher kann ich Ihnen das gar nicht sagen, aber ich nehme mal an, Oberarzt Dr. Lübke wird das übernehmen. Oder vielleicht Dr. Petras. Die dritte Oberärztin Frau Dr. Neuhaus befindet sich im Urlaub. Und da Sie als Privatpatient Anspruch auf Chefarztbehandlung haben, wird man wohl keinen von uns Assistenzärzten ranlassen.«
    Im Prinzip war es mir egal, welcher Dienstgrad meinen Bauch öffnete. Interessanter fand ich die Frage, ob vielleicht Peulers Mörder an meiner OP beteiligt war. Vielleicht gestärkt durch eine gepfefferte Dosis Morphium?
    »Und Sie meinen, die Operationen finden morgen ganz normal statt?« Ich schaute Dr. Rosner fragend an.
    »Wir gehen davon aus, daß ab morgen früh wieder alles in geregelten Bahnen laufen

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