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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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auf!«
    »Ich werd’ mir Mühe geben«, schoß ich zurück. »Aber speziell bei der Narkose wird mir das verdammt schwerfallen.«
    Gertrudis strahlte mich an. »Haben Sie schon mal was von lokaler Betäubung gehört?«
    Resigniert zog ich mir die Decke über den Kopf. Ich fühlte mich krank. Ziemlich krank. Genaugenommen krank für zwei.

13
    Dieser Kellermann war ein harter Brocken. Das hatte Hauptkommissarin Oberste sich gleich gedacht. Selbstsicher, überlegen, arrogant, so trat der junge Spund auf. Noch keine Vierzig, schätzte die Leiterin der Mordkommission. Noch keine Vierzig, und schon oben angekommen. Oder wollte er noch höher hinaus?
    »Ich mache keinen Hehl daraus, daß ich mit Dr. Peuler nicht in allem einer Meinung war«, erklärte Kellermann jetzt. »Wir vertraten immerhin zwei unterschiedliche Generationen. Peuler hätte mein Vater sein können.«
    »Wo waren Sie gestern morgen in der Zeit von sieben Uhr bis sieben Uhr dreißig?«
    Kellermann grinste. Er konnte verdammt arrogant grinsen.
    »Mit dieser Frage habe ich natürlich gerechnet. Ich muß Sie enttäuschen. Ich war nicht allein in meinem Büro. Ich war auch nicht ohne Zeugen hier in der Klinik unterwegs.«
    »Wir sind hier nicht in der Ratestunde«, Marlene Oberste verlor zusehends ihre Beherrschung. »Beantworten Sie bitte präzise meine Frage und erzählen Sie mir nicht, wo Sie überall nicht waren.«
    Kellermann lächelte liebenswürdig. Er schien es zu genießen, daß sie aus der Haut fuhr.
    »Ich war im Kreißsaal«, sagte er schließlich. »Meine Zeugen heißen Annemarie Bergner, Peter Klein, Renate Klein und Lisa Klein. Lisa ist übrigens das Baby, das um sieben Uhr achtunddreißig zur Welt kam.«
    »Natürlich werden wir das überprüfen.«
    »Das wäre mir eine Ehre.«
    Marlene Oberste hätte Kellermann am liebsten einen Tritt versetzt. »Herr Dr. Kellermann, eine Frage noch. Warum haben Sie Ihrem Kollegen Dr. Lübke gedroht?«
    »Gedroht?« Kellermann spreizte die Finger und legte die Fingerspitzen aneinander. Die Frage der Hauptkommissarin schien ihn köstlich zu amüsieren.
    »Sie meinen wegen unser kleinen Auseinandersetzung heute morgen?«
    »In der Tat, genau deshalb. Dr. Lübke hat zu Protokoll gegeben, Sie hätten geäußert, er habe nicht mehr lange zu leben.«
    »Nanana«, Kellermann sah Marlene Oberste mit einer gespielten Sorgenfalte an. Der Kerl hatte so blaue Augen, daß man sich glattweg darin verlieren konnte. Zumindest, wenn man jung und unerfahren war. »Der Herr Kollege wird doch nicht die Unwahrheit gesagt haben, nur um mich in den Dreck zu ziehen?«
    »Sind Sie da nicht schon?« Marlene Oberst sah den Gynäkologen herausfordernd an.
    »Ich habe mit Dr. Lübke gestritten, weil er eindeutig seine Kompetenzen überschritten hat. Lübke ist von Peuler immerzu gedeckt worden. Er hat Privilegien bekommen, die ihm nach seiner fachlichen Kompetenz nicht unbedingt zustehen. Wissen Sie, Lübke hat von dieser Welt so gut wie nichts gesehen. Rein beruflich, meine ich jetzt«, Kellermann lächelte selbstgefällig. »Brilon, Iserlohn, Hüsten, das waren seine Stationen, bevor er hier ans Pankratius kam. Der Mann hat nie an einer großen, bedeutenden Klinik gearbeitet. Er hat keine Referenzen außer ein paar sauerländischen Fleißzeugnissen. Unter uns gesagt, ist er ein chirurgischer Provinzklempner, der von Peuler über das angebrachte Maß hinaus protegiert wurde«, Kellermann streckte seine Beine aus und machte es sich bequem. »In unserem Streitgespräch habe ich Dr. Lübke gegenüber provokant geäußert, ich sei nicht sicher, ob er noch lange genug im Haus beschäftigt sei, um einen Rachefeldzug gegen mich anzetteln zu können.«
    »Einen Rachefeldzug? Wofür müßte man sich denn an Ihnen rächen?«
    »Lübke ist der Meinung, daß ich gegen Peuler intrigiert habe, oder besser noch: gegen die ganze Abteilung, wie er sagt.«
    »Was Sie natürlich bestreiten würden?«
    Kellermann strich sein volles blondes Haar aus der Stirn. »Bei allem, was ich tue, habe ich nur eines im Sinn. Die Position unseres Krankenhauses zu verbessern. Offensichtlich ist man sich hier im Haus noch überhaupt nicht darüber im klaren, welchen Zeiten wir entgegengehen. Unser Gesundheitssystem wird sich radikal ändern. Darauf müssen wir eingestellt sein. Ich scheine der einzige zu sein, der den Ernst der Lage erkannt hat und bereit ist, Konsequenzen zu ziehen.«
    »Konsequenzen? Welcher Art?«
    »Modernisierung und Ökonomisierung. Beides

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