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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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dafür, abgesehen davon, daß ich Lübkes Streit jetzt besser verfolgen konnte. Sofort war mir klar, mit wem Lübke es nebenan zu tun hatte. Dr. Wolkov, sein Assistenzarzt, der liebenswürdige Russe.
    »Ihnen ist überhaupt nicht klar, was Sie da angerichtet haben«, brüllte Lübke. »Wissen Sie, was das für den Ruf unseres Krankenhauses bedeuten kann? Wir sind ruiniert, wenn das herauskommt. Wie sieht es denn aus, wenn ein Assistenzarzt sich mit Drogen volldröhnt? Wie sieht das denn aus?«
    »Nicht vollgedröhnt. Wirklich nicht vollgedröhnt«, Wolkovs Stimme hatte etwas Verzweifeltes.
    »Was meinen Sie denn wohl, was in der Zeitung stehen wird? Der geschätzte Assistenzarzt Dr. Wolkov hat sich nicht vollgedröhnt, sondern lediglich zur Beruhigung gelegentlich eine Dosis Morphium genommen! Wir werden zerrissen. Verstehen Sie? Wir werden zerrissen.«
    »Aber es weiß doch keiner –«
    »Sind Sie da so sicher? Ich muß diese Erkenntnis an die Polizei weiterleiten, das ist Ihnen doch wohl klar. Meinen Sie, da kann man überzeugt sein, daß nichts an die Öffentlichkeit gelangt? Das wäre ein Wunder.«
    »An die Polizei? Aber Polizei denkt, ich hätte mit Mord zu tun.« Wolkov war seine Angst anzuhören. Und je mehr er sich aufregte, desto mehr kam ihm die Sprache in die Quere.
    »Das ist Ihr Problem, nicht meins.«
    »Aber ich habe Chef nicht umgebracht. Warum denn? Warum sollte ich –«
    »Ganz einfach. Weil er herausgefunden hat, was mit Ihnen los ist. Und weil er Sie hochgehen lassen wollte. Deshalb!«
    »Aber Chef wollte mich nicht hochgehen lassen. Ich habe mit ihm gesprochen. Er hatte Verständnis, wenn die Sache ein Ende hat. Er hatte Verständnis.«
    »Das machen Sie erstmal der Polizei klar.«
    »Ich war zu Haus, als der Mord passierte. Ich bin später erst in die Klinik gekommen.«
    »Wolkov, stellen Sie sich vor, ich glaube Ihnen das sogar, aber das spielt jetzt keine Rolle. Es spielt eine Rolle, was die Polizei denkt. Und was die Öffentlichkeit denkt. Sie haben den Ruf dieses Haus geschädigt und deshalb werde ich morgen bei der Verwaltung um Ihre Entlassung bitten.«
    »Entlassung?«
    »Was haben Sie denn gedacht? Meinen Sie, wir würden Ihnen freudestrahlend die Hände reichen und freiwillig Ihre Dosis an Dolantin erhöhen?«
    »Aber ich bin nicht abhängig. Nur soviel gearbeitet. Das kann doch kein Mensch aushalten. Und Dr. Peuler habe ich auch nicht umgebracht. In diesem Land alles wird verdreht. Ich soll an allem schuld sein. Aber das ist nicht wahr. Und jetzt werde ich entlassen. Das ist nicht richtig, Herr Dr. Lübke. Das ist einfach nicht richtig!«
    Eine Tür knallte zu. Dr. Wolkov hatte das Büro verlassen.
    Von nebenan war nichts zu hören. Wahrscheinlich stand Dr. Lübke wie angewurzelt da. Das konnte ich gut verstehen.
    Mir ging es genauso. Dann hörte ich nebenan doch ein Geräusch. Was, wenn der Oberarzt hereinkam? Ein Schaben war zu hören. Hektisch sah ich mich um. Dieses Büro hatte dieselbe Struktur wie die Patientenzimmer. Sogar das Waschbecken war noch vorhanden und derselbe dunkelgrüne Vorhang wie in den anderen Zimmern schirmte das Waschbecken vom Rest des Raumes ab. Es waren nur zwei Schritte bis dahin. Ich hatte mich gerade hinter dem Vorhang verschanzt, als ich hörte, wie die Zwischentür aufging. Lübke war im Zimmer, nur zwei Meter von mir entfernt. In meinem Kopf raste es. Was, wenn er ein Glas Wasser trinken wollte nach diesem Gespräch? Ich traute mich kaum zu atmen. Lübke schien an eines der Regale herangetreten zu sein. Man hörte ein paar Geräusche. Wahrscheinlich hatte er einen Ordner herausgezogen, denn nun hörte man ein Klicken, so als ob jemand ein Blatt aus einem Ordner herausnehmen wollte. Jetzt schien Lübke wieder ins andere Zimmer zu gehen. Ich hörte einen Schlüssel klimpern, dann drehte sich das Schloß in Frau Merz’ Zimmer. Für einen Augenblick stellte sich Erleichterung ein. Er war weg. Zwei Sekunden später hörte ich, wie jemand von außen die Tür an Dr. Peulers Zimmer kontrollierte. Ich schloß die Augen. Lübke hatte diese Tür nicht vergessen. Wieder das Drehen des Schlüssels im Schloß. Kein Zweifel. Ich war eingeschlossen. Hier, wo vor drei Tagen Dr. Peuler ermordet worden war. Na, hoffentlich war ordentlich geputzt worden.

28
    Jetzt suchte ich schon eine Viertelstunde. Ich hatte mir eine Frist gesetzt. Wenn ich innerhalb von zwanzig Minuten keinen zweiten Schlüssel fand, würde ich mich bemerkbar machen. Klopfen, rufen oder

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