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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Ziegenstallgelände herum, bis er das Gatter erreicht hatte. Ich folgte ihm. »In England war ich zwei Jahre, in Frankreich eines. Danach habe ich noch im Ausland gearbeitet, in einem Tierheim auf Zypern. Ich bin jetzt seit einem Jahr wieder hier und habe die Praxis vom alten Friedrichs, Milas Schwiegervater, übernommen.«
    »Ist Mila auch von hier?« Ich kramte in meinen Erinnerungen, wurde aber nicht fündig.
    »Nein. Mila ist zugezogen. Eine Fremde.« Alex öffnete das Gatter und betrat das Gehege. »Eingeheiratet. Vor ungefähr zehn Jahren.«
    »Eine Fremde? Nach zehn Jahren? Vermutlich genauso lange, wie du selbst weg warst? Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
    Alex zuckte mit den Schultern. »So ist es halt. Sie ist auch nicht viel im Dorf unterwegs, arbeitet außerhalb. Außer ihrem Mann und Marion hat sie nicht so viel Anschluss gefunden.«
    »Aber du kennst sie.«
    »Wie man sich halt so kennt als Tierarzt und Tierhalter.« Er schloss das Gatter hinter mir. »Bei den Damen hier musst du übrigens aufpassen«, sagte er, und es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dass er die Ziegen und nicht die Dorfbewohnerinnen meinte. Was ich ihm aber ebenfalls unbesehen geglaubt hätte.
    »Wieso? Die erscheinen mir ganz nett.«
    »Sind sie auch. Aber es sind Ziegen. Keine Kuscheltiere.«
    »Haben sie Namen?«
    Alex nickte.
    »Und?«
    »Marylin«, er zeigte auf die weiße Ziege, »Jane und Rita.«
    »Das klingt aber nicht nach Nutzviehhaltung.«
    »Marion hatte auch nicht vor, sie zu schlachten.«
    »Gut. Geben sie Milch?«
    »Zurzeit nicht. Wenn die Lämmer da sind, dann ja.«
    Wir betraten den eigentlichen Stall. Ich riss die Augen auf. An den Wänden hingen auf verschiedenen Höhen Bretter wie Regalböden. Einige Bretter standen mit einer kurzen Seite auf dem Boden, mit der anderen stießen sie an eines der aufgehängten Regalbretter.
    »Was ist das?«
    »Liegebretter für die Ziegen. Sie brauchen ihre Auszeiten neben der reinen Schlafzeit. Immerhin sind es Wiederkäuer. Sie lieben es, dabei etwas höher zu liegen. Ziegen sind ursprünglich für das Gebirge konstruiert.«
    Mit wenigen routinierten Griffen füllte er die Futtertröge und mistete den Stall aus.
    Ich beobachtete ihn. Das musste doch zu schaffen sein. Alex betrat einen kleinen Nebenraum.
    »Hier könntest du theoretisch melken, wenn du das denn wolltest. Aber es ist eine Menge Arbeit, wenn du einmal damit anfängst. Und bei den Miniviechern sind die Erträge sowieso eher überschaubar.« Er nahm einen überdimensionierten Klostein mit Kordel aus einem alten Schrank.
    »Salzleckstein?«, fragte ich, stolz, endlich selbst Fachwissen beisteuern zu können.
    Alex nickte. »Sie sind völlig verrückt danach.« Er hielt mir die Tür auf und verbeugte sich leicht. »Feierabend.«
    Im Hinausgehen kraulte ich Rita noch einmal ausführlich hinter den Ohren. Zumindest glaubte ich, dass es Rita war. Sie schien es ausgesprochen zu genießen.
    »Hast du eigentlich schon was vor heute Abend?«, fragte Alex beiläufig.
    »In erster Linie etwas zwischen die Rippen zu bekommen, was aber in Anbetracht des leeren Kühlschrankes nicht ad hoc zu bewerkstelligen sein dürfte. Und eine Pizzeria gibt es hier wahrscheinlich nicht.«
    »Keine Pizzeria. Aber extra dir zu Ehren haben wir ein Dorffest arrangiert. Mit Musikkapelle, Tanzboden und allem Zipp und Zapp.« Er lächelte mich freundlich an, während wir um das Haus herumgingen.
    Vor seinem Auto blieben wir stehen. Mir ging auf, was er da gerade gesagt hatte.
    »Ist nicht dein Ernst.«
    »Doch, klar. Heute ab neunzehn Uhr gibt es einmal das komplette Programm. Inklusive Pommesbude.«
    »Für mich?«
    »Ja, sicher.« Seine Mundwinkel zuckten. Ich sah ihn scharf an, bis er sein Lachen nicht mehr unterdrücken konnte.
    »Idiot.«
    »Ist mein zweiter Vorname.« Er sah auf seine Armbanduhr. »In einer Stunde komme ich dich abholen. Schaffst du das?«
    »Was?«
    »Na das, was ihr Frauen so macht, bevor ihr abgeholt werdet.«
    »Ich denke schon.«
    »Gut.« Er stieg in seinen Wagen und ließ den Motor an. »Dann bis um sieben.« Wieder strahlte er mich an, und das Kleine-Jungen-Gesicht von früher schob sich vor mein geistiges Auge. Fehlte nur noch, dass er mir die Zunge rausstreckte.
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und lief zurück in die Küche. So viel Zeit blieb mir nicht, wenn ich mich in einen vorzeigbaren Zustand versetzen wollte. Ich war hin und her gerissen. Ich nahm das Buch aus dem Schrank. Ich hatte die Seite

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