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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hatten.
    »Jederzeit«, erwiderte die Rotbezopfte. »Das sind wir Marion schuldig.« Sie hob ihr Glas und prostete mir zu. »Aber jetzt wird erst einmal gefeiert.«
    Den Heimweg fand ich gerade noch allein. Obwohl das Bier sehr lecker schmeckte und die Stimmung mit jeder Stunde ausgelassener wurde, hatte ich den Rückzug antreten wollen, bevor ich von beidem zu viel intus hatte.
    Alex war mit erheblicher Verspätung aufgetaucht und hatte mir erklärt, dass kalbende Kühe keine Rücksicht auf Abendplanungen nahmen. Trotzdem hatte er mich mehr als einmal zum Tanz aufgefordert. Unter den kritischen Blicken der anderen kratzte ich sämtliche Tanzschulerinnerungen zusammen und dilettierte mich durch den gnadenlos auf alle Lieder getanzten Discofox. Gesellschaftstanz wurde in den Clubs der Stadt nicht so wertgeschätzt wie hier, und so dauerte es ein wenig, bis wir unseren Rhythmus gefunden hatten. Als Alex mich zum wiederholten Male mit Schwung über die Tanzfläche wirbelte und mich mit festem Griff wieder einfing, musste ich widerwillig zugeben, dass mir die ganze Angelegenheit Spaß machte. Großen Spaß. Erst als die Band begonnen hatte, statt des englischen Charts-Gedudels deutsches Schlagergut zu spielen, war meine Toleranzgrenze erreicht gewesen. Zu viel Assimilation auf einmal vertrug mein Innenohr nicht.
    Mila hielt sich auf eine auffällige Weise unauffällig von uns fern. Ab und an fing ich einen ihrer Blicke auf, bevor sie ertappt zusammenzuckte und dann betont gelassen in eine andere Richtung schaute. Sie wirkte nachdenklich und schien die Situation als bedrückend zu empfinden. Weswegen? Machte sie sich Hoffnungen auf Alex? Laut seiner Aussage kannten sie sich nur im Zusammenhang mit seinem Beruf. Außerdem war Mila verheiratet, wenn ich den lebenden Beweis, ihren Mann, bisher auch noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Was war es dann? Eine oberflächliche Schwärmerei? War Mila Seidenmacher eine dieser frustrierten Ehefrauen, die, nachdem sie morgens um neun alle Arbeiten erledigt hatten, gepflegte Langeweile schoben und dankbar jeden Tennislehrer in ihr Hirn und Herz ließen?
    Ich grinste in mich hinein. Nein, ich musste mir deswegen kein schlechtes Gewissen machen. Ganz sicher nicht deshalb, weil ich mit Alex einen netten Abend verbracht hatte. Darüber hinaus existierten von meiner Seite aus schließlich keine weiteren Pläne.
    Die Außenleuchte neben der Haustür warf ihr warmes Licht auf die Pfützen in der Einfahrt, und es gelang mir, einigermaßen trockenen Fußes bis ans Haus zu kommen. Ich kramte nach dem Schlüssel und stutzte, als ich aufschließen wollte. Die Tür stand einen Spaltbreit offen.

Arnika , Arnica montana  – ist eine der meistgebrauchten Heilpflanzen. Äußerlich wirkt sie desinfizierend und entzündungshemmend, innerlich gefäßerweiternd und gegen Blutarmut. Arnika ist mit Vorsicht zu genießen und nicht zur innerlichen Eigenanwendung geeignet.

Fünf
    Der Schlüsselbund lag schwer in meiner Hand. Nein, so viele Biere hatte ich definitiv nicht getrunken. Hundertprozentig hatte ich das Haus abgeschlossen. Das vergaß ich nie. Zumindest nicht mehr, seit ich es einmal doch vergessen hatte und Herrn Hoppenstedts Vorgängerin Chantalle die Haustür geöffnet, einen Spaziergang durch den nahe gelegenen Park gemacht und sich eine Art Spielkameraden mitgebracht hatte. Dieser Spielkamerad hatte meine Küche vollgeblutet, bevor sie ihm die Gedärme fein säuberlich vors Gesicht sortiert und er daraufhin seine Seele dem großen Rattengott empfohlen hatte.
    Ich hatte den Anblick deutlich weniger appetitlich gefunden als Chantalle und war ins Badezimmer gerannt. Als ich dort wieder rauskam, zog sich die Blutspur durch den Flur bis ins Wohnzimmer unter mein Sofa. Es hatte einige Zeit gedauert und bedurfte meinerseits eines gewissen Durchsetzungsvermögens meinem Magen und Chantalle gegenüber, bis ich den Rattenkadaver artgerecht entsorgen konnte. Der Anblick von Blut war nicht so meins. Das wusste ich seit diesem Tag genau. Ebenfalls seit diesem Tag achtete ich penibel auf das ordnungsgemäße Abschließen der Haustür, bis es zu einem Automatismus geworden war. Chantalle hatte das nicht so gut gefunden. Mich beruhigte es. Die offene Tür hier beruhigte mich nicht. Ganz im Gegenteil.
    Die Scharniere knarrten leise, als ich die Haustür vorsichtig öffnete, zunächst ins Haus lauschte und dann, als ich nichts hörte, den kleinen Vorflur betrat. Ich schloss die Augen und horchte erneut.

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