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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ein Kind austrage, weiß ich nicht, wie ich die Arbeit schaffen soll.«
    »Wenn du dich weigerst?«
    »Dann …« Sie verstummte und schlang die Arme um ihren Oberkörper, als würde sie frieren.
    »Dann wird die Kuh im Stall wild und tritt um sich.« Ich strich ihr eine Tinktur aus Kampfer und Rosmarin auf die geschundenen Stellen.
    »Ja.«
    »Zieh dich wieder an, Mayerhoferin.« Ich ging zum Herd, nahm den Topf von der Flamme und goss den Inhalt in einen Tonkrug. »Hier. Lass es kalt werden und bestreiche damit die Flecken. Bewahre es kühl auf, dann hält es eine Weile.« Ich umarmte sie vorsichtig. »Gegen den Ochsen hilft es nicht.«
    »Dagegen ist wohl leider kein Kraut gewachsen.« Sie lächelte, aber es war ein bitteres Lächeln.
    Mir fielen die Augen zu. Obwohl mich jedes Wort, das ich las, fesselte und ich wissen wollte, wie es weiterging, kapitulierte ich und löschte das Licht.
    »Herr Hoppenstedt«, rief ich im Halbschlaf, aber kein Fellbündel kam, um mir meine Füße zu wärmen.

Faltentintling , Coprinus atramentarius  – wird bis zu zehn Zentimeter hoch. Er enthält das Gift Coprin, das in Verbindung mit Alkohol das Coprinus-Syndrom auslöst. Eine violett verfärbte Körperhaut, rote Gesichtsfarbe und Schweißausbrüche gehören zum Vergiftungsbild.

Sechs
    Hilda stand vor mir, einen schweren Stein in der rechten Hand. Sie sagte nichts, schaute mich nur an.
    Mein Herz klopfte.
    Sie hob den Stein, hielt ihn mir hin und nickte mir zu. »Nimm ihn.«
    Ich wich zurück.
    »Nimm ihn«, wiederholte sie in ihrem eigenartigen Dialekt, der altertümlich, aber vertraut klang.
    Ich blieb stehen und betrachtete sie. Ihre Haare hatten die gleiche Farbe wie meine, genau wie ihre Augen. Sie griff mit ihrer Linken nach meiner Rechten, drehte die Handfläche nach oben und legte den Stein hinein. Er fühlte sich warm an. Lebendig, wie ein kleines Tier. Ich konnte das Pochen seines Herzens spüren. Unwillkürlich schloss ich meine Finger darum, um ihn zu schützen und an mich zu pressen.
    Hilda lächelte.
    Ich sah nach unten auf meine Hand. Blut quoll zwischen meinen Fingern hindurch, lief über meinen Unterarm und tropfte auf den Boden. Rote Sprenkel spritzten in alle Richtungen, auf die Wände, die Fenster, die Gardinen und die Bücher. Ich schrie auf, ließ den Stein fallen und sprang nach hinten. Mit dem Rücken stieß ich an eine harte Kante. Marions Schreibtisch.
    Meine Tante stand jetzt hinter Hilda und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Beide Frauen lächelten. Aus dem Nebel, der zu ihren Füßen aufquoll, tauchten andere Frauengesichter auf. Verschwommen und verzerrt, wie durch eine Milchglasscheibe. Aber der Dunst klärte sich, und ihre Gesichter kamen näher und näher.
    Ich spürte, wie Schweiß meinen Rücken hinunterlief. Ich sah ihre Augen. Hildas Augen. Marions Augen. Meine Augen. Ich schrie. Laut.
    Mein Puls raste.
    Ich setzte mich auf, tastete im Dunkeln. Für eine Sekunde wusste ich nicht, wo ich war. Nichts stand da, wo ich es erwartete. Dann fiel es mir ein: Marion. Ich war in Marions Haus. In Kleinhaulmbach.
    Mit lautem Krachen fiel das Tagebuch zu Boden. Ich fand den Lichtschalter, und es wurde hell im Zimmer. Besser. Ich ließ mich nach hinten in die Kissen fallen und legte meinen Arm über meine Augen.
    Was zur Hölle war das gewesen? Ich hatte seit Jahren keinen Alptraum mehr gehabt. Das Geschehen aus Hildas Tagebuch arbeitete in mir und gab keine Ruhe. Hilda war eine Mörderin. Trotzdem hatte sie ein Leben in Zufriedenheit gelebt. War das richtig? War das gerecht? Und wer war diese Hilda überhaupt? Im Traum hatte sie Marions Augen gehabt und meine. War das ein Hirngespinst?
    Ich hatte kein Bild in dem Tagebuch gefunden, weder von ihr noch von Agnes. Vielleicht war es einfach nur ein Dokument aus einer längst vergangenen Zeit und hatte mit mir so viel zu tun wie die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten.
    Aber was, wenn nicht? Wenn diese Hilda eine von Marions Vorfahren gewesen war? Und damit meine Ahnin. Würde das etwas ändern? Vorbei ist vorbei, dachte ich. Trotzdem blieb ein seltsames Gefühl in mir zurück. Neugierde. Sensationsgier. Und noch etwas anderes, von dem ich aber nicht sagen konnte, was genau es war.
    Ich versuchte zu schlucken, schaffte es aber nicht, gegen die Trockenheit in meinem Hals anzukommen. Wasser wäre eine ausgezeichnete Idee.
    Ich schob meine nackten Füße in die Wollpantoffeln, die ich unter Marions Kleiderschrank gefunden hatte, tappte in

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