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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Vergiftungserscheinungen hervorrief. Mir war zwar kein Todesfall bekannt, aber wenn jemand schon geschwächt war und viel Alkohol trank, war die Sache nicht ungefährlich. Hatte sie ihn wirklich umbringen wollen? Oder wollte sie ihm nur eine Lektion erteilen? Sie hatte doch nicht wissen können, ob seine Gesundheit angeschlagen genug war, um an den Folgen der Vergiftung zu sterben. Aber sie hatte ihm auch nicht geholfen. Nein. Ich spürte, wie ein Schauer über meinen Rücken wanderte.
    »Sie hat ihn getötet«, murmelte ich und schloss die Augen. »Sie hat ihn getötet, um die Frau und die Kinder zu schützen.« Genau wie sie Froböss getötet hatte, um Agnes und den Hof und sich selbst zu schützen.
    Was hatte Hilda ganz am Anfang geschrieben? Ich suchte die Stelle zu Beginn des Buches. »Nichts, was ich tat, geschah aus Gier oder aus Habsucht. Nie handelte ich aus niederen Gründen. Ich habe geholfen, wo ich konnte. Habe meine Kunst und mein Können eingesetzt, um denen zu helfen, die in Not waren und meiner Hilfe bedurften.«
    Ich wusste nicht, wie ich an ihrer Stelle gehandelt hätte. In ihrer Zeit. Mit ihren Möglichkeiten. Hätte ich der Mayerhoferin in ihrer Not ebenfalls geholfen? Was würde ich heute tun? Den schlagenden Mann anzeigen? Die Polizei benachrichtigen? Sie in ein Frauenhaus bringen? Mein Nacken schmerzte, und der Puls hämmerte durch den Kopf. All diese Fragen würde ich heute Nacht nicht mehr beantworten können. Vielleicht sollte ich mit jemandem darüber reden?
    »Sprich mit Mila darüber, Katharina«, murmelte ich in mein Kissen. »Oder mit Alex.«
    Ich schloss die Augen.
    »Guten Morgen.«
    Ich schreckte hoch. Das Kribbeln in meinen Fingerspitzen schoss durch den Arm und explodierte in meiner Schulter. Ich zuckte zusammen.
    »Was?« Ich starrte die Frau im Türrahmen des Schlafzimmers an und brauchte einige Sekunden, bis ich sie erkannte und mein Puls sich wieder beruhigte. Langsam bewegte ich mich, versuchte, meinen Blutkreislauf wieder in Gang zu bekommen und das taube Gefühl abzuschütteln.
    »Guten Morgen«, wiederholte Mila etwas lauter und grinste. »Sie sind also noch da. Wie schön. Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen.«
    »Und da spazieren Sie einfach so in mein Schlafzimmer?« Ich setzte mich gerade hin, zupfte an der Bettdecke herum und hoffte, nicht allzu viele Liegefalten im Gesicht zu haben.
    »Nicht einfach so. Ich habe gerufen. Mehrfach.« Irrte ich mich, oder hörte ich einen Vorwurf in ihrer Stimme?
    Es knisterte neben mir. Das Buch. Ich nahm es, klappte es zu und legte es mit der größtmöglichen Beiläufigkeit neben mich auf den Nachttisch.
    »Als Sie nicht geantwortet haben, habe ich mir Sorgen gemacht und bin nachschauen gekommen. So macht man das hier.« Sie löste die Verknotung ihrer Arme und stemmte ihre Fäuste in die Hüften.
    Ihr Blick fiel auf das Buch.
    »Vielen Dank fürs Besorgtsein. Jetzt, da Sie wissen, dass ich wohlauf bin, können Sie ja wieder gehen.«
    »Ich habe Kaffee mitgebracht.« Statt zu gehen, trat sie einige Schritte ins Zimmer und blieb wieder stehen, als ob sie zuerst meine Reaktion abwarten wollte, bevor sie weiterging.
    »Aha.« Ich rührte mich nicht, ließ sie aber auch keine Sekunde aus den Augen.
    »Ich dachte mir, Sie mögen Kaffee vielleicht lieber als Tee. Und Marion hat keinen im Haus.« Sie machte einen weiteren Schritt auf mich zu. Hätte sie die Hände auf dem Rücken gehabt, so hätte ich vermutet, dass sie ein Schlachtermesser oder eine Axt oder einen Vorschlaghammer hinter sich versteckt hielt, so wie sie schaute.
    Ihr Blick sprang zwischen mir und dem Buch hin und her.
    »Sie sind eine schlechte Schauspielerin.« Direkter Angriff ist die beste Verteidigung.
    »Wie?« Sie räusperte sich und fasste sich an den Hals. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, dass Sie nur unschwer Ihre Neugierde verbergen können.«
    »Neugierde?«, echote sie.
    »Neugierde. Auf das Buch.«
    »Was für ein Buch?« Ihre Stimme kraxelte in ungeahnte Höhen.
    Ich wartete darauf, dass sie flöten, ihre Hände auf dem Rücken verschränken und mit Unschuldsmiene an die Decke starren würde. Sie tat es nicht. Stattdessen biss sie sich auf die Lippen.
    »Jetzt tun Sie nicht so.« Ich packte das Buch und hielt es hoch. »Das hier. Das Tagebuch. Sie haben es doch gestern schon gesucht, als Sie hier waren, oder etwa nicht?«
    Mila starrte mich an. Ich sah, wie es in ihr arbeitete. Sie zögerte, machte einen halben Schritt nach vorne, zögerte noch einmal

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