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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Suppe in die Mitte des Tisches. Die Kinder senkten den Blick, als der Schmied den Löffel nahm und eine große Portion auf seinen Teller tat. »Kartoffelsuppe mit Tintlings-Pilzen, die ich selbst gesammelt habe.«
    »Willst du mich vergiften?«, dröhnte der Schmied und schob den Teller fort.
    »Würde ich selbst davon essen oder den Kindern davon geben, wenn die Suppe giftig wäre?« Ich verteilte den Rest der Suppe, setzte mich und aß einen Löffel.
    »Hol Wasser für uns alle«, wies ich Grete an, die sofort aufsprang, um die Krüge aus dem Regal zu nehmen. Sie goss jedem von uns Wasser ein.
    »Jetzt willst du mich wirklich vergiften. Ich will Bier, kein Wasser.« Der Schmied packte seine Tochter am Oberarm und schüttelte sie.
    Grete duckte sich und hob zum Schutz einen Arm über ihren Kopf.
    »Mayerhofer!« Ich sprang auf, und mein Stuhl krachte nach hinten. »Du schlägst das Mädchen nicht, solange ich hier bin.« Ich stützte mich mit beiden Fäusten auf der Tischplatte ab. »Und ich würde dir raten, kein Bier zu trinken.« Der Schmied lachte dröhnend.
    »Einen Rat von einem Weib annehmen, so weit müsste es noch kommen.«
    Er trank einen großen Schluck direkt aus dem Krug, den seine Tochter eilig geholt und neben ihm auf dem Tisch abgestellt hatte.
    Ich hob den umgefallenen Stuhl auf, setzte mich und beobachtete, wie er die Suppe Teller um Teller in sich hineinschaufelte und mit reichlich Bier nachspülte. Sie schien ihm gut zu schmecken. Langsam aß ich meinen Teller leer. Es würde dauern, bis die Wirkung einsetzte.
    Am Abend klopfte die Tochter der Mayerhoferin zum zweiten Mal an diesem Tag an meine Tür.
    »Der Vater, komm schnell«, sagte sie und wartete, bis ich mir meinen Mantel übergezogen hatte. »Er schwitzt und ist am ganzen Körper rot angelaufen.«
    »Dir und deinen Geschwistern geht es gut?«, fragte ich.
    »Ja.« Sie nickte.
    Wir machten uns auf den Weg.
    Der Schmied lag auf der anderen Seite des Ehebettes neben seiner Frau, die ihn aus fiebrigen Augen anstarrte. Sie wirkte winzig neben ihm. Sein Gesicht, sein Hals stachen rotviolett aus den hellen Laken.
    Unaufhörlich schabten seine Fingernägel über seine Haut und rissen blutige Striemen auf. Er rang nach Luft, und im Zimmer stank es nach Erbrochenem. Als er mich sah, versuchte er, sich hochzurappeln.
    »Du hast mich vergiftet, du Hexe«, keuchte er und ließ sich wieder nach hinten fallen. Er griff sich an die Brust.
    Ich legte eine Hand auf Gretes Schulter und schob sie zur Zimmertür.
    »Lass mich mit deinen Eltern allein, Kind. Kümmere dich um deine Geschwister. Lauf.«
    Das Mädchen warf einen Blick auf ihre Mutter und sah mich an. Dann drehte sie sich um und ging in die Küche. Ich hörte sie etwas zu den kleineren Geschwistern sagen, ohne dass ich ihre Worte verstand.
    Der Schmied im Bett hinter mir stöhnte. Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn auf sein Bett.
    »Nein, Mayerhofer. Ich habe dich nicht vergiftet. Das hast du ganz allein getan«, sagte ich und strich über seine Decke. »Heute und schon lange Zeit vorher.«
    »Was?« Mehr gelang ihm nicht.
    »Du solltest kein Bier zu der Suppe trinken. Ich habe dich gewarnt, aber du wolltest nicht hören. Der Alkohol macht das Gift, nicht die Pilze. Nun ist es zu spät. Dein Körper ist durch deine Trunksucht so geschwächt, dass dein Herz nicht standhalten wird.«
    Der Schmied riss angstvoll die Augen auf und versuchte, etwas zu sagen. Er röchelte, fasste an seinen Brustkorb, krampfte. Dann erschlaffte er und verlor das Bewusstsein. Sein Atem ging stoßweise, wurde langsamer und erstarb.
    Ich stand auf, ging um das Bett herum zu seiner Frau und wusch ihr mit einem feuchten Tuch, das neben dem Bett in einer Schale lag, die Stirn. Sie starrte an die Decke. Tränen liefen seitlich über ihre Schläfen.
    »Trauerst du um ihn?«, fragte ich leise und wischte ihr erneut die Schweißperlen ab.
    Sie tastete nach meiner Hand und drückte sie beinahe unmerklich.
    »Ich lasse dir einen Tee aus Tausendgüldenkraut und Sauerklee gegen das Fieber da. Deine Tochter wird ihn dir zubereiten.«
    Sie nickte und räusperte sich.
    »Danke«, flüsterte sie heiser. »Danke.«
    Hilda hatte den Schmied getötet. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte sie ihm die Pilzsuppe gekocht, weil sie wusste, dass er als starker Trinker nicht in der Lage sein würde, auf das Bier zu verzichten.
    In verschiedenen Tintling-Arten fand sich Coprin, ein Stoff, der zusammen mit Alkohol heftige

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