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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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einen vorwurfsvollen Protestmeckerer zur Folge hatte. Ich sah auf meine Uhr. Es war kurz vor zehn. Außer meinem unerfreulichen Telefonat mit Björn und den anscheinend üblichen nachbarlichen Besuchsempfängen hatte ich noch nichts Produktives auf die Reihe bekommen. Und wie es aussah, würde heute auch nichts mehr daraus werden, wenn das so weiterging. Ich hatte mir vorgenommen, zumindest eine Idee für den Artikel zu entwickeln. Ein Thema, um das sich der Text drehen sollte, damit ich einen ersten Ansatz hatte und nach Details suchen konnte. Das ging nicht so einfach, wie Außenstehende oft dachten. Schreiben und Texten waren keine Arbeiten, die man mal eben so nebenbei machen konnte, zwischen Tür und Angel, Tastatur und Notizblock. Schreiben bedeutete Konzentration auf die Sache, Strukturaufbau und Ringen um einzelne Sätze, die sich so schnell verflüchtigten wie Morgennebel in der Sonne, wenn man gestört wurde. »Hast du kapiert, Jane?« Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Ich muss heute noch arbeiten, und du hältst mich davon ab.«
    Jane warf mir einen Blick zu, der so aussah, als ob sie mir genau das Gleiche sagen wollte, und versenkte ihr Maul wieder in dem Kräuterbüschel. So würde es also nicht gehen, wenn ich ihre und meine Nerven schonen wollte. Ein wenig Rücksicht war da durchaus angebracht. Schließlich war sie schwanger. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Wie Django blinzelte ich Jane zwischen halb geschlossenen Lidern an. Mich konnte man nur von etwas abbringen, wenn man mir etwas anbot, das noch verlockender war. Warum sollte das bei ihr nicht auch funktionieren? Wie war das? Sie seien völlig verrückt nach Salzstein, hatte Alex mir erklärt. Ich stapfte zum Stall und holte den unförmigen Klumpen. Da ich mir nicht sicher war, ob Jane mich auf diese Entfernung sehen konnte, lief ich wieder zu ihr und hielt ihr das Teil unter die Nase. Ihre Nüstern zuckten, sie verharrte und schien kurz zu überlegen. Dann leckte sie zweimal vorsichtig.
    Ha! Der Fisch hatte angebissen. Langsam bewegte ich mich Schritt für Schritt rückwärts auf das Gatter zu. Jane folgte mir mit gerecktem Hals, bis wir beide wieder in der Einzäunung standen. Ich klopfte ihr wie einem erfolgreichen Rennpferd zur Belohnung den Hals und beeilte mich, das Gatter zu schließen, bevor Jane den Verlockungen des Kräuterbeetes erneut erliegen würde. Nummer eins war geschafft. Blieben noch die anderen beiden Damen und Ludwig.
    »Macht, dass ihr wegkommt, sonst gibt es heute Ziegenbraten bei mir. Elend gierige Mistviecher, unverschämte. Ist euch euer eigener Kräutergarten nicht mehr gut genug zum Wildern? Müsst ihr euch an meinen Rosen vergreifen?«
    Ellen Wintherscheid hatte von den Rosen in »Margas Garten« gesprochen. Also ging ich davon aus, dass der Irrwisch, der da im nachbarlichen Garten wild zwischen meinen beiden Ziegendamen und einer Reihe herrlicher Rosenbüsche hin und her flitzte und dabei laut schimpfte, Marga war. Sie hatte mir ihren für ihre überschaubare Größe erstaunlich breiten Rücken zugewandt und sprang auf und ab, wobei ihre kurze Stachelfrisur wippte.
    »Entschuldigung, sie sind mir entwischt«, rief ich, als ich an der hüfthohen Hecke angekommen war, die ihren Garten einrahmte. Marilyn und Rita hatten sich vermutlich mit der Eleganz zweier Tänzerinnen durch das Dickicht geschlängelt, um direkt auf das Ziel ihrer Begierden zu stoßen. Ich hingegen musste den weiteren Weg außen herum nehmen und benötigte einige Zeit, bis ich vor Marga stand. »Entschuldigung«, wiederholte ich etwas außer Atem, da ich nicht sicher war, ob sie mich beim ersten Mal durch ihre Fluchtiraden hindurch gehört hatte.
    »Du frisst doch nicht meine Rosen ab, Kind.« Sie wedelte mit den Armen und lief auf Marilyn zu, die gerade einige besonders prächtige Blütenbündel in ihrem Maul verschwinden ließ. »Das sind deine blöden Ziegen. Die sollten sich bei mir entschuldigen.«
    »Ich werde mit ihnen sprechen und sie darum bitten«, murmelte ich leise.
    »Das hab ich gehört.« Marga wandte sich zu mir um, und erstaunt erkannte ich, dass sie deutlich über siebzig sein musste. Tiefe Falten durchzogen ihr Gesicht und wanderten an ihrem Hals hinab. Altersflecken färbten ihre Hände dunkel. »Ich bin zwar alt, aber nicht taub.«
    Sie ließ die Hände sinken, und nach einem weiteren »Schsch, schsch« in Richtung Rita kam sie an das Gartentor und ließ mich ein. Ich folgte ihr.
    »Fang die Weiber ein, nimm sie mit

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