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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Agnes neben mir versteifte sich.
    »Wenn er auch schlachten kann«, sagte Matthias leise zu Agnes. »Meine Hände sind zu schwach, um das Messer schnell genug zu führen.«
    »Du kannst bleiben.« Agnes’ Stimme klang kälter, als ich sie vorher jemals gehört hatte. Sie nahm einen Korb und presste ihn an sich. »Lass dir von Hilda eine Schlafstelle zeigen. Wir müssen jetzt an die Arbeit.« Sie sah mich an. »Vergiss das nicht.«
    Ich hatte meinen Willen durchgesetzt. Wilhelm durfte bleiben. Den Rest des Tages strafte Agnes mich mit einer Missachtung, die ich bisher nicht von ihr kannte und die mich erkennen ließ, dass ich durch mein Verhalten nicht nur die Hofherrin in ihr verletzt hatte.

Gänseblümchen , Bellis perennis  – fühlt sich auf Wiesen, Gras- und Rasenplätzen und an Wegrändern besonders wohl. Seine schon bei den Germanen bekannten Heilwirkungen auf den Stoffwechsel und die Verdauung entfaltet es als Salat oder im Tee.

Zwölf
    Eine. Million. Euro. Das war sehr viel Geld. Für jemanden wie mich, ohne festen Job, ohne regelmäßiges Einkommen und ohne jeglichen Plan, wie es in den nächsten Monaten weitergehen sollte, war es sogar unglaublich viel Geld. Ich scheiterte daran, mir während der Fahrt zu Marions Haus die Zinsen auszurechnen, die mich ernähren würden, wenn ich diese Summe annehmen und anlegen würde. Ich trat stärker in die Pedale. Ich hatte die Frauenrunde allein gelassen, weil ich dringend nachdenken musste. Mir darüber klar werden, was ich wollte. Wie und vor allem wo ich meine nächsten Lebensjahre verbringen sollte.
    Ein Schlagloch rüttelte mich durch, meine Kiefer schlugen hart aufeinander, und ich biss mir die Lippe blutig. Ich hatte die Wahl. Dem Investor über Herrn Dr. Habschick ausrichten zu lassen, dass ich das Angebot annehmen würde, kostete mich nicht mehr als einen Anruf. Mit dem Geld konnte ich mir eine kleine Wohnung in der Stadt kaufen, mich nett einrichten und wohlfühlen. Der Rest wäre ein willkommenes Polster für meine freie Journalistentätigkeit, ich könnte an dem arbeiten, was mich interessierte, und musste mich nicht mit Auftragsschreibereien knapp über Wasser halten. Finanzielle Sicherheit war eine für mich bisher unbekannte Größe.
    Ich sah mich schon investigieren, mich wie der Kölner Kollege Wallraff einschleichen in soziale, wirtschaftliche und sonstige Missstände und sie gnadenlos aufdecken. Oder das Buch schreiben, das ich schon immer vor Augen gehabt hatte, zu dem ich aber bisher nie die Zeit gefunden hatte. Einen Krimi mit Kräutern zum Beispiel. Ich grinste, als mir ein Titel einfiel: »Kraut & Rübchen«.
    Aber was war dann mit Marions Freundinnen? Mit Ellen, Mila und Marga? Sie und die anderen hatten das Angebot abgelehnt. Sie wollten ihre Häuser nicht verkaufen. Kleinhaulmbach war ihre Heimat. Ihr Zuhause. Sie hatten keine Alternative. Jedenfalls keine, die sie so einfach in Erwägung ziehen konnten. Das Dorf war nicht nur als Ort ihr Zuhause. Es waren auch die Menschen, die hier lebten. Sie hielten zusammen, standen einander bei und bildeten eine Familie.
    »Ach Katharina, jetzt werde mal nicht rührselig«, schimpfte ich laut und bog in die schmale Straße ein, die mich zu Marions Haus führte. Sicher gab es auch hier die Ewiggestrigen, die Querulanten, die Miesepeter und Vorurteils-Hochhalter. Die, die niemals vor die Tür gingen und nicht über ihren kleinen beschränkten Horizont hinaussahen, weil sie es entweder nicht konnten oder nicht wollen. Je nachdem. Bei einigen sicher auch beides. Ich kannte diese Art Leute zuhauf. Aber Frauen wie die, die ich eben zurückgelassen hatte, gab es nicht so häufig. Auch wenn ich sie vor einer halben Stunde noch im Verdacht gehabt hatte, ein Komplott gegen mich geschmiedet zu haben, konnte ich nicht umhin, ihre Freundschaft und ihren festen Zusammenhalt zu bemerken. Ich kannte viele Einzelkämpfer, denen es komplett egal war, was mit anderen passierte, solange sie ihre Schäfchen nur im Trockenen hatten. Die Frauen saßen jetzt sicher zusammen, überlegten, beratschlagten, was sie tun würden. Jedes Grundstück zählte. Sie waren auf mich angewiesen. Das gefiel mir nicht. Ich selbst mochte es auch nicht, hilflos ausgeliefert zu sein. Wenn ich mich aber von diesem Gedanken leiten ließ, war ich wiederum abhängig von ihnen. Ich stieg ab und lehnte das Rad gegen die Hauswand. Mein Handy brummte. Eine SMS von Björn. Was wollte er denn jetzt noch? Hatte die Verkürzung der Frist auf Freitag

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