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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Patient war mir entgegengekommen, als ich die Treppe zu seiner Tierarztpraxis hochgestiegen war. Die offizielle Sprechstunde war schon längst vorbei, die Helferin nach Hause gegangen. Er hatte angestrengt auf seinen Computer gestarrt und mich erst bemerkt, als ich ihn ansprach.
    »Hallo, Katharina. Wie geht es dem Kopf?«
    »Lenk nicht ab. Ich will jetzt wissen, was du wusstest.«
    »Worüber?« Er wandte sich wieder seiner Tastatur zu und tippte angestrengt, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
    »Über die Sache mit dem Investor, das Geld und den Test.«
    »Macht es irgendeinen Unterschied, ob ich etwas wusste, und wenn ja, was?« Alex stand auf, ging um den Schalter herum und baute sich vor mir auf.
    »Für mich schon.«
    »Weshalb?«
    »Weil …« Ich geriet kurz ins Schwimmen. »Weil ich das von dir nicht erwartet hätte.«
    »Was?«
    »Dass du mir in den Rücken fällst. Wir kennen uns von früher, und ich dachte, dass du mich …« Ich brach ab, bevor ich noch mehr stammelte.
    »Ich dich was?«
    »Dass zu mir hältst.«
    »Das stimmt auch.«
    »Was stimmt?«
    »Ich halte zu dir.« Er grinste unverschämt.
    »Was hast du dann hinter meinem Rücken mit Mila zu schaffen?«
    »Ich habe hinter deinem Rücken nichts mit wem auch immer zu schaffen.« Er trat dicht vor mich und starrte mir in die Augen. »Allerdings bin ich dir auch keine Rechenschaft schuldig, mit wem ich was bespreche, Katharina. Du gehst ein bisschen zu weit.«
    »Ich möchte nur wissen, wie weit ich dir trauen kann. Woran ich mit dir bin.« Ich nahm tief Luft. »Also, was wusstest du von der ganzen Sache?«
    »Das, was alle hier im Dorf wissen.«
    »Und warum hast du mir nichts gesagt?«
    »Weil ich dich mag. Sehr sogar.« Er räusperte sich.
    »Und das zeigst du mir, indem du mich wie die anderen im Dunkeln tappen und mich lächerlich machen lässt?« Ich lachte bitter auf. »Das ist ja ein toller Beweis deiner angeblichen Zuneigung zu mir. Vielen Dank. Hättest du mir nicht einfach sagen können, wie die Dinge liegen?«
    »Nein. Das konnte ich nicht. Weil ich nämlich auch hier wohne. Weil es mir mehr als wichtig ist, was mit dem Dorf geschieht. Weil ich bereit bin, einen hohen Preis zu bezahlen. Weil ich nicht einfach die ganze Aktion gefährde, nur weil mir ein paar Hormone querschießen. Verstehst du das, Katharina? Es ist nicht immer alles so einfach.« Er kniff die Augen zusammen. »Und im Übrigen, werte Frau Rübchen, war ich derjenige, der versucht hat, die Damen davon zu überzeugen, dass man mit dir sicher reden kann, dass du die Bedeutung des Ganzen verstehst. Dazu braucht es keine Geheimniskrämereien. Wenn du das nicht einsehen willst, kann ich es nicht ändern.« Er wies auf die Tür.
    »Du wusstest von dem Buch und kanntest den Inhalt?« Ich blieb stehen und dachte an das, was Mila mir erzählt hatte. Nur für die Familie bestimmt.
    »Soweit ich es gelesen habe, während du deinen Rausch ausgeschlafen hast.«
    »Und das soll ich dir glauben?«
    »Glaub es oder lass es sein. Es ist mir egal.«
    »Ach, egal ist es dir. So viel also zum Thema, dass du mich magst.«
    Er schnaubte, fasste mich an der Schulter und geleitete mich durch die Praxistür in Richtung Ausgang. Ich kochte vor Wut, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen. »Und jetzt muss ich arbeiten. Für so ein Kindergartengetue ist mir meine Zeit wirklich zu schade.« Er griff um mich herum, öffnete die Haustür und schob mich hinaus. »Auf Wiedersehen, Katharina.«
    Wilhelm erwies sich als nicht nur mit dem Maul tüchtig. Er packte an, war als Erster auf den Beinen und noch auf dem Hof unterwegs, wenn das Licht bereits hinter dem First verschwand. Bei den Mahlzeiten aß er rasch und mit einem Hunger, der über seine von der Arbeit ausgezehrten Kräfte hinausging. Wenn er arbeitete, schwieg er. In den Pausen sprudelte er über, als ob alle Gedanken, die er gedacht hatte, während er den Pflug hinter dem Ochsen herschob, auf einmal hinauswollten. Er lachte und scherzte mit den anderen Mägden, verstand sich mit den Knechten auf eine brüderliche Art. Nur zu mir hielt er Abstand, sprach nicht mehr als das Nötigste. Ab und an begegneten sich unsere Blicke, und ich hatte den Eindruck, dass er mich schon längere Zeit beobachtet hatte und sich erst jetzt, da ich es bemerkte, abwandte.
    Agnes’ Abneigung gegen Wilhelm änderte sich nicht. Ihm gegenüber war sie die Herrin und zeigte es deutlich. Wilhelm wehrte sich nicht. Wie in einer stillen Übereinkunft gingen

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