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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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schoben die Röcke hoch. Haut an Haut. Ich überließ mich dem Entzücken, das er mir bereitete. Ich war nicht die Erste, zu der er kam. Seine Hände fanden Wege und Orte, an die ich mit solchen Gedanken vorher nicht gedacht hatte. Kundig und wissend. So wie meine Hände Heilung brachten, schufen seine Freude und ein Jubeln tief in meinem Inneren. Auch das Wissen, dass ich nicht seine letzte Gefährtin sein würde, konnte mein Glück in diesem Augenblick nicht trüben. Ich fühlte mich vollkommen unter seinen Berührungen. Öffnete meine Schenkel und empfing ihn. Die Dämmerung trug uns durch einen stummen Wald, der meine Schreie ungehört verhallen ließ. Ich war verbunden mit der Erde, dem Boden und dem Sternenhimmel über uns. Alle Scham fiel von mir ab, ich folgte meinen Instinkten, ritt ihn und brachte ihn bis an den Rand und darüber hinaus. An diesem Abend entstand meine Tochter. Ich nahm es wahr und freute mich über dieses Geschenk, das Wilhelm mir gemacht hatte.
    Agnes schwieg, als ich später zurück ins Haus kam, wo sie beim Schein des Feuers saß und nähte. Sie hob nicht einmal den Kopf und blieb eisern stumm.
    Ich ging zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen, als ob ich sie verbrannt hätte, und verhärtete sich unter meinen Fingern. Ich griff nach einem Stuhl, stellte ihn neben ihren und setzte mich so, dass meine Knie ihre Oberschenkel berührten. Immer noch sah sie nicht auf. Das Feuer knisterte in die Stille des Raumes. Eine Träne fiel auf den Stoff in ihrem Schoß.
    »Ich habe gesehen, wie er dich ansieht, wenn du nicht darauf achtest. Wie er dir mit Blicken folgt, wenn du bei der Arbeit bist«, flüsterte sie. Ihre Stimme klang rau, als sie weitersprach. »Ich habe auch gesehen, wie er dir in den Wald gefolgt ist, und ich weiß, dass ich mich darüber freuen muss, dass du einen Gefährten findest.« Sie hob die Nadel, suchte die richtige Stelle und bohrte sie in den Stoff. Die Spitze traf einen ihrer Finger. Agnes zog ihn hervor. Blut quoll aus der frischen Wunde und bildete eine kleine glänzende Kugel. Wieder fiel eine Träne, vermischte sich mit dem Blut und lief als dunkles Rinnsal über ihre Haut in den Stoff. »Es ist nicht recht, wenn ich es neide.«
    Überrascht sah ich auf. Ich hatte nicht geahnt, dass sie Wilhelm mit solchen Augen betrachtet hatte. Eher hatte ich immer den Eindruck gehabt, dass sie ihn nicht mochte, ihn trotz seines Fleißes und seiner guten Arbeit eher heute als morgen aus ihren Diensten entlassen wollte.
    »Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du Wilhelm …«, murmelte ich. Agnes sah mich an. Sie lächelte bitter. Ihre Hand verharrte, zögerte, bevor sie mein Gesicht mit ihren Fingerspitzen berührte und langsam darüber tastete, als ob sie blind wäre.
    »Ich neide dir nicht Wilhelm«, sagte sie leise, beugte sich vor und küsste mich.
    Ich blieb wie versteinert stehen. Rührte mich nicht. Ihre Lippen waren weicher als Wilhelms und schmeckten süßer. Ich spürte ihre Hingabe, ihre Zuneigung zu mir. Wie sie mich umfing. Wie sie ihre Stirn an meine lehnte. Es war nicht recht, und trotzdem war es richtig. Wo bei Wilhelm Begehren nach meinem Fleisch gewesen war, fühlte ich bei ihr den Wunsch nach meiner Seele, nach einer Gefährtin, die ich ihr schon lange war.
    »Ich trage Wilhelms Kind unter dem Herzen.«
    »Wir werden es lieben.« Agnes lächelte, und wir sprachen nie wieder darüber. Auch als Wilhelm bald darauf weitergezogen war und mein Leib sich wölbte, waren wir einander Mann und Frau. Mit Leib und Seele.
    Wir blieben heimlich. Niemanden ging es etwas an. Wir lebten und arbeiteten Seite an Seite, in inniger Freundschaft verbunden. Gingen in die Kirche, jede an ihren Platz, lauschten den Predigten des Pfarrers. Besuchten die seltenen Feste des Dorfes. Agnes, die Herrin, ich, ihre Magd. Der Pfarrer schimpfte und wetterte gegen die Unsitten der Zeit, gegen die Unmoral des Gesindes, die Bettgänger, die Kinder der Ehelosen. Er tobte und empfahl alle Sünder der Hölle. Er führte ein strenges Regiment. Als zu Fronleichnam nicht die erforderlichen zwölf Jungfrauen aus den Reihen der Dorfmädchen zustande kamen, verbot er kurzerhand das Tragen der Marienstatue während der Prozession und nahm damit den Mädchen ihren größten Stolz und ihre größte Freude.
    Am Ende des Sommers besuchte uns der Pfarrer nach der Messe, um mit uns gemeinsam das Sonntagsmahl einzunehmen. Es war der Brauch, dass er reihum die Höfe beehrte und zum

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