Kraut und Rübchen - Landkrimi
Heunestadt angegeben. »Da sind wir in dreißig Minuten mit dem Auto«, erklärte ich dem Kater und versuchte, die Seite mit den Kontaktdaten aufzurufen. Das Wartesymbol kreiselte so lange über den Bildschirm, bis dieser schließlich wieder schwarz wurde und mir nach der Wiedererweckung eine Information über die Unmöglichkeit meines Vorhabens präsentierte. »Wenn nicht so, dann eben anders.« Gegen seine heftigen Proteste setzte ich Herrn Hoppenstedt auf den Boden und stand auf. »Was hältst du von der Idee, diesem Herrn einen Besuch abzustatten?« Herr Hoppenstedt maunzte und riet mir dringend, ihn als wachhabenden Kater zurückzulassen. »Schön, dass wir uns einig sind.«
So. »Das muss reichen.« Ich stopfte eine widerborstige Haarsträhne an den ihr zugedachten Platz und drehte mich vor dem Flurspiegel hin und her. Wenn ich auch für das Landleben die komplett falschen Sachen eingepackt hatte, für dieses Vorhaben war die Auswahl perfekt. Businesskostümchen, helle Bluse, dunkle Schuhe. Streng und sexy. Dazu meine Aktentasche aus rotem Leder mit farblich passendem Lippenstift. Wie eine Rolle, in die ich hineinschlüpfte. Auf diesem Terrain kannte ich mich aus. Ich war gespannt, ob man mich zu Froböss vorlassen würde. Männer wie er hatten immer einen guten Wachhund in Gestalt einer Chefsekretärin im Vorzimmer sitzen, die sich eher einer ganzen Armee entgegenstürzen würde, als einen unangemeldeten Besucher zu ihrem Chef vorzulassen.
Es klopfte an der Haustür. Es war Alex. Ich öffnete, und für einige Sekunden starrten wir uns schweigend an.
»Du bist zu mir gekommen, also sag, was du zu sagen hast«, schnauzte ich ihn schließlich an und fischte nach Herrn Hoppenstedt, der sich an mir vorbeigedrängelt hatte und Alex köpfchengebend und maunzend um die Beine strich. Alex krauste die Stirn und betrachtete den Kater irritiert.
»Was macht das Tier hier bei dir? Hast du ihn aus der Praxis mitgenommen?«
»Das Tier heißt Herr Hoppenstedt und ist mein Kater«, zischte ich ihn an. »Außerdem bin ja wohl ich diejenige, die die Fragen stellen sollte. Unter anderem die, wie mein Kater in deine Praxis gelangt ist.«
»Das ist dein Kater?« Alex sah mich an, als ob er die Welt nicht mehr verstehen würde.
»Richtig.« Ich setzte Herrn Hoppenstedt auf den Boden. Sofort lief er wieder zu Alex. Der nahm ihn diesmal hoch und drückte ihn mir in den Arm. »Jetzt komm schon rein, bevor er noch entwischt.« Unwillig hielt ich ihm die Tür auf und trat einen Schritt zur Seite. Alex folgte mir ins Haus. Erst jetzt schien er meinen Aufzug zu bemerken. Anerkennend nickte er.
»Was hast du vor?«
»Nichts, was dich etwas angehen könnte, bevor du mir nicht erklärt hast, wie du an den Kater gelangt bist. Hast du ihn gestohlen?«
»Im Normalfall bringen die Menschen ihre kranken Tiere zu mir. Ich muss sie nicht stehlen.«
»Als ich Herrn Hoppenstedt das letzte Mal gesehen habe, saß er quietschfidel unter der Kommode. Zumindest was seine Gesundheit anbelangte.«
»Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, lag er im Graben und machte einen ziemlich elenden Eindruck. Körperlich und mental.«
»In einem Graben?« Mir wurde eiskalt. »Wo?«
»Ein paar hundert Meter weg von hier. An der Hauptstraße. Wie es aussah, hatte ihn ein Auto erwischt. Obwohl der Meister hier noch mal Glück gehabt hat. Ich musste nur etwas an seiner Pfote nähen, und er hatte wohl eine leichte Gehirnerschütterung.«
»Wann war das?« Auch wenn ich den Kater jetzt wohlbehalten hier vor mir sitzen saß, wurde mir schlecht bei der Vorstellung, dass er hätte sterben können.
»Am Morgen nach dem Dorffest. Als ich von dir wegfuhr.«
»Warum hast du mir nichts gesagt?«
»Warum sollte ich? Es ist nicht ungewöhnlich, dass ich mich um verletzte Tiere kümmere. Es ist mein Beruf. Schon vergessen?«
»Aber er ist mein Kater!«
»Was ich nicht wissen konnte. Woher auch? Du hast es mir nicht erzählt an diesem Abend.«
»Dann muss er wirklich entwischt sein, als hier eingebrochen wurde.«
»Hier ist eingebrochen worden?« Alex straffte sich. »Wann?«
»Nein. Nicht richtig eingebrochen.«
»Also was jetzt? Eingebrochen oder nicht?«
»Nicht. Es hat sich geklärt. Nur die Tür war offen.« Ich lächelte schief. »Manchmal bin ich ein bisschen paranoid.«
»Bist du deswegen heute Morgen einfach verschwunden? Weil du dachtest, ich hätte dir deinen Kater mit Absicht unterschlagen?«
»Ja.« Ich sah ihn an und versuchte herauszubekommen,
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