Kreativ fotografieren
Tele-Bereich kann es zur umgekehrten, zur kissenförmigen Verzerrung kommen, bei der sich Linien nach innen biegen. Es gibt auch Verzerrungen, bei denen sich Linien zum Teil nach innen, zum Teil nach außen biegen. Ein massives Problem stellen diese Verzerrungen vor allem bei geometrischen Objekten dar. So sind sie für Architekturfotografen inakzeptabel, während sie für Porträtfotografen eher zu vernachlässigen sind.
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Teleobjektiv
Weitwinkelobjektiv
Weitere Unterschiede liegen in der Detailschärfe der Abbildung. Hier wiederum gibt es Unterschiede, ob ein Objektiv den ganzen Bildausschnitt mit weitgehend gleichmäßiger Schärfe abzubilden in der Lage ist, oder ob die Schärfe überwiegend im Zentrum liegt und sie nach außen hin abnimmt.
Und ‘last but not least’ darf die Lichtstärke nicht vergessen werden. Geringe Lichtstärke ist zwar nicht per se ein Problem in der Abbildungsqualität; doch eine hohe Lichtstärke erlaubt dem Fotografen das Fotografieren noch, wenn Freunde mit Objektiven geringerer Lichtstärke längst eingepackt haben.
Ich möchte hier nicht tiefer in Grenzen und Probleme der Optik einsteigen, da dies ein Buch über kreatives Fotografieren sein soll und ich die Fototechnik nur so weit beleuchten möchte, als es für die praktische Anwendung notwendig ist. Praktisch sehr relevant für den Fotografen ist, dass er bei Festbrennweiten meist sehr viel mehr Qualität zum deutlich freundlicheren Preis bekommt. Objektive mit sehr guten Abbildungsqualitäten und ausgezeichneten fotografischen Eigenschaften gibt es bei Festbrennweiten bereits ab einem Bereich von knapp über hundert Euro, zum Beispiel das Canon EF 50mm ƒ 1.8 oder Nikons Gegenstück AF Nikkor 50mm ƒ 1.8. Im Bereich von 28mm, 35mm und 50mm bekommt man Festbrennweiten, an deren Leistung auch Profis nichts zu mäkeln haben. Für Zoomobjektive die durchgehend vergleichbare Qualitäten liefern, kommt man um eine vierstellige Summe kaum herum.
1 Es gibt auch Zooms, die zum Beispiel von 70mm (moderates Tele) bis 300mm (starkes Tele) gehen, statt von 27mm bis 200mm.
Bildsensor, Kleinbildformat und Formatfaktor
Die Sache mit den Brennweiten könnte so einfach sein: Kurzes Rohr (zum Beispiel 24mm) = weiter Blickwinkel, langes Rohr (zum Beispiel 200mm) = enger Blickwinkel. Leider trifft das nur zu, so lange beim Vergleich der Brennweiten das Aufnahmemedium gleich groß ist. Vergleicht man dieselbe Brennweite vor unterschiedlich großen Aufnahmemedien, erhält man unterschiedliche Blickwinkel. Das heißt, 24mm vor einem kleinen Bildsensor ergibt einen gänzlich anderen Ausschnitt als vor einem großen Bildsensor. Stark vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, dass dieselbe Brennweite nur zum selben Bildausschnitt führt, wenn der Durchmesser des Rohrs identisch ist.
Werfen wir einmal einen Blick zurück in der Geschichte der Fotografie. Bis in die 1990er Jahre hinein wurde ausschließlich mit lichtempfindlichen Filmen in Kassetten oder Patronen fotografiert ( analoge Fotografie ). Obwohl es unterschiedliche Systeme und Formate gab, war doch das so genannte Kleinbildformat ( KB ) mit 36mm ×24mm dominierend (Abb. 2.72).
Abb. 2.72 | 35mm Analog-Negativfilm; © remik44992 – Fotolia.com
Abb. 2.73 | © Nikon GmbH
Abb. 2.74 | © A. Volkov – Fotolia.com
Abb. 2.75 | 28mm an Kleinbildkamera
Abb. 2.76 | 28mm an Kompaktkamera
Mit dem Aufkommen der Digitalfotografie Mitte der 1990er änderte sich das. Bildsensoren stellen einen der maßgeblichen Preisfaktoren bei Digitalkameras dar. Je größer, desto teurer. Und zwar exorbitant! Deshalb waren zunächst einmal alle Sensoren kleiner als das Kleinbildformat, auch bei Spiegelreflexkameras – nun digitale Spiegelreflexkamera ( DSLR ) genannt.
Nikon brachte DSLRS mit Sensoren im so genannten DX -Format von rund 24mm × 16mm auf den Markt. Dieses Format nutzt Nikon noch immer für Consumer-Modelle. Auch in Kameras von Sony und Pentax findet man dasselbe Format, auch wenn es dort nicht DX heißen mag. Canon hatte zu Beginn Sensoren in zwei Größen: APS-H -Format, 27,9mm × 18,6mm, und APS-C -Format , 22,2mm × 14,8mm. Das APS-C -Format ist heute das dominierende Format für Canon Consumer-Kameras. Olympus definierte gemeinsam mit Panasonic den so genannten FourThirds -Standard im Format 17,3mm × 13mm. Erst 2002 kamen die ersten professionellen Kameras mit Bildsensor im Kleinbildformat von 36mm × 24mm auf den Markt, das heute auch meist als Vollformat bezeichnet wird
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