Kreativ fotografieren
und reise auchgerne mit einer. Als Reise- und Reportage-Objektiv scheint mir 50mm dabei nicht optimal. Zu schnell steht man irgendwo mit dem Rücken zur Wand, und es gelingt nicht mehr das gewünschte Motiv komplett in den Bildausschnitt zu bekommen (siehe Seite 59). Ich bevorzuge als ständigen Begleiter für unterwegs 35mm, 28mm oder gar 24mm (auf Seite 20 können Sie sich noch einmal davon überzeugen, wie vielseitig man mit 24mm fotografieren kann).
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Belichtungszeit
Brennweite
Festbrennweite
Normal-Brennweite
Gesichtsporträts
Für Porträts stellt 50mm eine gute Brennweite dar (Abb. 2.116). Wenn der Fotograf ausreichend auf Distanz geht, dann ist auch 35mm bestens geeignet. Die Bildwirkung verschiedener Brennweiten ist natürlich auch bei Porträts unterschiedlich – probieren Sie es aus. Zu nahe sollte man Porträtierten mit 50mm (Abb. 2.117) oder gar 35mm nicht kommen, um unschöne Verzerrungen zu vermeiden. Für Gesichtsporträts sind diese Brennweiten wenig geeignet. Ich unterstelle, dass der Umstand, dass so viele Leute glauben nicht fotogen zu sein, zu neunzig Prozent darauf zurück zu führen ist, dass Sie zu oft mit zu kurzen Brennweiten, bei zu schlechtem Licht oder gar mit Blitz, direkt von der Kamera, fotografiert worden sind. Unter diesen Bedingungen erscheint keine Schönheitskönigin attraktiv auf einem Foto. Für Porträts sind längere Brennweiten zu bevorzugen.
Die Abbildungen 2.118 bis 2.121 zeigen, wie sich unterschiedliche Brennweiten auf die Abbildung der Gesichtsphysiognomie auswirken. Vor allem kurze Brennweiten können zu sehr unattraktiven Verzerrungen der Gesichtszüge führen. Je kürzer die Brennweite, desto deutlicher die Verzerrungen.
Umgekehrt führen sehr lange Brennweiten zur Verflachung der Gesichtszüge. Die Resultate wirken nicht so entstellt und verzerrt, wie es mit Weitwinkel oft der Fall ist. Doch die Kopfformen werden eckiger, die Gesichtszüge breiter, das Gesicht flacher und oft wirkt man pausbackig, auch wenn man es in Wirklichkeit gar nicht sein mag.
Als ideale Brennweite gilt für Gesichtsporträts der Bereich von 80mm bis 120mm. Viele Porträtfotografen nutzen gerne Festbrennweiten mit 85mm, 100mm oder 105mm. Wer nicht mit einer Kamera mit Kleinbildsensor, sondern kleinerem Sensor fotografiert, für den liegen 50mm Brennweite etwa im optimalen Bereich, denn bei Nikon, Sony, Pentax und Samsung ergeben 50mm 75mm KB (Formatfaktor 1,5), bei Canon 80mm (Formatfaktor 1,6) und bei FourThirds, Olympus und Panasonic, 100mm (Formatfaktor 2).
Abb. 2.116 | 50mm
Abb. 2.117 | 50mm
Abb. 2.118 | 35mm
Abb. 2.119 | 75mm
Abb. 2.120 | 150mm
Abb. 2.121 | 450mm
1 Gelegentlich wird auch 35mm als Standardobjektiv bezeichnet (nicht allerdings als Normal-Brennweite).
Teleobjektiv
Je weiter man in den Bereich der Tele-Brennweite vor rückt, desto weiter rücken die Fluchtpunkte auseinander und desto mehr nähern sich die horizontalen und vertikalen Linien auch in der Abbildung der Horizontalen und Vertikalen (siehe Abb. 2.107 und 2.108 auf Seite 71). Zwar mag es im ersten Moment verlockend klingen Dinge horizontal und vertikal ohne deutliche Fluchten ablichten zu können; doch den Resultaten einer solchen Wiedergabe fehlen oft Tiefe und Dynamik. Aufnahmen mit Teleobjektiv wirken oft flach, sachlich und trocken. Während Weitwinkel-Bilder Nähe vermitteln und Normalobjektiv-Bilder eine natürliche Bildwirkung erzeugen, vermitteln Teleobjektive den Eindruck der Distanz.
Abgesehen von den Problemen, die sich mit Teleobjektiv in Bezug auf den engen Bildausschnitt, die Belichtung und den Einfluss der Atmosphäre ergeben (siehe Seite 58), geben Teleobjektive auch Bildgestalterisch weniger her als Normal- oder Weitwinkelobjektive.Natürlich schmälern die perspektivischen Eigenschaften nicht den Wert von Teleobjektiven. Manche Aufnahmen ließen sich ohne sie ganz einfach nicht machen. So zum Beispiel die Aufnahme bei der Oper ›Tosca‹ auf der Bühne der Bregenzer Festspiele (Abb. 2.122). Oft entwickelt sich gerade aus der Dichte von Tele-Aufnahmen ein eigener Reiz, auch bei Architekturfotos (Abb. 2.123). Manche Modelle sind zu wild (Abb. 2.124), zu scheu (Abb. 1.25) oder entziehen sich mit Flügeln einer Annäherung des Fotografen (Abb. 2.126).
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Weitwinkelobjektiv
Abb. 2.122 | 300mm; © Markus Wäger, mit freundlicher Genehmigung
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