Kreativ fotografieren
von Nikon GmbH und Bregenzer Festspiele
Abb. 2.123 | 200mm
Abb. 2.124 | 280mm
Abb. 2.125 | 300mm
Abb. 2.126 | 300mm
Tele und Weitwinkel – die beiden Extreme
Abbildung 2.127 und 2.128 zeigen drei Stofftiere. Obwohl die Abstände zwischen ihnen unverändert blieben, sieht es doch aus, als würden Stinktier und Kuh bei Abbildung 2.128 deutlich aufholen. Das zeigt neuerlich, wie lange Brennweiten (auf größere Distanz) zur Verdichtung führen. Für eine weitere Gegenüberstellung habe ich ein paar Münzen aufgebaut. In Abbildung 2.129 ergibt eine nahe Aufnahme mit Weitwinkel eine ausgeprägte Perspektive und Tiefenwirkung, während 140mm in Abbildung 2.130 zu einer flacheren, sachlicheren Wiedergabe führt.
Und noch etwas ändert sich mit der Brennweite: Die Schärfentiefe – womit wir den Weg zum zweiten Schritt vorbereiten. Bei den Abbildungen 2.127 bis 2.130 habe ich durch Verändern der Blende die Schärfentiefe etwa angeglichen. Bei den Abbildungen 2.131 und 2.132 habe ich das hingegen nicht gemacht. Hier ist beide Male mit identischen Einstellungen fotografiert worden, lediglich ein Mal mit leichtem Tele (Abb. 2.131) und ein Mal mit starkem Tele (Abb. 2.132). Wie Sie sehen, wird der Kies hinter der Katze mit 105mm recht scharf abgebildet. Bei 450mm jedoch sind schon die Steinchen direkt hinter der Katze schön unscharf, und die Figur ist freigestellt. Je länger die Brennweite, desto kürzer die Schärfentiefe (bei sonst gleichen Einstellungen).
Abb. 2.127 | 28mm
Abb. 2.128 | 140mm
Abb. 2.129 | 28mm
Abb. 2.130 | 140mm
Abb. 2.131 | 105mm
Abb. 2.132 | 450mm
Mehr über
Blende
Brennweite
Schärfentiefe
Abb. 2.133 | 24mm
Abb. 2.134 | 27mm
Abb. 2.135 | 14mm
Abb. 2.136 | 24mm
Abb. 2.137 | 24mm
Abb. 2.138 | 15mm
Weitwinkel
Objekte, die mit Weitwinkel aufgenommen sind, entwickeln oft eine dramatische Perspektive (Abb. 1.133) und einen regelrechten Tiefensog. Nahes wirkt besonders nah und dahinter schwinden die Größenverhältnisse massiv, auch wenn das Dahinter vielleicht gar nicht so weit dahinter liegt (Abb. 2.135). Das lässt sich selbstverständlich auch bei Porträts witzig oder interessant einsetzen (Abb. 2.134 und Abb. 2.136), auch wenn sehr kurze Brennweiten eigentlich keine Porträtbrennweiten sind. Die extreme Bilddynamik vermittelt auch bei Szenen, in denen sich eigentlich nichts bewegt, Action, und manchmal hat der Betrachter das Gefühl das Motiv springe ihm förmlich ins Gesicht (Abb. 2.137).
Natürlich prädestiniert der weite Winkel dieser Brennweiten die Objektive vor allem für die Landschaftsfotografie. Abbildung 2.133 und 2.135 zeigen sehr schön, wie viel Weite sich damit einfangen lässt. Bei all der Vielseitigkeit und der gestalterischen Kraft, die im Weitwinkel liegt, ist es aber auch mit Vorsicht zu genießen. Manchmal mögen mit den Verzerrungen, die damit entstehen, Bilder zu Stande kommen, die man als interessant, witzig oder skurril empfinden kann (Abb. 2.139 und 2.140). Aber oft wirkt es einfach nur entstellt und misslungen (Abb. 2.141).
Überall, wo Platz Mangelware ist und man sich nicht beliebig von der gewünschten Szene entfernen kann, eröffnen Weitwinkel den Blickwinkel, um möglichst viel zu zeigen. Deshalb werden Weitwinkel auch bei Architektur, vor allem auch bei Innenarchitektur gerne eingesetzt. Doch die Gefahr, dass unschöne Verzerrungen entstehen, die eine Aufnahme verschandeln, schwingt beim Weitwinkel immer mit – mehr als bei anderen Brennweiten. Deshalb ist für mich das Weitwinkel zwar das interessanteste Objektiv – egal, ob 35mm, 24mm oder 14mm – aber gleichzeitig auch das, das am schwierigsten zu beherrschen ist. Besonders in den Rand- und Eckbereichen fallen Verzerrungen noch einmal deutlich extremer aus als im Zentrum (Abb. 2.142). Hinzu kommt, dass Weitwinkel tendenziell viel Schärfentiefe abbilden und nicht wie Normal- oder Teleobjektive störende Hintergrundelemente durch Unschärfe ausblenden. Doch gerade das macht das Fotografieren damit zur spannenden Herausforderung. Man erzeugt mit ihnen vielleicht mehr Ausschuss. Doch die gelungenen Aufnahmen belohnen mit spannender Dynamik und einer Nähe, die dem Betrachter das Gefühl vermittelt, hautnah am Geschehen zu sein. Am Ende hat aber jede Brennweite ihre Berechtigung. Schön, dass der Fotograf aus verschiedenen wählen kann. Zoomobjektive machen dabei die Auswahl unkompliziert und komfortabel.
Abb. 2.139 | 27mm
Abb. 2.140 | 24mm
Abb. 2.141 | 15mm
Abb. 2.142
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