Kreativ fotografieren
| 14mm
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Zweiter Schritt: Schärfe
Werfen wir, bevor wir den zweiten Schritt setzen, einen Blick zurück auf den ersten. Sie können ein Motiv erstens frontal oder diagonal ablichten. Frontal steht dabei nicht nur für den Blick von vorne, sondern generell dafür, im 90° Winkel auf das Motiv zu blicken, egal ob auf Front, Seite oder Rücken. Die frontale Ansicht erzeugt in der Regel eine eher statische und sachliche Abbildung. Diagonal steht für den schrägen Blickwinkel und sorgt für mehr Tiefe, Dynamik und Spannung.
Sie haben die Wahl zwischen tiefen Blickwinkeln der Froschperspektive, hohen Blickwinkeln der Vogelperspektive oder der Augenhöhe – letztere ist vor allem bei geometrischen Objekten und für Architektur wichtig (Bildzentrum auf Horizonthöhe).
Drittens können Sie mit Hilfe der Brennweite Fluchten und perspektivische Wirkung beeinflussen. Dabei kommen die Beine als Gestaltungswerkzeug ins Spiel: Kurze Brennweite und geringe Distanz sorgen für die dramatische Tiefenwirkung der Weitwinkel-Perspektive, der Brennweitenbereich um 50mm herum führt zu einer sehr natürlichen Perspektive, da der Blickwinkel nahe an der menschlichen Wahrnehmung liegt. Lange Brennweiten und große Distanz machen die Perspektive sachlicher, flacher, statischer und distanzierter.
Allerdings ändert sich mit der Brennweite auch die Schärfentiefe, womit wir beim zweiten Schritt angelangt wären: Das korrekte Setzen des Schärfepunktes und die bewusste Einstellung des Schärfeverlaufs ist für die Bildwirkung ebenso wichtig wie die adäquate Gestaltung der Perspektive.
Autofokus, Fokussieren und Schärfepunkt
Tatsächlich scharf sehen wir immer nur Bereiche und Elemente in einer bestimmten Distanz zu unseren Augen. Die Bereiche davor und dahinter sehen wir unscharf. Wenn der Blick von einem entfernten Objekt zu einem nahen wechselt, muss das Auge erst scharf stellen. Das geht so schnell und ohne Nachdenken, dass es uns normaler Weise gar nicht bewusst wird.
Bei einer Kamera muss hingegen der Fotograf bewusst auf einen bestimmten Punkt scharf stellen – man spricht vom Fokussieren.Auch hier werden die Bereiche davor und dahinter mehr oder weniger unscharf abgebildet (Abb.3.1). Natürlich kann der Fotograf die Aufgabe auch an die Elektronik seiner Kamera delegieren – man spricht dann von automatischer Fokussierung. Das System, das für die automatische Fokussierung zuständig ist, wird als Autofokus ( AF ) bezeichnet.
Abb. 3.1 | Der Schärfepunkt liegt auf der Tänzerin
Abb. 3.2 | Autofokus-Messfeld
Abb. 3.3 | Auf Mitte fokussiert
Doch auch, wenn man die Fokussierung der Elektronik überlassen will, sollte man den Schärfepunkt dennoch eigenhändig und bewusst auswählen und setzen. Macht man ein Foto, will man schließlich etwas Bestimmtes festhalten um es später wieder ansehen oder Anderen zeigen zu können. Dieses Etwas muss mit maximaler Schärfe abgebildet werden. Die Kamera kann allerdings keine Gedanken lesen und weiß nicht, welcher Bereich vor der Linse Sie am schärfsten abgebildet haben wollen.
Klassische AF -Systeme haben einfach einen Punkt in der Mitte der Szene, auf den sie scharf stellen (Abb. 3.2). Die neuesten Kameras sollten die Fokussierung auf einen bestimmten Punkt ermöglichen, auch wenn er sich heute von der Mitte weg verschieben lässt.
Unerfahrene Fotografen halten meist einfach aufs Bild und drücken ab. Befindet sich das gewünschte Hauptmotiv in der Mitte, ist alles paletti. Zeigt die Mitte des Bildausschnitts hingegen auf den Hintergrund, wird darauf scharf gestellt und das eigentliche Hauptmotiv landet unscharf auf dem Foto. Am häufigsten geschieht das bei kleinen Personengruppen (Abb. 3.3).
Heute können sich Kameras, die für Einsteiger und Laienfotografen konzipiert sind, den Schärfepunkt auch selbständig aus dem Motiv picken. Allerdings dürfen Sie weder erwarten, dass die Kamera dabei irgend eine Form der Kreativität an den Tag legt, noch,dass sie auf den Punkt fokussiert, auf den Sie fokussieren würden. Im Wesentlichen fokussieren diese AF -Systeme auf das Naheliegende, bevorzugen also Elemente, die sich näher an der Kamera befinden, und werden dabei zum Teil von Dingen, wie Gesichtserkennung (Face Detection), unterstützt.
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Wenn Sie Motive fotografieren wollen, die sich schneller bewegen, als Sie scharf stellen können, dann sind solche
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