Kreativ fotografieren
Regel zum Scharfstellen nutzen, nennt sich Phasenvergleich . Fotografiert man hingegen mit Live-View (Live-Vorschau oder auch Echtzeit-Vorschau) über das Display einer DSLR oder mit einer Kompaktkamera, kommt die so genannte Kontrasterkennung zum Einsatz. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass man nicht an fixe Messfelder gebunden ist, sondern den Messbereich mehr oder minder frei verschieben kann (Abb. 3.70 und 3.71). Mit der begrenzten Anzahl von Messfeldern im DSLR -Betrieb ist man diesbezüglich eingeschränkt. Der Nachteil der Kontrasterkennung in Live-View und bei Kompaktkameras ist allerdings, dass sie (derzeit noch) langsamer ist als die Phasenvergleichs-Messung der AF -Felder bei der Arbeit mit dem Sucher.
Abb. 3.67 | AF -Messfelder im Sucher
Abb. 3.68 | Mittleres AF -Messfeld
Abb. 3.69 | Verschobenes AF -Messfeld
Abb. 3.70 | Messfeld in Live-View
Abb. 3.71 | Messfeld in Live-View
Ist der Geschwindigkeitsnachteil der Kontrastmessung erst einmal Geschichte, dann hat die Kontrasterkennung ohne fixe AF -Messfelder durchaus Vorteile. Vor allem eben, dass sich der Messberich beliebig im Bildausschnitt positionieren lässt.
Abbildung 3.72 zeigt den Blick durch den Sucher einer Nikon D 7000, die mit 39 AF -Messfeldern üppig ausgestattet ist. Leider decken sie nur einen eingeschränkten Bereich des Bildausschnitts ab. Das Problem: In einer Aufnahmesituation, wie in Abbildung 3.72, möchte ich auf das Gesicht, respektive auf die Augen, fokussieren. Doch selbst wenn ich das AF -Messfeld vorwähle, das dem Gesicht am nächsten ist, muss ich die Kamera noch immer schwenken, mit dem Messfeld auf das Gesicht zielen, scharf stellen und zur gewünschten Bildkomposition zurück schwenken. Die Gefahr, dass beim hin und her Schwenken die Schärfeebene nach hinten oder vorne rutscht, ist natürlich vor allem bei offener Blende und geringer Schärfentiefe gegeben. Kann ich hingegen den Messbereich bis in den äußersten Rand verschieben, dann ist diese Gefahr gebannt.
Fokussieren und Neukomponieren
Normaler Weise liegt das AF -Messfeld in der Mitte des Bildausschnitts; es lässt sich aber verschieben. Doch das Verschieben des Messfelds im Bildbereich dauert einen Moment. Schneller geht es in der Regel mit der ‘Focus and recompose’ -Methode – zu Deutsch: ›Fokussieren und Neukomponieren‹.
Abb. 3.72 | Sucher einer Nikon D 7000
Abb. 3.73 | Fokussieren …
Abb. 3.74 | … und neukomponieren.
Abb. 3.75 | Schärfenachführung …
Abb. 3.76 | … für bewegte …
Abb. 3.77 | … Motive.
Bei dieser Technik wird so vorgegangen:
1. Mit dem ausgewählten AF -Messfeld wird auf den Punkt gezielt, der am schärfsten abgebildet werden soll (Abb. 3.73);
2. der Auslöser der Kamera wird halb durchgedrückt, wodurch die Schärfe gemessen und gespeichert wird (der Auslöser ist in dieser Stellung zu halten);
3. die Kamera wird geschwenkt, um das Motiv im Bildausschnitt, wie gewünscht, zu komponieren (Abb. 3.74);
4. der Auslöser wird durchgedrückt, und die Kamera macht das Bild.
Einzel- und kontinuierlicher Autofokus
Es gibt im Wesentlichen zwei verschiedene Methoden, wie sich das AF -Messsystem beim Fokussieren verhält.
Einzel- AF | Beim Einzel- AF ändert sich die Fokussierung nach dem Scharfstellen und Speichern nicht mehr. Änder sich nach dem Scharfstellen die Distanz zwischen Objekt und Fotograf, dann nimmt die Kamera das Bild unscharf auf. Das stellt natürlich ein Problem dar, wenn sich das Motiv auf den Fotografen zu oder von ihm weg bewegt. Vor allem, wenn sich das Objekt schnell bewegt und der Auslöser nicht augenblicklich nach dem Scharfstellen gedrückt wird.
Bei Canon nennt sich die Methode, die Scharfstellung beim Halten des Auslösers auf halbem Druckpunkt zu sperren, ‘One-Shot AF’ . Bei Nikon und Sony steht AF-S für ‘Auto Focus Single’ , bei Olympus heißt es S-AF. Anderen Herstellern mögen noch andere Bezeichnungen eingefallen sein. 1
Kontinuierlicher AF | Der kontinuierliche AF hingegen reagiert auf eine Veränderung der Distanz, nachdem scharf gestellt worden ist, auch wenn Sie den Auslöser halb gedrückt halten. Es wird kontinuierlich scharf gestellt. Das ist natürlich eine hervorragende Funktion für alle Motive, die sich bewegen (Abb. 3.75 bis 3.77), denn die Scharfstellung folgt der Bewegung des Motivs.
Nicht gut geeignet ist der kontinuierliche AF allerdings für die ›Fokussieren und Neukomponieren‹-Methode, denn wenn man die Kamera schwenkt, stellt
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