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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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Bakterien, Viren, Pilzen, Einzellern oder vielzelligen Parasiten das Leben schwer machen. Nach dieser weiten Definition gehören alle Körperoberflächen, die äußeren und die inneren, zu den Bollwerken der Immunabwehr. Die Haut; aber auch die Schleimhäute des Nasen-, Mund- und Rachenraums, der Speiseröhre, des Magen-Darmtrakts und der Luftröhre, des Urogenitaltrakts, der Bronchien und der Lungenbläschen sind solche Grenzflächen. Alle diese Strukturen haben spezielle physikalische, chemische und biochemische Eigenarten, die sie zur Barriere gegen Mikroorganismen aller Art machen. Diese passive Abwehr ist für unser Problem von untergeordneter Bedeutung. Solche Barrieren können zwar das Eindringen externer Schädlinge verhindern, sind aber nutzlos gegen einen Feind, der im Körper entsteht.
    Hinter dieser ersten Abwehrfront
beginnt das Immunsystem, das uns interessiert. Da die Körperoberflächen die Schnittstelle zwischen Innen und Außen sind, sind sie auch Brennpunkte der immunologischen Auseinandersetzung. Die Haut ist ein immunologisch hochkompetentes Organ, und auch die Schleimhäute stellen ein eigenes Subsystem des Immunsystems dar, das als Schleimhaut-assoziiertes lymphatisches Gewebe oder kurz MALT 4 bezeichnet wird. Die triefende Nase, die Halsschmerzen und die geröteten Schleimhäute sind Ausdruck der Reaktionen des Immunsystems gegen die Schnupfenviren und gar nicht so sehr eine unmittelbare Quälerei durch den Eindringling selbst. Jenseits der Haut und der Schleimhäute ist das Immunsystem aber auch fast überall im Körperinnern mehr oder weniger präsent.
    Diese Präsenz fällt spätestens dann auf, wenn fremdes Gewebe in den Körper transplantiert wird. Gleichgültig, an welcher Körperstelle ein Transplantat eingesetzt wird, es wird rasch wieder abgestoßen, wenn das Immunsystem nicht massiv unterdrückt wird. 5
    Neben der Haut und den Schleimhäuten bilden vor allem die Lymphknoten, die fast überall im Körper zu finden sind, die Thymusdrüse und die Milz das Reservoir für immunologisch aktive Zellen. Diese Organe sind Speicher; in ihnen spielen sich aber die Auseinandersetzungen mit den potentiellen Eindringlingen ab.
    Unser Blut besteht knapp zur Hälfte aus eiweißreicher Flüssigkeit. Die andere Hälfte besteht aus Zellen. In einem Millionstel Liter Blut finden sich neben etwa 4 Millionen roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und 300000 Blutplättchen (Thrombozyten) auch zwischen 5000 und 10

000 weiße Blutkörperchen, die Leukozyten. 6 Die Mitglieder dieser Großfamilie der Leukozyten mit allen ihren Untergruppen sind die wichtigsten Protagonisten des Immunsystems. Sie sind nicht nur im Blut, sondern in unterschiedlicher Zusammensetzung in allen Teilen des Immunsystems zu finden.
    Die unterste Ebene des Immunsystems
bildet das Knochenmark, der Ort der Blutbildung. Dort wird nicht nur der Nachschub an roten Blutkörperchen und Blutplättchen produziert (Erythropoese und Thrombopoese). Das Knochenmark ist auch die Fabrik, die den Großteil der Leukozyten nachliefert (Leukopoese). Die Akteure des Immunsystems sind also im Wesentlichen einzelne Zellen und die von diesen Zellen produzierten Substanzen. Im Gegensatz zu anderen Funktionssystemen wie der Leber oder den Nieren ist das Immunsystem aber größtenteils nicht in festen Gewebeverbänden organisiert. Ein Großteil der Akteure zirkuliert mehr oder weniger frei im Körper. Wird der Nachschub an Leukozyten auch nur für wenige Tage unterbrochen, 7 fällt die Zahl der weißen Blutkörperchen im Blut bereits merklich ab. Sinkt die Zahl unter eine kritische Grenze, ist die Anfälligkeit gegen Infektionen mit Bakterien, Viren oder auch Pilzen deutlich erhöht.
    Das Immunsystem ist also kein Organ,
sondern ein hochkomplexes, akkurat austariertes System mit vielen Regelkreisen, positiven und negativen Rückkopplungsschleifen. Eine Unter- wie auch eine Überfunktion des Systems kann fatale Folgen haben. In den unterschiedlichen Körperregionen gibt es teilweise große Unterschiede hinsichtlich der Aufgaben und daher auch hinsichtlich der zellulären Zusammensetzung des Systems. Dabei herrscht eineArt von immunologischem Subsidiaritätsprinzip: Probleme, die an Ort und Stelle bereinigt werden können, sind Aufgaben spezieller lokaler Subsysteme. Diese Subsysteme sind bis zu einem gewissen Grad autonom. Außerdem herrscht Arbeitsteilung. Bestimmte zelluläre Komponenten haben sich auf die Abwehr bestimmter Typen von Eindringlingen

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