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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hast, und so liebenswürdig. Der auch die Artikel für die Zeitung schreibt. Ich habe ihm das kleine Haus in der Plum Street vermietet.«
    »Den? Um Himmels willen, ich hab ein Foto von ihm gesehen. Der ist zu jung für mich, Tante Ruby.«
    »Ach, so ein Blödsinn«, sagte Miss Sink. »Das läuft heutzutage ganz anders.«
    »Der ist bestimmt nicht an mir interessiert. Der sieht viel zu gut aus.«
    »Und du bist schön wie eine Rosenknospe.«
    »Ich bin älter als er, und ich habe ein Kind, Tante Ruby, weißt du?«
    »Ich werde gebackenes Huhn mit Sesam und Honig machen. Vorher Käsehappen mit Tomaten und Balsamico-Essig«, sagte Miss Sink.
    »Und wo willst du zu dieser Jahreszeit frische Tomaten kriegen?«
    »Vergiss nicht, ich hab welche eingemacht«, sagte Miss Sink. »Jetzt hör auf zu fragen, ich bin schon unterwegs.«
    Smokes Freundin Divinity war die erste, die den verlassenen Jeep Cherokee auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums entdeckte, kaum mehr als dreißig Meter von der First Union Bank entfernt.
    »Hey, sieh mal da«, sagte Divinity zu Smoke. »Da steht einfach dieser Jeep mit laufendem Motor und niemand drin, als ob er auf uns warten würde, Baby.«
    »Tut er nicht, weil wir ihn nicht wollen«, sagte Smoke.
    Smokes Gehirn war gerade von einem Routinejob gefangen genommen, er war voll konzentriert. Er hatte, als er Divinity nach ihrer Message auf seinem Pager bei McDonald's auf der West Broad Street abgeholt hatte, Puff Daddy ausgeschaltet. Ihre Hand lag auf seinem Schenkel, doch etwas anderes erregte ihn weit mehr. Er beobachtete gerade, wie eine alte Frau ihren alten Chevy Celebrity vor dem Vierundzwanzig-Stunden-Geldautomaten parkte.
    »Oh nein, sag nicht, dass du hinter der her bist«, beschwerte sich Divinity. »'ner alten Schachtel in so 'nem Scheißkarren.«
    »Es sind immer die Leute mit neuen Autos, die kein Geld haben«, sagte Smoke und beobachtete, wie die alte Frau in ihrer Handtasche wühlte.
    Er fuhr an ihr vorbei und brachte seinen Escort hinter der Bank außer Sicht.
    »Stell dich hinter ihr an«, befahl Smoke Divinity.
    »Wofür? Sie wird wahrscheinlich zwanzig, dreißig Dollar abheben. Ich würde lieber den Jeep nehmen.« Kopfschüttelnd sah sie hin und fragte sich, warum jemand nur so blöd sein konnte, sein Auto in Zeiten wie diesen so rumstehen zu lassen. Smoke rieb seine Hand zwischen ihren Beinen. Divinity lachte, grabschte zurück. »Ist gut, ist gut«, sagte sie. »Was immer du sagst, Baby.«
    Miss Sink fühlte sich vollkommen sicher und kramte weiter in ihrer Tasche. Sie hatte keinen Grund, sich Gedanken zu machen, wenn sie hier Geld abhob, denn der Automat lag genau gegenüber vom Parkplatz des K-mart-Einkaufszentrums, und Kmart öffnete um acht. Und es rollten schon die ersten Kunden an auf der Jagd nach Sonderangeboten.
    Loraine, die hinten saß, war sehr ruhig. Sie war angeschnallt, warm angezogen, weinte nicht, im Augenblick wenigstens. Miss Sink stieg aus dem Wagen, wühlte immer noch nach ihrer Brieftasche. Sie wurde etwas ängstlich, als sie versuchte, sich zu erinnern, wo sie zuletzt eingekauft hatte und ob sie sie dort vielleicht liegen gelassen hatte. Ihr Gedächtnis war nicht mehr so gut wie früher, und sie erfand immer alle möglichen Entschuldigungen, um es zu leugnen.
    Anfangs achtete sie nicht groß auf die junge Frau, die hinter sie trat und anfing, Sachen aus einem verblassten Denimbeutel zu kramen.
    »Ich kann hier auch nix finden in diesem Ding«, sagte sie und stöberte wie wild. »Macht mich noch ganz verrückt!« Miss Sink drehte sich um und war eher abgestoßen. Die junge Frau hatte harte Züge, sie trug einen sehr kurzen Rock, ein hautenges schwarzes ärmelloses T-Shirt und eine rote Chicago-BullsWindjacke. Sie hatte Ringe in den Ohren, in der Nase und in einer Augenbraue, wie es heutzutage Mode war. Nach Miss Sinks Meinung unterschied sich das nicht sehr von den Verstümmelungen der Wilden, die sie im National-Geographics-Magazin gesehen hatte.
    »Ich weiß nicht, wo ich sie hingetan habe«, murmelte Miss Sink irritiert.
    Sie sah zurück zu ihrem Auto und hoffte, das Aspirin für Babys habe seine Wirkung getan und dass Loraine schlief. Die junge Frau trat etwas näher, und plötzlich erwachte etwas in Miss Sink. Sie begann, sich unwohl zu fühlen, und war erleichtert, als ein adrett aussehender junger Mann um die Ecke bog. »Na, haben Sie was für mich gespart?«, sagte er mit freundlicher Stimme.
    Er war ordentlich gekämmt und hübsch angezogen, nach

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