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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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der modischen weiten, künstlich ausgeblichenen Chicago-BullsMode. Miss Sink lächelte ihn unsicher an. »Guten Morgen, Ma'am«, sagte er zu ihr. Miss Sink gefielen seine Augen nicht. Sie waren so intensiv, mehr ein Starren, und es lag etwas in ihnen, das sie warnte, aber sie wollte nicht drauf hören. Die junge Frau stand ganz komisch auf der einen Seite des Automaten, als ob sie der Kamera aus dem Weg gehen wollte. Miss Sink begann Angst zu bekommen. Sie wollte glauben, dass der junge Mann sie beschützen würde. »Die schlimmste Erfindung, die je gemacht wurde. Spuckt Geld aus, als wär's Monopoly«, sagte der junge Mann. Auch er stand so, dass die Kamera ihn nicht sehen konnte. »Wem erzählst du das?«, sagte die junge Frau. »Mir zerrinnt es wie Wasser zwischen den Fingern. Besser gesagt, es würde, wenn sich da jemand etwas beeilen würde.« Miss Sink schien er einer dieser Jungen zu sein, der in ihrer Gegend wohnen könnte. Vermutlich holte er sich auf dem Weg zur Schule Geld ab, und sie hätte wetten mögen, dass er auf eine dieser Privatschulen ging, St. Christopher's oder Collegiate.
    »Wissen Sie, es gibt Leute, die müssen noch woanders hin«, sagte die junge Frau laut. Sie machte Grimassen, stöhnte, sah nach links und rechts, verdrehte die Augen. »Ich kann nicht den ganzen Tag hier stehen.« Sie starrte Miss Sink an.
    »Tut mir Leid«, stammelte Miss Sink. Nervös flatterten Ihre Hände durch die Tasche. »Ich hoffe nur, ich habe sie nicht verloren. Ach du liebe Zeit, du liebe Zeit.«
    »Wenn du sie nicht finden kannst, alte Frau, dann lass mich vor!«
    »Hey, ganz ruhig«, sagte der junge Mann plötzlich. Er trat näher an Miss Sink heran, stand aber immer noch an der Seite.
    »Sie war zuerst hier«, sagte der junge Mann zu dem Flittchen. »Also, ich habe meine Visa-Karte in der Hand, ich könnte sofort loslegen. Niemand sagt Divinity, was sie zu tun hat. Warum glaubst du, heiße ich so? Die Göttliche? Weil ich so göttlich bin wie Jesus, deshalb.«
    »So was sagt man nicht«, rief Miss Sink aus. »Sie sollten lieber um Vergebung beten.«
    »Bete lieber, dass ich dir nicht deine Zunge um deinen beschissenen Hals wickle.«
    »Jetzt ist's aber genug«, sagte der junge Mann. »Verfick dich, du Weichei.«
    Miss Sink zitterte am ganzen Leib, als sie endlich ihre Kreditkarte fand. Prompt ließ sie sie zu Boden fallen. Als sie sie wieder aufhob, hätte sie fast das Gleichgewicht verloren, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie nestelte und ließ sie wieder fallen. Die junge Frau, die sich Divinity nannte, stöhnte übertrieben und fluchte.
    Schließlich gelang es Miss Sink, ihre Mastercard in die Maschine einzuführen. Sie tippte die Geheimzahl, gab den gewünschten Betrag ein. Als zehn Zwanzig-Dollar-Noten aus dem Automaten rauskamen, konnte sie Divinitys klebriges Parfüm riechen und ihre böse Absicht förmlich spüren. »Das ist 'ne Menge Geld für'n Bus«, bemerkte Divinity sarkastisch.
    »Bitte lassen Sie mich zufrieden«, sagte Miss Sink mit zitternder Stimme.
    »Erzähl mir nicht, was ich tun soll, alte Schachtel«, sagte Divinity in einem so gemeinen Ton, dass es Miss Sink gruselte. »Kommen Sie«, sagte der junge Mann zu Miss Sink, »ich bringe Sie zu Ihrem Wagen, Ma'am.«
    »Oh, vielen Dank.« Miss Sink hätte fast nach seiner Hand gegriffen. »Oh, Sie sind so gütig. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.«
    Aus den Augenwinkeln sah Miss Sink, wie Divinity ein Stück Klebeband abriss und es über die Kamera des Geldautomaten klatschte.
    »Wir sollten die Polizei rufen«, flüsterte Miss Sink ihrem Begleiter zu, als er ihr die Tür öffnete.
    Sie verstand nicht, weshalb er um den Wagen herumging und auch die Beifahrertür öffnete.
    »Ich möchte Sie ein kurzes Stück begleiten, nur um sicherzugehen, dass Ihnen nichts passiert«, erklärte er. Divinity war immer noch beim Geldautomaten, um dem nächsten Kunden, der auftauchte, Ärger zu machen, wie Miss Sink vermutete. Sie drehte sich um, um nach Loraine zu sehen. Gott sei Dank schlief sie. Miss Sink ließ den Motor an und versperrte per Knopfdruck die Türen.
    »Ich mag die Augen von dem Mädchen nicht«, sagte der junge Mann. »Manchmal arbeiten solche Leute zu zweit, wie die Schlangen. Ich fürchte, es könnte noch jemand da sein. Irgendwas an der Sache gefällt mir ganz und gar nicht. Sie haben sicher von diesen Raubüberfällen an Geldautomaten gehört.«
    »Oh, ja!«, rief Miss Sink. »Gott sei Dank sind ja Sie gekommen. Sie müssen mein

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