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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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schuldig und sage, was du sagen willst, in der Hauptverhandlung«, erklärte sie ihm.
    »Wann wird die sein?«
    »Wir müssen einen Termin festlegen.«
    »Ginge das morgen?«
    »In einundzwanzig Tagen von heute an gerechnet.« Weed blickte niedergeschlagen.
    »Aber die Azalea Parade ist am Samstag«, erklärte er. »Kann ich nicht jetzt schon was sagen, damit ich mitmarschieren und das Becken spielen kann?«
    Richterin Davis schien diesen Jugendlichen für etwas interessanter zu halten als die meisten, die sie sonst vor sich hatte. Staatsanwalt Michael verstand die Welt nicht mehr, die Verteidigerin Cheddar macht ein entgeistertes Gesicht. »Wenn du eine Aussage machen willst, Weed, dann plädiere für nicht schuldig.« Die Richterin versuchte ihm klarzumachen, wie der Hase lief.
    »Nur, wenn ich ansonsten nicht an der Parade teilnehmen kann«, beharrte er eigensinnig.
    »Wenn du nicht für nicht schuldig plädierst, ist die einzige Alternative schuldig. Weißt du, was es bedeutet, auf schuldig zu plädieren?«, fragte Richterin Davis mit überraschender Geduld.
    »Es bedeutet, dass ich es getan habe.«
    »Es bedeutet, dass ich dich verurteilen muss, Weed. Vielleicht bekommst du Bewährung, vielleicht auch nicht. Es könnte sein, dass du deine Freiheit verlierst, mit anderen Worten, zurück in die Jugendstrafanstalt musst, und in dem Fall hättest du absolut keine Aussicht mehr, in naher Zukunft an irgendeiner Parade teilzunehmen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »So sicher, wie ich hier sitze.«
    »Nicht schuldig«, sagte er, »auch wenn ich's bin.« Judge Davis sah Mrs. Gardener an. »Haben Sie einen Anwalt?«
    »Nein, Ma'am«, antwortete Mrs. Gardener.
    »Können Sie es sich leisten, einen zu nehmen?«
    »Wie viel würde das kosten?«
    »Es könnte teuer werden«, sagte die Richterin.
    »Ich will keinen Verteidiger«, rief Weed.
    »Ich spreche im Moment nicht mir dir«, warnte ihn die Richterin.
    »Nimm keinen Anwalt, Mama«, sagte Weed. »Weed!«, sagte die Richterin streng.
    »Ich werde mich selbst verteidigen.« Weed wollte nicht hören.
    »Das wirst du nicht tun«, entgegnete Richterin Davis. Sie beauftragte Sue Cheddar, Weed zu verteidigen. Cheddar trat an Weeds Seite und lächelte ihn an. Sie hatte sich Make-up so dick ins Gesicht geschmiert, dass es Weed an frischen Asphalt erinnerte. Auf ihre langen roten Fingernägel hatte sie sich kleine goldene Sternchen gemalt, und es war schwer zu glauben, dass sie mit ihren Fingern überhaupt noch etwas anfassen konnte.
    Weed war nicht beeindruckt. »Ich will sie nicht«, sagte er. »Ich brauche niemanden, der für mich spricht.«
    »Ich habe beschlossen, dass du sehr wohl jemanden brauchst«, sagte die Richterin. »Mr. Michael, bitte präsentieren sie dem Staat die Gründe für eine Fortdauer des Gewahrsams«, forderte sie den Staatsanwalt auf. Der sah zu Brazil hinüber und reichte den Stab an ihn weiter.
    »Euer Ehren, ich denke, der Officer, der ihn verhaftet hat, ist derzeit besser in der Lage, dies zu tun«, sagte Michael. »Ich habe mich in diesen Fall noch nicht eingelesen.«
    Weed gefiel es nicht, wie Sue Cheddar sich seiner annahm. Jedes Mal, wenn er richtigstellen wollte, was wie gewesen war, befahl sie ihm, still zu sein. Er verstand nicht, wie je die Wahrheit ans Licht kommen sollte, wenn man sie nicht sagen durfte, weil man sich sonst in Schwierigkeiten bringen könnte, in denen man doch eigentlich sowieso schon steckte. Nach einer Weile, als Brazil gerade zum eigentlichen Delikt kam, war Weed es leid, dass Cheddar ihm praktisch verbot, den Mund auch nur aufzumachen. Er war beleidigt und zutiefst empört. Sie schien nichts und niemandem zu widersprechen außer Weed, wo sie doch auf seiner Seite stehen sollte. Also ergriff er die Initiative. Er beschloss, dass, wenn Brazil beginnen würde, Weeds Geschichte zu erzählen, er widersprechen würde, wann immer er wollte, selbst, wenn er mit dem, was Brazil sagte, einverstanden war.
    Brazil stand vor der Richterin und fasste zusammen: »Etwa um zwei Uhr, Dienstagmorgen, kletterte Weed über den Zaun des Hollywood-Friedhofs und betrat damit unerlaubterweise Privateigentum.«
    »Wir sind erst nach drei dort angekommen«, korrigierte ihn Weed erneut.
    »Das ist unerheblich«, sagte Richterin Davis bereits zum wiederholten Mal.
    »Schhhhhhht!«, zischte Cheddar.
    Brazil fuhr fort: »Offensichtlich war er mit einer Gang zusammen und wurde genötigt.«
    »Stimmt nicht«, widersprach Weed. »Es waren nur Smoke und Divinity

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