Kreuzberg
Steffens-Wohnung befanden sich, neben den bekannten Abdrücken
unserer Ermittler und denen, die wir der Toten und den Misirlioglus zuordnen,
Spuren einer weiteren Person, die wir noch nicht eindeutig verifizieren
können.«
Damaschke
pinnt ein Foto an die Wand, auf dem ein Schuhabdruck zu sehen ist, der mittels
ultraviolettem Licht sichtbar gemacht wurde.
»Interessant
ist in diesem Zusammenhang ein Sohlenprofil, das mit einem am Tatort im
Viktoriapark gefundenen Profil nahezu identisch ist.« Neben das erste Foto
kommt ein zweites. Es zeigt einen Schuhabdruck im Kies.
»Beide
Sohlenabdrücke weisen verblüffende Gemeinsamkeiten auf. Vor allem dieser Stein
hier«, Damaschke deutet auf eine Vertiefung, die auf beiden Fotos sichtbar ist,
»vielleicht ist es auch nur ein festgetretener Kaugummi, scheint ein Indiz
dafür zu sein, dass es sich auf beiden Fotos um ein und denselben Schuh
handelt.«
»Na, das
ist doch schon mal was«, nickt Palitzsch anerkennend und klopft dem
Spurensicherer auf die Schulter. »Gut gemacht, Damaschke.«
»Das
sollten Sie mal mit den Schuhen der Türken abgleichen«, meint Inga Lenz, »damit
könnten wir sie entweder festnageln oder ausschließen.«
»Fassen wir
mal zusammen.« Palitzsch legt die Fingerspitzen aneinander und schaut
sinnierend an die Decke. »Sowohl im Viktoriapark als auch in der Wohnung
unserer Toten finden sich identische Fußspuren. Die Wohnung wurde durchsucht,
es gibt keinerlei Unterlagen mehr, das Privatleben der Swantje Steffens bleibt
völlig im Dunkeln. Als wollte jemand diese Frau und ihre Vergangenheit komplett
auslöschen.«
»Bis auf
den Ordner mit den Finanzen«, werfe ich ein.
»Bis auf
den Ordner mit den Finanzen«, nickt Palitzsch. »Ob der Täter diesen Ordner
nicht gefunden hat oder ihn dort bewusst zurückgelassen hat, sei dahingestellt.
Fakt ist: Wir wissen praktisch nichts über Swantje Steffens’ Familie …«
»Single«,
sagt Hünerbein. »Das ist ’ne typische Singlewohnung.«
»Wir wissen
nichts über ihre Freunde und Verwandten, noch sonst etwas über das Leben dieser
Frau. Wir wissen lediglich«, doziert Palitzsch weiter, »dass sie im Vollzug des
Kreuzberger Finanzamtes arbeitete, selber Schulden hatte und mit den
Misirlioglus in Konflikt kam, weil sie deren Auto pfänden wollte. Sehe ich das
richtig?«
»Korrekt«,
nicken wir.
»Wie dieser
Entführungsfall mit dem Ableben der Swantje Steffens in Verbindung zu bringen
ist«, schlussfolgert Palitzsch, »darüber können wir nur Vermutungen anstellen.
Gesicherte Erkenntnisse gibt es nicht. Auch richtig?«
»Auch richtig«,
echot Hünerbein.
»Gleichwohl
müssen wir uns zunächst um das Mädchen kümmern«, überlegt Palitzsch, »und die
Mordermittlungen hinten anstellen. Leben geht vor.«
»Wenn das
Mädchen noch lebt«, gibt Beylich zu bedenken.
»Das wollen
wir doch hoffen.« Palitzsch seufzt. »Kurz: Die Entführung hat oberste
Priorität. Und vielleicht lösen wir über diese Schiene ja auch den Mordfall
Swantje Steffens …«
Er
unterbricht sich, da es kurz an der Tür klopft und der Totengräber
hereinschaut. »Verzeihung! Stör ich beim Kombinieren?«
»Nur, wenn
Sie uns keine neuen Erkenntnisse bringen, mein lieber Doktor.« Aufgeräumt
bittet Palitzsch den Rechtsmediziner herein. »Doch wie ich Sie kenne, haben Sie
ganz sicher was für uns, richtig?«
»Ja.« Der
Totengräber holt die aktuelle BamS hervor. »Und zwar die Schlagzeilen von
heute.« Er knallt die Zeitung auf den Tisch und sieht Inga Lenz finster an.
» DIESMAL IST ES MORD «, steht in riesigen Lettern auf dem Titelblatt. » SEXTÄTER SCHLUG WIEDER ZU! «
»Ich darf
zitieren.« Der Totengräber nimmt sich das Blatt, rückt seine Lesebrille zurecht
und trägt dann vor. Darunter geht es nicht. Dr. Graber ist grundsätzlich
kein Mann, der einfach etwas vorliest, nein: Er deklamiert und genießt seine
Show.
»Wie die
Leiterin der für den Fall zuständigen Abteilung Sexualdelikte,
Kriminalhauptkommissarin Inga Lenz, gegenüber Bild am Sonntag verlauten ließ,
werden die Ermittlungen nach dem brutalen Mord an der Finanzbeamtin
Swantje S. nun mit der Mordkommission 1 koordiniert, damit diesem Monster ein
für alle Mal das Handwerk gelegt werden kann.«
»Monster
hab ich nie gesagt«, wehrt Inga Lenz ab, »derartige Ausdrücke gebrauche ich
nicht.«
»Es geht
mir auch nicht um das ›Monster‹.« Dr. Graber lässt die Zeitung sinken und
wendet sich nur mühsam beherrscht Inga Lenz zu. »Verehrte Frau
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