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Kreuzberg

Kreuzberg

Titel: Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Schwarze.
    »Echt
nicht?« Peggy sah sie fragend an.
    »Nei-hein.«
    »Aber …«
    »Peggy!«
Die Schwarze wurde nachdrücklicher. »Wir haben Fatma gestern nicht gesehen,
klar? Wir haben sie seit ihrer Entführung nicht gesehen!«
    »Ach, Sie
wissen, dass sie entführt wurde?« Beylich sah erstaunt auf. »Woher denn?«
    »Haben Sie
das nicht gesagt?«
    »Nein.«
    Die Mädchen
schwiegen verwirrt und guckten ratlos zu Henriette Cordes. Die verschränkte die
Arme und runzelte die hübsche Stirn.
    »Mädels«,
fragte sie streng, »ihr baut nicht gerade wieder irgendeine Scheiße, oder?«
    »Nein.«
Peggy und Janis schüttelten heftig die Köpfe. »Echt nicht, Jette, machen wir
nicht.«
    »Und woher
wisst ihr dann von einer Entführung?«
    »Ja, so was
spricht sich halt rum.«
    »Nicht bis
zu mir.« Henriette musterte die Mädchen prüfend. »Also?«
    »Mann,
Jette!« Janis fuhr sich genervt durch die schwarzen Haare. »Das ist ja wohl
ganz normal, oder? Bei jeder Entführung ist der erste Spruch: Keine Bullen!
Sonst …« Sie machte eine Kopf-ab-Bewegung.
    »Können wir
jetzt gehen?« Peggy sah erst zu Beylich, dann zu Henriette Cordes und wieder
zurück zu Beylich.
    Der nickte
versonnen. »Ja. Sicher doch.«
    Die Mädels
machten, dass sie rauskamen. Henriette schloss hinter ihnen die Tür.
    »Was soll
ich davon halten?«, seufzte sie.
    »Die sind
unter Druck«, stellte Beylich fest und erhob sich. »Ziemlich unter Druck.«
    »Ich weiß
nicht.« Henriette Cordes hob verunsichert die Schultern. »Irgendwas hecken die
aus.«
    »Meinen
Sie?«
    »Ganz
bestimmt.« Henriette Cordes nickte langsam. »Die hecken immer was aus.«

30    SONNENSTÄNDE, Einfallswinkel, Ausfallswinkel,
Snelliussches Brechungsgesetz – mir schwirrt der Kopf von all dem Zeug,
doch Damaschke ist nicht zu bremsen in seinem Forschungsdrang. Er rechnet
herum, vergleicht, prüft, und sein Labor sieht inzwischen aus wie das eines
genialen, aber vollkommen verrückten Erfinders. Der Dr. Seltsam der
Berliner Kriminaltechnik hat verschiedene Versuchsanordnungen aufgebaut, misst
und analysiert Geschwindigkeiten, vergleicht sie mit den Fahrplänen der S-Bahn,
grübelt, rechnet neu und kommt doch zu keinem Ergebnis.
    Da er für
sein Büro ein striktes Rauchverbot verordnet hat, gehe ich auf die Straße und
zünde mir eine Zigarette an.
    Soweit ich
das verstanden habe, versucht er, anhand verschiedener Daten aus dem Video
herauszufinden, wo die Tochter des Blumenhändlers versteckt gehalten wird.
    An einer
Hochbahnstrecke irgendwo in der Stadt. Um sie genau zu lokalisieren, müssen die
im Video auftauchenden Lichtreflexionen an der Wand mit dem dadurch
bestimmbaren Sonneneinfallswinkel plus Einbeziehung der Lichtbrechung, etwa
durch Fensterscheiben, mit den diversen Hochbahnstrecken in der Stadt
abgeglichen werden.
    So kann
auch die genaue Uhrzeit der Videoaufnahme bestimmt werden, und wenn diese,
unter erneuter Berücksichtigung von Sonnenstand, Einfallswinkel und
Lichtbrechung, mit den Fahrzeiten der S-Bahn deckungsgleich ist, müsste dort,
das behauptet zumindest Damaschke, auch das Mädchen zu finden sein.
    »Alles eine
Frage der Mathematik und der Physik. Man muss das nur logisch anwenden.«
    Toll. Und
warum wissen wir dann immer noch nicht, wo die Kleine steckt?
    »Weil wir
irgendetwas übersehen«, murmelt Damaschke, als ich von meiner Rauchpause
zurückkehre. »Ein Problem ist auch, dass wir nicht bestimmen können, ob die
Sonne nun von Ost oder West auf den Zug scheint, ob es morgens oder abends ist.
Ich bin beide Möglichkeiten durchgegangen, allerdings ohne Erfolg.«
    Er sieht
mich an, bemerkt mich aber nicht. Als wäre ich durchsichtig. Ein Bulle aus
Glas. Damaschke ist in seiner eigenen Welt.
    »Es gibt
keine Strecke in der ganzen Stadt, auf die alle unsere Komponenten passen«,
sagte er mehr zu sich selbst. »Und ich frage mich, woran das liegt.«
    »Bist du
wirklich alle Hochbahntrassen durchgegangen?« Die Frage ist eher rhetorischer
Natur, eine Art Lautgabe, damit Damaschke merkt, dass ich noch immer bei ihm
bin und mit ihm leide.
    »Was?«
Irritiert schaut er auf.
    »Bist du
wirklich alle Hochbahnstrecken durchgegangen«, wiederhole ich. »Es gibt ja ein
recht großes Netz hier in Berlin.«
    »Ja, aber
durch den Sonnenstand gefiltert ergeben sich nur wenige Teilstreckenführungen,
die in Frage kommen.« Er hat sie rot und blau auf einem Streckenplan der
Berliner S-Bahn markiert. »Hier an der Linie nach Frohnau und die Strecke

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