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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Teppich war vor dem Portal ausgerollt, livrierte Diener geleitete die Besucher in die blumengeschmückte Eingangshalle, ein Zeremonienmeister kündete die Ankommenden mit Pomp an, als sie in den Ballsaal traten. Auch dort war verschwenderisch mit Blumengirlanden gearbeitete worden, und die bodentiefen Fenster öffneten sich zum Garten, der durch bunte chinesische Lampions und beleuchtete Wasserspiele wie ein märchenhaftes Feenland wirkte. Ohne Zweifel, man war zu Gast bei wohlhabenden Leuten. Charlotte zeigte sich in einem überwältigenden Seidenkleid mit langer Schleppe, ihre rotgoldenen Haare funkelten von Diamanten, und um den Hals schmiegte sich ein köstliches Collier. Neben ihr stand ihr Gemahl, in dezentem Schwarz, mit formeller seidener Kniehose und einer goldbestickten Weste, die schimmernden Locken zu einer perfekten Windstoßfrisur coiffiert. Sie waren ein hinreißendes Paar, fand Antonia. Nach außen hin.
    Das Defilee ließ sie näher an sie herankommen, und dann sorgte weder Charlottes Andeutungen noch Cornelius’ Auftreten oder Antonias Bemerkungen, sondern völlig unerwartet Elena für einen Eklat.
    Als sie vor Kormann stand und er mit einem charmanten Lächeln ihre Finger an seine Lippen hob, stieß sie einen leisen Schrei aus und sank ohnmächtig zusammen.
    Cornelius fing sie auf, Antonia kniete sofort neben ihr nieder und suchte in ihrem Retikül nach dem Riechfläschchen. Stimmengemurmel umgab sie, jemand bot ein Glas Wasser an, ein Diener machte den Weg frei für Cornelius, der die Bewusstlose auf seinen Armen trug. Doch bevor sie den Ruheraum für die Damen erreicht hatten, schlug Elena wieder die Augen auf.
    »Nach Hause«, flüsterte sie. »Bitte!«
    Antonia wies den Diener an, sofort eine Sänfte zu rufen, und Cornelius trug sie zum Ausgang. Noch einmal drehte sich Antonia um und kehrte zu Charlotte zurück.
    »Verzeihen Sie uns, Madame Kormann. Die Gesundheit meiner Mutter ist noch immer angegriffen. Die Leiden des Domherrn haben sie sehr mitgenommen.«
    »Sie hat viel Aufregung erlebt, meine Liebe. Ich verstehe. Ihre Nerven waren ja nie besonders stabil. Bringen Sie sie wohlbehalten heim. Ich melde mich in den nächsten Tagen bei Ihnen.«
    Besser nicht, dachte Antonia, gab aber die passenden höflichen Laute von sich und verabschiedete sich dann eilends, um neben der Sänfte nach Hause zu gehen.
    Elena bestand darauf, auf eigenen Füßen das Haus zu betreten, um ja ihren Gatten nicht zu beunruhigen. Sie begleiteten sie also zum Salon, wo ihnen Waldegg mit leichtem Erstaunen entgegensah.
    »Es ist so bedauerlich, Hermann, aber ich bin nicht in der Lage, eine solch mühsame Prozedur wie einen Ball durchzustehen«, seufzte Elena und ließ sich neben ihm nieder.
    »Es ist ihr schwindelig geworden, darum sind wir zurückgekommen. Frau Mutter, gestatten Sie mir, Sie nach oben zu geleiten und Ihnen zu helfen, den Putz abzulegen.« Resolut brachte Antonia sie dazu, wieder aufzustehen und in ihr Zimmer zu gehen. Elena war noch immer geisterhaft blass und ihre Schritte unsicher. Erst als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, fragte Antonia sie: »Und was war nun wirklich der Grund für Ihren Schwächeanfall?«
    »Ich weiß es nicht. Mir war plötzlich so komisch...«
    »Ihnen war den ganzen Nachmittag nicht komisch, sondern Sie waren guter Stimmung. Hat es etwas mit Charlotte zu tun? Hat sie Ihnen irgendwas angedroht? Irgendeine Beleidigung zuteil werden lassen, die ich nicht bemerkt habe?«
    »Nein, nein, Kind. Charlotte trägt keine Schuld daran.«
    »War etwas im Raum, das Sie erschreckte?« Starr schaute Elena in den Spiegel, ihre Augen weilten auf einem Punkt in weiter Ferne. Dann begann sie plötzlich zu weinen. »Frau Mutter, beruhigen Sie sich. Wenn man Sie beleidigte, sagen Sie es mir. Oder hat Ihnen jemand Angst eingejagt?«
    »Nein, nein. Nichts. Es tut mir so leid, ich habe euch den Abend verdorben. Und nun diese Kopfschmerzen. Oh, diese Kopfschmerzen!«
    Mit flinken Fingern löste Antonia die Kämme aus den Locken und massierte Elena sanft die Schläfen.
    »Ich lasse Jakoba gleich Ihren Kräutersud machen. Legen Sie sich nieder. Linda wird sich um Ihr Kleid kümmern.«
    »Danke, mein Liebes. Ach, Antonia!« Sie nahm ihre Hand und drückte sie an ihre tränenfeuchte Wange. »Du bist ein liebes Kind.«
    »Es gibt da auch andere Ansichten. Aber wenn Sie meinen.«
    Es klopfte leise, und die Kammerfrau trat ein. Antonia gab ihr flüsternd Anweisungen und ging dann zu Jakoba nach

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