Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
helfen.«
»Wird gemacht, Herr Capitain.«
»Diesen Brief übergibst du meiner Schwester Antonia, den anderen meinem Bruder Cornelius.«
»Selbstverständlich.«
»Du bleibst auch in Köln in seinem Dienst, bis er einen geeigneten eigenen Burschen gefunden hat.«
»Wie Sie wünschen, Herr Capitain.«
»Und du achtest mir streng darauf, dass er am Leben bleibt.«
»Zu Befehl, Herr Capitain!«
Heinrich kannte einen Großteil der Geschichte, und er hatte zwar ein schlichtes, aber romantisches Gemüt. Vor allem war er von stoischer Zuverlässigkeit.
General Sebastian Renardet humpelte aus dem Haus zu den Pferden, in einen dicken Wollmantel gehüllt, eine Pelzmütze auf den Kopf und Fellstiefel an den Füßen.
»David, mir fehlen die Worte, um Ihnen zu danken.«
»Dann danken Sie mir nicht, Sebastien. Reisen Sie wohl. Ich denke, es bleibt zwar kalt, aber es wird nicht weiter schneien. Grüßen Sie mir Köln und Toni. Versprechen Sie mir einfach, bis dahin am Leben zu bleiben.«
»Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, mein Freund. Auch wenn es aus dem Mund eines Atheisten albern klingen mag: Gott segne Sie.«
»Leben Sie wohl, mon général! Gott beschütze Sie.«
Sie waren sich nahegekommen in den vergangen Tagen und hatten Zuneigung gefasst. Nun umarmten sie sich, dann schwang sich Renardet steif auf das Pferd. Heinrich war schon aufgesessen und hielt das Packpferd am Zügel.
David sah ihnen lange nach und ging dann mit schwerem Herzen zurück zu seiner Unterkunft. Sebastien war ein zäher Mann, aber er hatte Hunderte von Meilen vor sich. Und er war schwerer verwundet, als der Chirurg es ihm offenbart hatte. Es würde die letzte Reise sein, die er antrat. Der General war in kurzer Zeit sein Freund geworden, doch er würde ihn nie wiedersehen. Er hoffte innig, er möge Antonia erreichen. Und dass er, wenn er sterben musste, es in ihren Armen tat.
Elena war alleine zu Hause, als das geschlossene Coupé vor der Tür hielt, und ein untersetzter Mann an ihre Tür klopfte. Sie hörte Johann nach seinem Begehr fragen und verstand Antonias Namen. Entschlossen legte sie die Druckbogen beiseite, die sie gerade durchgesehen hatte – eine fesselnde Abhandlung über antike Vasen, die Antonia mit launig erzählten Histörchen aus der griechischen Sagenwelt angereichert hatte – und trat in den Flur.
»Gnädige Frau, dieser Mann behauptet, der Herr David habe ihn geschickt, und er müsse dringend das gnädige Fräulein sprechen. Er nennt sich Heinrich und weist sich als Bursche des Capitains aus.«
»Guten Tag, Heinrich. Ich bin Antonias Mutter. Was bringen Sie für Nachrichten?«
Heinrich drehte verlegen seine Mütze in den Händen, denn er konnte zwar mit widersetzlichen Wirten und Posthaltern umspringen, mit feinen Damen hatte er keine Erfahrung.
»Nicht nur Nachrichten, sondern auch einen Herrn, gnädige Frau. Einen General, den der Herr Capitain in Fräulein Antonias Obhut zu geben wünscht.«
»Einen General?«
»Herrn General Sebastien Renardet, gnädige Frau!«
»Oh!« Elena zupfte nervös an dem warmen Shawl, den sie sich umgelegt hatte, dann fasste sie sich und bat: »Lassen Sie ihn eintreten, Johann.«
»Verzeihung, gnädige Frau, er ist schwer blessiert«, erklärte der Bursche.
»Ja – dann!« Sie drehte sich um und gab mit erstaunlich fester Stimme Anweisungen. »Johann, holen Sie Maddy, Linda und Nora. Maddy soll in die Druckerei gehen und Cornelius und Thomas so schnell sie kann herbringen. Der Stift soll zu Susanne laufen und Antonia holen.«
Die drei Frauen eilten herbei, Maddy warf sich dabei bereits ein Tuch über und stürzte über die Straße zur Druckerei.
»Linda, richte Cornelius’ Zimmer her, und mach ein Feuer im Kamin an. Nora, du wirst diesem guten Mann ein Essen richten und einen großen Kessel Wasser aufsetzen. Johann, Sie eilen zu Dr. Schmitz und bitten ihn, zu einem Notfall zu kommen.«
»Ja, gnädige Frau«, kam es einstimmig von den verdutzten Bediensteten. So energisch hatten sie die Dame des Hauses noch nie erlebt. Aber sie setzten sich alle drei sogleich in Bewegung, um ihre Aufgaben auszuführen. Sie selbst trat an den Wagen und fand den Herrn darin unansprechbar. Zusammengesunken lehnte er in einer Ecke, doch zum Glück kamen schon Cornelius und Thomas angelaufen.
»Was ist passiert, Elena?«
»Helft dem Mann im Wagen. Er muss getragen werden. Bringt ihn in dein ehemaliges Zimmer, Cornelius.«
»Natürlich. Wer ist es?«
»General Sebastien
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