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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Suppenschale zur Seite und häufte sich drei weitere Scheiben auf den Teller.
    »Es gibt gleich einen zweiten Gang, Antonia«, wies Elena ihre mit vollen Backen kauende Tochter hin.
    »Es ist aber sehr leckeres Brot.«
    »Natürlich. Aber es ist nur eine kleine Beilage.«
    Antonia griff nicht noch einmal zu, sondern wartete geduldig auf den angekündigten zweiten Gang.
    Johann brachte eine Platte an den Tisch und hob den silbernen Deckel. Drei goldbraune Omelettes lagen darauf. Er legte jedem eines davon auf den Teller.
    Antonia hatte das ihre mit drei Bissen verschlungen und sah dann erwartungsvoll zu Johann hin.
    »Bitte richte Jakoba aus, sie möchte zwei weitere Omelettes bereiten, Johann!«, ordnete Waldegg an.
    »Was ist mit dem zweiten Gang?«, konnte sich Antonia nicht zurückhalten zu fragen.
    »Liebes, dieses Omelette ist der zweite Gang.«
    »Was? Mehr essen Sie nicht?«
    »Es ist doch ein völlig sättigendes Mahl.«
    Fassungslos starrte Antonia ihre Mutter an und sah dann zu dem Domherrn hin. »Es schmeckt zwar besser als der Fraß von Marie, aber da bin ich wenigstens nicht hungrig vom Tisch aufgestanden. Ich kann Ihnen Kostgeld zahlen, wenn’s daran liegt. Könnte ich dann wenigstens noch eine Wurst oder so was haben?«
    »Antonia, wir befinden uns in der Fastenzeit!« Elena wirkte indigniert und schob das Salzfässchen hektisch hin und her.
    »Fastenzeit? Heißt das, Sie hungern freiwillig?«
    »Nicht hungern, aber wir halten uns zurück. Du wirst dich bestimmt schnell daran gewöhnen, kein Fleisch zu essen. Das dulde ich nämlich nicht in meinem Haus.«
    »Kein Fleisch? Keine Wurst? Keinen Speck? Also, wenn Sie glauben, dass ich mich mit dünner Plürre und lauwarmem Rührei zufrieden gebe, dann liegen Sie aber falsch.« Antonia war ungestüm aufgesprungen. Die Gläser wankten und klirrten, und die Kerzenflammen flackerten. »Ich hoffe, es gibt hier in der Gegend ein vernünftiges Wirtshaus. Ihre Gastfreundschaft nehme ich für heute Nacht an. Morgen bin ich weg.«
    »Antonia, warte.« Hermann Waldegg war ebenfalls aufgestanden und legte ihr den Arm um die Schultern. »Wir beide gehen jetzt zusammen in die Küche und schauen nach, was die Speisekammer bietet.«
    »Hermann!«
    »Du bleibst bitte hier und speist weiter, Elena!«
    In der Küche saßen Jakoba, Johann und die Zofe Linda um den Holztisch und bedienten sich aus der Suppenschüssel, die einen vertrauten Geruch nach Erbsen und Speck verströmte.
    »Die Omelettes sind gleich fertig«, entschuldigte sich Jakoba und sprang auf.
    »Kümmern Sie sich nicht um die Omelettes, geben Sie dem Kind eine ordentliche Portion Erbsensuppe. Zukünftig wird Antonia hier unten essen, und ich verlange, dass sie all das in ausreichender Menge bekommt, was sie sich wünscht. Ob Schinken oder Huhn, Fisch oder Fleisch.«
    »Aber Herr Waldegg, die gnädige Frau wünscht kein...« »Sie wird sich dreinschicken. Ich persönlich würde auch gerne wieder einmal einen vernünftigen Braten essen.«
    »Wie Sie wünschen.« Jakoba, weit entfernt davon, eingeschnappt zu sein, grinste ihn an und stellte eine Steingutschale vor Antonia. »Lang zu, Mädchen. Du musst noch wachsen.«
    Antonia, verblüfft und betroffen, sah den Domherrn an.
    »Ihre Frau wird sehr ungehalten sein.«
    »Elena wird sich, genau wie ich, an dich gewöhnen. Und du dich an uns. Wir haben Zeit, Kind. Aber es wäre für heute Abend besser, wenn du nach dem Essen in dein Zimmer gingest. Morgen sehen wir weiter. Ich hoffe sehr, du bleibst bei uns.«
    »Warum wollen Sie das eigentlich so unbedingt? Sie schulden mir nichts.«
    »Doch, Antonia. Das Leben meines Sohnes.« Er ging rasch aus der Küche, und verblüffte Blicke folgten ihm.
     
    Mit Jakoba verstand Antonia sich gut, die alte Köchin fragte sie nach den Mahlzeiten aus, die sie zu essen gewohnt war. Dabei erfuhr sie von Elisabeths und Tonis Aufgabe, die Soldaten zu verpflegen, und da sie viele Jahre lang über die große Küche des Klosters geherrscht hatte, war ihr die Problematik, für eine erkleckliche Anzahl von Leuten zu kochen, nicht fremd. Sie sprachen über die Zubereitung von Kartoffeln und Erbsen, von Hähnchen am Spieß und von Hasenpfeffer, von Bratwürsten und würzigen Reisgerichten. Schließlich half Antonia ihr beim Abtrocknen des Geschirrs.
    Es war ganz gut, dass sie die heftige Auseinandersetzung, die oben im Salon tobte, nicht mitbekam. Erstmalig in ihrer langen, bisher sehr harmonischen Beziehung erlebte Elena ihren Gatten weiß

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