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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Klaus nur eine Zwischenlösung war, dass sein Herz nicht frei war, dass er wieder jemanden richtig an seine Seite holen wollte. Und weißt du, bei diesem letzten Mal war er so ganz anders, so still, ein bisschen in sich gekehrt, hat nichts getrunken, nur so dagesessen hat er, alt hat er plötzlich ausgesehen, und dann hat er ganz leise gesagt: ›Alles geht einmal zu Ende, und auch für uns wird sich etwas ändern, vielleicht sogar alles.‹ Da hat sich mein Herz verkrampft, weil ich spürte, dass ich ihn verlieren würde. ›Ich fahre für einige Zeit weg‹, hat er zum Abschied gesagt, mich noch einmal so angesehen, dass es mir durch und durch ging, und dann ist er aus der Tür gegangen wie ein Fremder, ohne ›Auf Wiedersehen‹ oder ›Bis bald‹. Er ist einfach aus meinem Leben verschwunden, für immer. Und dann haben sie morgens im Radio gesagt: ›Wie wir soeben erfahren haben, ist der plastische Chirurg Klaus Bender tödlich verunglückt.‹«
    Sie hatte recht, Klaus hatte eine Art gehabt, Frauen in die Augen zu sehen, die süchtig machte. Vielleicht wäre ja auch ich ihm verfallen, wenn er mich gewollt hätte?
    Charlotte starrte wieder vor sich hin. So verletzlich hatte ich sie noch nie gesehen. Hatte sie gehofft, er werde sie zur neuen Frau an seiner Seite machen, damit sie Johannes eins auswischen konnte? Und wie enttäuscht musste sie gewesen sein, als … Plötzlich durchfuhr mich ein Gedanke, der mich entsetzte. Konnte es sein, dass sie etwas mit dem Mord zu tun hatte? Dass sie möglicherweise in Bayern gewesen war, ihm gefolgt war, und als sie gemerkt hatte, dass es keine Hoffnung mehr gab, als sie verstanden hatte, dass er sie im Stich ließ, hatte sie da Klaus in den Tod geschickt? Fühlte sie sich schuldig? War das der Grund für ihre Verzweiflung? Und sprach sie vielleicht nur deshalb so viel von der Magari, um von sich selbst abzulenken?
    Ich stand auf und nahm meinen Mantel. Halbherzig tätschelte ich Charlotte die Schulter und sagte dann mit einem schiefen Lächeln: »Übrigens, ich werde Großmutter. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Wie furchtbar!«, antwortete Charlotte viel zu laut. »Siehst du, das wird mir glücklicherweise nie passieren, würde mir auch gar nicht stehen.« Danach sagte sie leise: »Bitte erzähl keinem davon. Versprich es.«
    »Klar«, rief ich, schon fast an der Tür, über die Schulter zurück und hastete hinaus zu meinem Wagen. Ich ließ mich auf den Fahrersitz fallen und blickte in den Rückspiegel. Stand mir die Großmutter? Es war zum Heulen. Ich hatte vier Kinder und einen Mann und fühlte mich für immer ausgestoßen aus der Riege attraktiver Frauen.
    Carolin und Lukas waren zu Freunden gefahren. Abends kämen sie zurück, der Auflauf wäre super gewesen, und sie freuten sich auf ein gemütliches Sonntagsfrühstück, so stand es auf dem Zettel neben dem Telefon. Für mich hieß das: Betten beziehen, Zimmer lüften, Kinderbad säubern …
    Alles hat seine Zeit, das war die Tagesweisheit meines Kalenders, aber mir wurden die Aufgaben nicht nacheinander gestellt. Ich hatte eine ganze Suppe an Aufgaben vor mir, bestehend aus süßen, sauren, weichen und harten Zutaten, und es würde schwer sein, sie so zu würzen, dass sie mir kein Sodbrennen verpasste.

FÜNF
    Für Kleid und Stiefel, die ich mir gekauft hatte, gab ich mehr Geld aus, als ich wollte, und zu Hause war ich nicht mal sicher, ob der Schnitt meinem Stil entsprach. Für einen Friseurbesuch hatte die Zeit nicht gereicht, und so musste ich am Montag vor der Beerdigung die grauen Ansätze mit Mascara vertuschen und darauf hoffen, dass der Wind sich nicht an meinen Haaren austobte.
    Wir hätten mit der KVB fahren sollen, dachte ich, als wir, wie zu erwarten, vor der Basilika Maria im Kapitol keinen Parkplatz fanden. Martin ließ mich aussteigen und fuhr ins Kaufhofparkhaus, um wenig später, vom plötzlich einsetzenden Regen getrieben, frierend und nass neben mir Platz zu nehmen. Charlotte im extravaganten Ozelotmantel mit Pelzkappe sah aus wie eine russische Fürstin und Karin wie ein junges Ding, das um seinen Vater weinte. Ich fühlte mich wie die Putzfrau der beiden, und meine Tränen galten nicht nur Klaus, sondern auch meinem vergehenden Leben, das mir in diesem Moment ohne jeden Höhepunkt verlaufen zu sein schien. Ich hätte was darum gegeben, von vorn anfangen zu können wie das Kind in Carolins Bauch, das ich in diesem Moment beneidete um seine Zukunft und die Möglichkeiten, die sich ihm bieten

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