Kreuzdame - Köln Krimi
den wertvollen Antiquitäten. »Am Abend, nach dem Essen an der Bar, begann ich ihm zu entgleiten, und als wir hochgingen in unsere Suite und er mich an sich zog, verlangte ich von ihm, dass er mir die ganze Geschichte erzählte, sonst würde ich ihn auf der Stelle verlassen, für immer.
›Vielleicht gehst du dann zurück zu dieser Studentenclique‹, sagte Klaus ironisch, ›mit denen kannst du dann auf der Wiese sitzen und vom Leben träumen, vom Leben, das du längst erlebt hast. Was willst du denn? Du hast alles, wofür sich andere krummlegen, wofür sie wer weiß was geben würden. Sämtliche Kleinmädchenträume sind für dich in Erfüllung gegangen. Du bist die Schönste, die Eleganteste, die Begehrteste, und du hast einen Mann, der so viel Geld besitzt, dass er dir die halbe Welt zu Füßen legen kann. Worüber regst du dich auf? Dass es schon mal eine Frau mit deinem Namen gegeben hat, eine, die dir sogar ähnlich sieht? Was ist denn daran so schrecklich?‹
›Nein, Klaus‹, sagte ich, ›ich bin kein kleines Mädchen, dem du Sand in die Augen streuen kannst. Es ist richtig, dass mir dieses Leben manchmal gefällt, aber etwas tief in mir warnt mich. Ich spüre, dass etwas anders ist, als es sein sollte. Du hast mich benutzt, um diese Frau, die du vielleicht nicht haben konntest, an deiner Seite zu spüren, um dir einzubilden, sie wäre es, die mit dir am Tisch sitzt, die deine Leidenschaft stillt. Aber ich, Klaus, ich bin Anna, die Frau, die du geheiratet hast, als sie blond war und Locken hatte, als ihre Augen braun waren und die Lippen schmal. Wir hatten glückliche Jahre miteinander, wir waren uns vertraut, wir wussten um die Nöte und Sorgen des anderen.‹
›Ach nein‹, antwortete Klaus, ›glückliche Jahre? Und was ist mit deiner Affäre damals mit diesem Lehrer, meinst du, das hat mich nicht verletzt?‹ ›Ich bin dir danach nie wieder untreu gewesen‹, schrie ich ihn an, ›und du? Was hast du gemacht, wenn du hier in Berlin warst oder in München oder Hamburg? Kannst du mir schwören, dass es für dich keine andere gab als mich? Wer war Katharina?‹ ›Das habe ich dir doch gesagt, ein hübsches junges Ding‹, antwortete er, und ich setzte hinzu: ›Mit dem du ins Bett gegangen bist.‹ ›Ja, auch das‹, meinte er. ›Bist du jetzt zufrieden? Ja, Katharina war jung, hübsch, intelligent und leidenschaftlich, eine, um die mich jeder beneidete, wenn ich hier in Berlin mit ihr ausging.‹ ›Und jetzt? Wo ist sie jetzt?‹, fragte ich, und er sagte: ›Weg.‹ Nichts sonst, nur dieses eine Wort: weg.
Da wusste ich: Es hatte sie tatsächlich gegeben, sie hatte wirklich gelebt, hier in Berlin, als Geliebte meines Mannes, und weil sie weg war, hatte er mich erschaffen, nach ihrem Vorbild. Ich, Anna, war zur Kopie der Geliebten meines Mannes geworden. Meine Tränen schluckte ich herunter, diese Genugtuung gönnte ich ihm nicht, er würde mich nicht in die Knie zwingen.
Mein Blick war fest auf seine Augen gerichtet, meine Stimme leise, aber klar, als ich sagte: ›Und danach hattest du die Idee, mich nach ihrem Vorbild zu schaffen, damit du weiter in deiner Illusion leben konntest. Du hast ihre Biografie, ihren Namen, ihre Herkunft, ihr Studium, alles über mich gestülpt. Ich laufe also als Kopie deiner Geliebten durch die Lande. Klaus, ich hasse dich!‹ ›Dann geh doch‹, schrie Klaus, ›du kommst sowieso nicht an das Original ran. Da kannst du dich noch so sehr bemühen. Ich wünschte, Katharina …‹ Er brach ab, ging zum Fenster und blickte hinaus.
Da sagte ich ihm die Wahrheit über Timo. ›Und ich‹, schrie ich, kochend vor Wut, ›ich habe dich damals als Vater für mein Kind gebraucht, das von deinem Freund Martin stammt.‹ ›Du Hure‹, hat Klaus geflüstert und vielleicht hat er damit, ohne die Hintergründe zu kennen oder auch nur zu ahnen, den Nagel auf den Kopf getroffen. ›Du hast mich betrogen, nicht nur mit diesem einen Typen, sondern du hast mir das Kind meines Freundes untergeschoben. Uns verbindet ja nicht mal mehr Timo, wie ich gedacht habe. Jetzt sind wir quitt. Hier, nimm den Schlüssel und fahr nach Bayern. Du kannst das Haus haben und dort wohnen, so lange du willst. Ich werde dich nicht belästigen, ich will nichts mehr von dir wissen. Du bekommst eine monatliche Überweisung, damit du leben kannst, wie es dir gefällt.‹«
Anna brach ab. So also war Katharina verschwunden. »Eines Tages war sie fort«, hatte Klaus uns erzählt. Und es hatte ihn
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