Kreuzfeuer
Vielleicht sollte ich Sie warnen, Colonel, aber unser Mann gehört zu den besten von Nebta. Er hat schon so manches Duell bestritten und leitet einen eigenen salle.«
Sten schwieg.
»Ich fühle mich ein wenig in der Zwickmühle. Sie sollten sich wirklich vorsehen«, sagte Parral. »Dieser Mann hat es darauf angelegt, Sie zu töten. Einerseits möchte ich selbstverständlich nicht den siegreichen Anführer unserer Söldner verlieren.«
»Andererseits?«
»Die Familie der Trumbo und die meine sind in gewisser Weise eng miteinander verbunden. Sein Tod käme mir nicht minder ungelegen.«
»Dann, Seigneur Parral, lautet die Frage wohl«, kommentierte Ffillips leise, »welcher Tod unserem Colonel am gelegensten kommt, habe ich recht?«
Parral verfügte über genügend Würde, sich rasch zu entfernen.
Als er in der Mitte der Kampfstätte angelangt war, hatte ein Bediensteter gerade die letzten Reste des vorangegangenen Kampfes beseitigt und frischen Sand gestreut.
Zwei von Froelichs Gefolgsleuten schafften mit langen Gesichtern die Leiche hinaus; offensichtlich hatten sie auf ihren ehemaligen Anführer gewettet.
»Wie es aussieht«, sagte Parral, erleichtert darüber, dass er endlich in der Lage war, sich aus der Affäre zu ziehen, »sind sowohl der Herausgeforderte als auch der Herausforderer der unumstößlichen Ansicht, dass ihre Meinungsverschiedenheit allein durch Blut bereinigt werden kann. Habe ich mich korrekt ausgedrückt?«
Sowohl Sten als auch Trumbo nickten. Dann gingen sie aufeinander zu und taxierten sich argwöhnisch.
»Dann heißt die Losung Blut«, verkündete Parral feierlich, »und durch Blut soll dieser Zwist beigelegt werden.« Er verbeugte sich zweimal und verließ die Arena.
Trumbo ging sofort en garde . Wenigstens hielt er seinen Dolch nicht wie einen Eispickel in der Hand. Statt dessen hatte er die geballte linke Faust in Brusthöhe waagerecht vor sich ausgestreckt. Seinen Dolch hielt er tief, der Knauf lag locker auf die linke Hüfte gestützt. Er bewegte sich seitlich auf Sten zu.
Sten erwartete ihn fast aufrecht stehend, die rechte Hand mit gebogenen Fingern auf Hüfthöhe. Seinen Dolch hielt er etwas tiefer als seine rechte Hand und etwas weiter zurück.
Jetzt bewegte sich auch Sten seitwärts, darauf aus, Trumbo auf der ungedeckten Seite zu erwischen. ›Komm schon, mein Freund‹, dachte er und hielt die Augen weit offen.
›Komm schon. Ein bisschen näher noch. Und wer hat dich ausgebildet, du Trampel?‹ Da verengten sich Trumbos Augen, und wie vorausgesehen, wagte er einen Stoß gegen Stens Brust.
Doch Sten wartete nicht, bis die Klinge ihn erwischte. Er machte einen Schritt zur Seite und knallte die Faust gegen Trumbos Schläfe. Der Mann taumelte zurück und fing sich wieder.
Und griff erneut an. Diesmal zuckte Stens Klinge unter Trumbos Deckungshand hindurch und biss in das Gelenk seiner Waffenhand. Blut tropfte hervor, als Sten sich wieder in die Ausgangsstellung begab.
Jetzt wurde Trumbo vorsichtiger. Bei einem Schwertkampf versucht man zuerst, seinen Gegner rasch zu töten.
Hat man es mit einem erfahrenen Opponenten zu tun, muss man sich darauf verlegen, ihn langsam ausbluten zu lassen.
Also probierte er als nächstes einen hinterlistigen Hieb, mit dem er es auf Stens Messerhand abgesehen hatte. Sten parierte den Hieb mühelos, blockte die Klinge ab und zwängte sich durch Trumbos Deckung. Die rasierklingenscharfe Spitze seines Dolches schlitzte Trumbos Stirn auf.
Sten zog sich rasch zurück, Ausgangsposition, bewegen, bewegen, immer von einer Seite zur anderen tänzeln …
Wieder kam Trumbo und … ah, dieser Amateur, er versuchte es mit dem alten Wechseltrick, warf den Dolch rasch von der rechten in die linke Hand. Das Manöver hätte Sten aus der Deckung bringen sollen, woraufhin Trumbo seinen Stoß ausgeführt und Sten die Klinge tief in die Eingeweide getrieben hätte.
Doch irgendwo zwischen Trumbos linker und rechter Hand befand sich plötzlich Stens blitzschnell zutretender Fuß, und der Dolch wirbelte hoch in die Luft, wobei die Klinge funkelnde Reflexionen in den Saal warf; Sten drehte den Griff seiner Waffe und rammte Trumbo den Knauf gegen das Kinn.
Trumbo wankte benommen nach hinten. Sten wartete auf eine Bewegung und schleuderte dann die eigene Klinge in die Luft, woraufhin sie sich mit der Spitze in das Holz der Tanzfläche bohrte. Der Kampf war vorbei.
Sten warf einen Blick zu Parral hinüber, der schon wieder höchst erstaunt in die Runde sah,
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