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Kreuzigers Tod

Kreuzigers Tod

Titel: Kreuzigers Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Oberdorfer
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einem dicken Pinsel gleichmäßig so aufgetragen, dass sich keinerlei Eigenleben in dem Schwarz hatte entwickeln können. Ja, je länger man das Schwarz studierte, desto mehr schien es, als hätte Mannlechner bei diesem Bild seine ganze Kunstfertigkeit darauf konzentriert, die Leinwand zu bemalen, ohne dabei irgendeine Form von Spannung, Rhythmus oder Lebendigkeit sich entwickeln zu lassen. Er musste unendlich viele Schichten von schwarzer Farbe auf die Leinwand aufgetragen haben, denn an einem Eck war der Rahmen aufgesprungen und man sah, dass die Farbe gut einen Zentimeterdick auf der Leinwand stand. Als ich mich wieder vor dem Bild aufstellte und gerade hineinsah, bemerkte ich sehr eigentümliche Auswirkungen, die es auf die Augen hatte: Sie begannen zu schmerzen, weil sie keinen Punkt fanden, auf den sie sich konzentrieren konnten. Sie wollten zunächst in die Tiefe schauen, als täte sich vor ihnen ein dunkler Raum auf, und dann, weil da kein Raum war, versuchten sie auf die Fläche zu fokussieren, aber da war auch keine Fläche, die dem Auge Halt bot. Es war nichts da, weder Punkt noch Fläche noch Raum, keinerlei Dimension. Und die vollendete Leere war es, die dem Bild eine schwarz-magische Wirkung verlieh. Man verlor sich darin wie in einem Sog.
    Da wurde aus dem Hintergrund ein leises Röcheln hörbar. Während ich in die Bilder vertieft gewesen war, hatte sich in der Tiefe des Raumes einiges verändert, von dem ich nichts bemerkt hatte. Kaya war gekommen und hatte den alten Maler, der in eine Auseinandersetzung gegangen war, in die er nicht hätte gehen sollen, auf ein Sofa gebettet, von wo aus er den Raum überblicken konnte. Kaya saß hinter Mannlechner und massierte ihm den Kopf, mit einer ehrlich besorgten, aber auch - und das konnte sie nicht verbergen - gelangweilten Miene. Mannlechner wirkte unendlich müde und hob den Arm, als wollte er mir bedeuten, dass ich zu ihm kommen sollte. Er murmelte mit gelblich welken Lippen etwas vor sich hin, das wahrscheinlich mir galt, aber es kümmerte mich nicht. Als ich einen Schritt auf das große Bild zumachte, verstärkte sich der sorgenvolle Ausdruck in Mannlechners Gesicht dramatisch. Er redete halblaut, aber weder ich verstand etwas noch Kaya, die sich in diesem Moment über sein Gesichtbeugte, sodass der weite Umhang wieder ihre jungen Brüste freigab. Sie drehte den Kopf, behielt ihre Stellung bei und schaute zu mir herüber. Sie musste spüren, dass ich nur auf ihre Brüste schaute, und schüttelte neckisch den Kopf, mir bedeutend, dass von Mannlechner nichts mehr zu erhoffen sei. Allerdings interessierte mich ihr Kopf kaum, mein Blick war richtiggehend auf den Brüsten festgewachsen. Es schien, dass das lange Hinschauen auf Mannlechners Kunst mein Auge so geläutert hatte, dass der Reiz dieser Brüste nun ungebremst und mit voller Wucht in mein Bewusstsein schoss. Jetzt stand sie auf und ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie an ihrem seltsamen Leinenumhang irgendwie herumhantiert hätte, jedenfalls schien sich dieses Ding zu verselbstständigen und gab in einer verschlungen-enthüllenden Bewegung so langsam, dass beim Zuschauen fast mein Herz stehen blieb, Kayas Körper frei, bis sie nackt dastand. Von fern wehte ein Gesprächsfetzen durch meinen Kopf, Mannlechner hatte mir einmal grinsend von einer exotischen Tänzerin erzählt, die er als Modell angestellt hatte. Ich ahnte damals schon, was dieses Grinsen zu bedeuten hatte, und jetzt wusste ich es. Kaya tanzte unglaublich schlicht: Sie streckte ihre Arme in die Höhe, als hinge sie an einer Stange, und ließ die Hüften kreisen, dass mir vom Zuschauen schwindlig wurde. Aus der Entfernung von sehr vielen Jahren muss ich einfügen, dass ich damals ein ungesundes, weil unregelmäßiges Sexualleben führte. In unberechenbaren Abständen fielen die Triebe, die ich sonst links liegen ließ, über mich her und zerrissen mich regelrecht. Was aber wollte Kaya? Ich war dick und nicht besonders ansehnlich, und ich gehörte zur
    Polizei, die bei jedem Volk der Welt verhasst war. Wollte sie mich aus meiner Reglementiernatur herauslocken, indem sie mich bezirzte? Machte es ihr Spaß, das zu probieren, sodass sie selbst Lust zu empfinden begann? Gefiel ihr, wie ich sie anstarrte? Jedenfalls winkelte sie ihre Arme jetzt ab und begann ihre Brustspitzen zu massieren. Ihr Gesicht war blass und der Kopf seitwärts gedreht, als konzentrierte sie sich ganz auf die Selbststimulation, und jetzt, als sei ein gewisser Punkt

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