Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
seit er die vertraute Sprache von Manny und seinen Leuten gehört hatte. Es war ein und dieselbe Stadt – aber offenbar auf einer anderen Zeitstufe, die aber nicht allzuweit von seiner eigenen entfernt war. Auf dieser Stufe war die Stadt eine Ruine. Was war hier bloß geschehen?
    »Woher kommen Sie? Ich habe mal gehört, daß sich ganze Scharen von Techs versteckt hielten – weit weg in den Bergen. Der Sergeant hat versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen und wollte es wieder versuchen, sobald wir die Untergrundleute erledigt haben und endlich friedlich leben können, ohne daß wir jedesmal beschossen werden, wenn wir aus unseren Löchern kriechen. Sie sind also ein Beobachter der Techniker, der sich hier umsehen soll?«
    Blake entschloß sich, mit einem Nicken zuzustimmen.
    »Was ist hier geschehen?« wagte er jetzt zu fragen und versuchte abzuschätzen, wie weit diese Weltenstufe von seiner eigenen Welt entfernt war. Das entscheidende Ereignis, aus dem sie hervorgegangen war, konnte in nicht allzuferner Vergangenheit liegen. Die Sprache, die Manny benutzte, entsprach der seiner eigenen Zeit. Auch das Gewehr war ihm vertraut. Diese Welt hier war nicht so fremd wie die, in die Pranj ihn geschafft hatte, oder wie die Welt, in der Pakahini seine weißen Pelztiere jagte und metallische Würmer zerschmetterte.
    »Ach, wir hatten hier große Luftangriffe. Gelenkte Raketen. Und dann war es aus. Wahrscheinlich haben unsere Leute sie ebenso eingedeckt.« Manny lachte trocken. »Und ich – ich war bei der Miliz eingesetzt. Es ist kaum zu glauben, aber ich habe seinerzeit durch diese Straßen ein Taxi gefahren. Komisch, wenn man daran zurückdenkt – es ist wie ein verrückter Traum. Viele Straßen existieren gar nicht mehr. Es gibt da den riesigen Krater, der entstand, als die Untergrundbahn in die Luft flog, und der sich dann mit Wasser füllte.
    Na, wie gesagt, ich war bei der Miliz, als die Luftlandetruppen der Nastis kamen. Wir hatten eine Einheit von Freien Briten bei uns – diese Tommys waren vielleicht beinhart! Lieber Gott, die wußten genau, wie man den Nastis ordentlich an den Kragen geht. Wir haben uns Haus für Haus durchgekämpft. Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wie das alles damals vor sich ging. Wenn man nicht mehr denkt und nur kämpft ... sich dann versteckt, um wieder herauszukriechen und zu kämpfen, wenn die Luft halbwegs rein ist ... Die Zeit bedeutet einem nichts mehr, wenn man nur von einer Minute zur anderen lebt.
    Ich entsinne mich nur, daß ich dann zum Haufen des Sergeanten gestoßen bin. Der kennt sich aus! Wenn man bei ihm bleibt, hat man zu essen und lebt. Er stammt aus der regulären Armee – kam aus dem Krankenhaus, als der Krieg begann, und hatte eine Einheit zusammengestellt. Wir waren reichlich gemischt: Freie Briten, dazu reguläre Armee, Miliz, ein paar Jungs von der Marine, die sich nach dem Angriff auf die Dockanlagen rechtzeitig retten konnten, und ein paar Frauen, die mit der Waffe umgehen konnten wie Männer. Wir haben uns im Gelände um den Park eingegraben, und dort sind wir geblieben. Diese Nastis – wir haben sie schließlich fertiggemacht – haben uns ziemlich zu schaffen gemacht.
    Und jetzt sind wir hinter den Untergrundleuten her, den Typen, die es auf eigene Faust versuchen und alles kalt machen, was sich in ihr Gebiet wagt. Wenn wir die erst los sind, können wir uns richtig entfalten und uns endlich auf die Suche nach jenen Dingen machen, mit denen wir neu anfangen können. Darauf freut sich der Sergeant – auf den Neubeginn.« Stolz fuhr Manny fort: »Immerhin, letzten Sommer haben wir bereits Getreide und Gemüse im Park angebaut. Und das Wild aus dem Zoo, das hegen wir. Später einmal werden wir es wie Rinder züchten – als Frischfleisch. Aber zum Großteil leben wir von Vorräten, die wir hier finden.« Er wies auf die Dosen. »Und wie kommen Ihre Leute zurecht?«
    »Ein bißchen besser.« Blake hoffte, die richtige Antwort gegeben zu haben. Er fragte sich, ob er eine zweite Büchse öffnen durfte.
    »Was zum –!« Mannys erstaunter Blick über Blakes Schulter und sein Ausruf bewirkten, daß Blake sich umdrehte. Manny hatte auf den Schutthaufen hingestarrt, hinter dem sich der Zeitstufentransporter befand. Blake sprang mit einem Ausruf ungläubigen Erstaunens auf. Er vergaß den anderen völlig, kletterte über den Ziegelhaufen und kam eben noch rechtzeitig, um die Katastrophe mitanzusehen.
    Die Plattform war noch zu sehen, doch um sie herum begann sich

Weitere Kostenlose Bücher