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Kreuzweg der Zeit

Kreuzweg der Zeit

Titel: Kreuzweg der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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zunächst gefürchtet hatte.
    Blake wurde auf einer schlechten Straße weitergeführt – auf das Zentrum des Parkes zu. Es wunderte ihn nicht im geringsten, daß ihr Ziel eben jenes Restaurant des Sommertheaters bildete, das er schon in seiner eigenen Zeit gesehen hatte. Er warf einen Blick auf den Parkplatz. In einer Ecke verrosteten zwei zerschmetterte Jeeps, einige Laster steckten bis zur Achse im Schutt.
    Auf der anderen Seite des Gebäudes befand sich eine Reihe von Behelfshütten provisorischer Art, Unterstände, deren Wände aus Baumstämmen, Ziegeln und Steinen hergestellt waren – doch aus den Schornsteinen stieg blauer Rauch von Holzfeuern auf. Der Geruch des Rauches lag schwer in der Luft. Die Hütten standen in schnurgerader Linie und waren von genau gleichgroßen Flächen umgeben. Die ganze Niederlassung machte den Eindruck von Dauerhaftigkeit, sogar von gewisser Tüchtigkeit, was zum sonstigen Chaos der Stadt in krassem Widerspruch stand.
    Von einem Mast vor dem großen Gebäude des Theaters hing schlaff eine Fahne herab: Rot, weiß und blau. Das stimmte genau! Doch die Verteilung der Farben war merkwürdig. Blake war nicht sicher, ob es das ihm vertraute Sternenbanner war. Und darunter hing eine zweite Fahne – eine kleine, viereckige, auf die Sam mit dem Daumen deutete, als sie vorbeigingen.
    »Die vom zehnten motorisierten Infanterieregiment. Der Sergeant war bei den Zehnern, als es die reguläre Armee noch gab.«
    Sie gingen die Stufen hinauf und betraten das ehemalige Foyer. Abgenützte Schreibtische, in militärischer Ordnung aufgestellt, nahmen den meisten Platz ein. Aber nur zwei waren besetzt. An einem saß ein Mann mit schütterem weißen Haar. Hinter dem anderen Schreibtisch saß ein junger Mann, der eben eine zerrissene Landkarte studierte und Blake erstaunt ansah.
    »Sag dem Sergeanten ...« Manny trat vor seine kleine Truppe, »daß wir uns einen Tech geschnappt haben!«
    Jetzt war der Mann ganz Ohr. Seine Verwunderung war nicht zu übersehen, als er Blakes Kleidung musterte. Ein Mädchen stand auf und verschwand im ehemaligen Zuschauerraum. Gleich darauf war sie wieder da.
    »Bringt ihn 'rein.«
    Nur Manny und Alf begleiteten Blake in den Hauptraum. Den Großteil der Sitze hatte man entfernt, nur vier Reihen vor der Bühne waren intakt. Als er den großen Raum durchquerte und dabei fühlte, daß er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, wurde Blake verlegen. Auf der Bühne standen drei Schreibtische, der mittlere ein wenig vor den anderen. Dahinter saß der Mann, welcher der Herrscher über diese Niederlassung sein mußte – der Sergeant!
    Er wirkte so imponierend, daß er die zwei anderen, die die Bühne mit ihm teilten, zu Zwergen degradierte. Seit Beginn seines Abenteuers hatte Blake viele selbstsichere Männer getroffen: Kittson und seine Gefährten, die Adeligen, die Pranj in der fremden Welt besucht hatten, Pranj selbst, Pakahini. Aber keiner von ihnen war aus Blakes Welt oder von seiner Art gewesen. Es hatte immer einen Unterschied gegeben, dessen er sich bewußt gewesen war.
    Der Sergeant war kein arroganter Adeliger, kein Psi-Mensch, der sein Selbstvertrauen ein wenig zu sehr herauskehrte, kein Jäger eines Stammes, der seine Welt beherrschte. Er war ein Vorgesetzter, der mit seinen Untergebenen bloß dann näher zu tun hatte, wenn ein Einsatz bevorstand, ein Anführer zwar, aber ein Mensch wie Blake. Zufall und Zeitumstände mochten ihm zu seiner jetzigen Stellung verholfen haben.
    Seine Sicherheit enthielt keine Spur von Arroganz, sein Selbstbewußtsein keine Spur von Überheblichkeit. Er schien bereit und willens, sich jeder Prüfung zu stellen, die das Schicksal ihm auferlegte.
    Seine Stimme war weich und herzlich: »Sie sehen aus, als hätten Sie einen langen Weg hinter sich, Mister.«
    Blakes Nervosität ließ nach. Manny und seine Leute hatten in ihm nur wenig Vertrauen erweckt. Aber dieser Mann hier war anders. Er hätte Kittson sein können.
    »Ziemlich«, entgegnete er.
    Die dunklen Augen musterten seine Bekleidung, nahmen jede Einzelheit des Parkas auf, der Hosen, der Stiefel. Manny trat vor und legte den edelsteinbesetzten Dolch und den versiegelten Tiegel vor seinen Kommandanten. Doch dieser schenkte den Stücken nur einen flüchtigen Blick.
    »Räumt ihr Techniker jetzt Museen aus?« fragte er mit leisem Auflachen. »Woher kommen Sie, Mister? Von oben aus Kanada? Mir scheint, ich habe derartige Pelzjacken wie die Ihre, die von dort stammen, schon gesehen.

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