Kreuzzug der Templer
Stolperfallen bot.
Aber er näherte sich dem Wagen und spürte hinter sich keine Gefahr. Niemand schleuderte eine Waffe nach ihm. Keine Sense fuhr durch die Luft, um ihn zu teilen. Es war alles anders als sonst, und ihm schoss durch den Kopf, dass sein Feind andere Pläne verfolgte.
Mit einem letzten Sprung hatte er die offene Wagentür erreicht. Dort musste er sich festhalten, um nicht zu Boden zu fallen. Er zerrte sich hoch, weil er doch ein Stück gerutscht war und hechtete in das Fahrzeug hinein.
Seine Frau hatte so lange gewartet, bis er saß. Jetzt stieg auch sie ein und fuhr sich mit den Fingern durch ihre blonde Haarpracht. Die Augen blitzten, sie nickte, und sie konnte sogar lächeln.
Godwin startete den Wagen. Dass er ohne Waffe war, daran dachte er nicht mehr. Wichtig war nur, dass sie ihren verdammten Häschern entkamen, denn Schonung würde es nicht geben. Zudem schoss ihm noch etwas anderes durch den Kopf. Wenn die verfluchten Kreuzzügler ihn jetzt nicht erledigt hatten – wobei sie alle Chancen der Welt gehabt hätten -würden sie es später versuchen? Doch dann war er nicht mehr allein. Dann würde er sich im Kloster aufhalten, wo sich weitere Templer befanden.
Er schaltete das Fernlicht ein, um so viel Helligkeit zu erzeugen, wie es ihm nur möglich war. Die zwei Strahlen wurden zu einer sehr hellen Lichtglocke, in deren Mittelpunkt die Kavalkade des Grauens stand. Sie malte sich ab wie auf einem scharf geschossenen Foto. Für einen Augenblick kam ihm der Gedanke, mit dem Auto in diese Rotte hineinzujagen und sie aus dem Weg zu räumen, wobei er als Ersten seinen alten Todfeind Alain Giradot erwischen würde. Er hätte gern gehört, wie die Reifen des Wagens die Knochen im Körper zermalmten, aber die Zeit blieb ihm leider nicht. Es konnte sein, dass sein Auto zerstört und fahruntüchtig wurde, denn er würde einen harten Widerstand erleben.
Der Wagen ruckte nach vorne. Sofort riss Godwin das Lenkrad nach links. Unter den Reifen rutschte das lose Geröll weg. Das lange Oval des Fernlichts wanderte weiter. Es zerriss die Finsternis der Nacht, und er musste einfach einen Jubelschrei loswerden, als er die Kurve schaffte, ohne dass ihn die andere Seite attackierte.
»Und jetzt weg«, keuchte er.
Sophie sagte nichts. Sie saß starr und angeschnallt auf dem Beifahrersitz, die Lippen fest zusammengepresst. Der Blick war nach vorn gerichtet, und sie verfolgte dabei den grellen Lichtteppich. Zum Glück hatten sie dieses Fahrzeug gewählt, denn der Untergrund war schon mehr als uneben. Der Toyota flog förmlich darüber hinweg, denn Godwin gab verdammt viel Gas.
»Wir müssen es schaffen!«, keuchte er. »Verdammt noch mal, wir müssen es schaffen!«
»Bitte, fahr nicht zu schnell!«
Er lachte nur!
Das Gelände war und blieb problematisch. Immer wieder hüpfte der Toyota in die Höhe, kam wieder auf den Boden auf, rutschte dann weiter. Er brach des Öfteren zur Seite aus, sodass Godwin gezwungen war gegenzulenken.
»Wir packen es!«, flüsterte er. »Wir packen es. Im Kloster werden wir uns ihnen stellen!«
Sophie sagte nichts. Sie wollte ihren Mann in seinem Glauben lassen, aber sie schaute schon in den Rückspiegel. Auch wenn er ebenfalls tanzte und das Bild, das er wiedergab stetig wechselte.
Sie wurde noch blasser und flüsterte: »Sie kommen!«
»Was?«
»Sie verfolgen uns!«
»Und weiter?«
»Ich glaube nicht, dass wir schneller sind.«
Godwin hatte sich um Innen- und Rückspiegel bisher nicht gekümmert. Das musste er nun ändern. Er schaute abwechselnd in beide Spiegel. Sein Gesicht verzog sich für einen Moment, als hätte man ihm Essig zu trinken gegeben. Das Bild, das er gesehen hatte, wollte ihm nicht aus dem Gedächtnis.
Sie waren tatsächlich schnell, und sie ritten in einer langen Linie hinter ihnen her, wobei sie ihre Waffen schwenkten und so klar machten, was sie damit vorhatten.
Godwin biss die Zähne zusammen und knurrte: »Keine Sorge, Sophie, wir schaffen es.«
Sie nickte und lächelte auch, doch ihr Gesicht blieb blass. Mit beiden Händen umklammerte sie den Haltegriff, als wäre er der Anker, der ihr das Leben retten konnte.
Immer wieder glitt ihr Blick zum Spiegel. Mit Entsetzen musste sie feststellen, dass die Kavalkade des Schreckens immer näher kam. So klein der Ausschnitt auch sein mochte, das Bild dieser Waffen schwenkenden Höllengestalten bereitete ihr trotzdem Angst. Sie wollten den Tod der Menschen, und es sah verdammt danach aus, als würden sie es
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