Kreuzzug der Templer
war wieder da, aber er sah jetzt anders aus als früher.
Während Godwin de Salier aus dieser Zeit durch einen magischen Sprung herausgeholt worden war, hatte Giradot einen anderen Weg gehen müssen, der ihn und seine Männer letztendlich aus der Hölle geführt hatte.
Aber die Umgebung des Teufels hatte sie auch gezeichnet. Sie sahen nicht mehr so aus wie sonst. Dafür reichte ein Blick in ihre Gesichter, deren Haut einen grünlichen Schimmelfarbton angenommen hatte. In den Augen war kein Leben zu entdecken. Sie sahen aus wie gefrorene, dunkle Tropfen.
Giradot stand da und glotzte. Er wollte, dass sich Godwin erinnerte, deshalb gab er ihm die Zeit.
De Salier konnte das Schweigen nicht mehr länger halten. »Du also«, sagte er leise. »Du bist es tatsächlich...«
Er wusste nicht, ob er eine Antwort erhalten würde. Er hoffte es allerdings, und in der Tat bewegte die Gestalt den Mund.
Irgendwo in der Tiefe der Kehle formulierte Alain Giradot seine Antwort. »Ja, ich bin wieder da. Ich habe mein Versprechen gehalten. Der Teufel hat uns freigegeben, damit wir zu unserem letzten Kreuzzug antreten können.«
»Nein, nein! Es wird keinen Kreuzzug mehr geben. Diese Zeiten sind vorbei. Und ihr seid auch keine Templer mehr. Durch eure Taten habt ihr unseren Orden verraten. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen und...«
»Dafür hat uns der Teufel auch belohnt, Godwin. Wir sind deiner irdischen Gerechtigkeit entkommen. Uns nahm die Hölle auf. Wir sind zu neunt, und es gibt neun Höllenringe, in denen wir überlebt haben. So haben es schon die großen Meister beschrieben. Uns haben die Ringe beschützt, bis die Zeit reif war. Und sie ist jetzt reif, Godwin de Salier. Es ist vieles eingetroffen, was wir uns gewünscht haben. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
»Was willst du?«
»Weißt du nicht, wie die Kreuzzüge ablaufen?«, fragte Giradot höhnisch. »Ich habe nichts vergessen. Ich weiß auch, dass wir Feinde haben, aber die kommen später an die Reihe. Zunächst bist du dran – oder das, was dir sehr wichtig ist.«
Godwin horchte auf. Seine Gedanken wanderten von seiner eigenen Person weg, denn er besaß genügend Fantasie, um sich etwas Bestimmtes vorstellen zu können.
Wenn nicht er, dann...
»Du denkst nach?«, wollte Giradot wissen.
»Ja, das tue ich.«
»Und?«
Godwin wollte nicht sagen, was ihm durch den Kopf gegangen war. Möglicherweise war auch alles falsch gewesen, und ihm lag es fern, diese lebende Leiche auf einen bestimmten Gedanken zu bringen.
Deshalb sagte er: »Haut ab! Verschwindet wieder in die Welt des Teufels! Hier habt ihr nichts zu suchen!«
»Ahhh... noch immer das große Maul. Noch immer der edle Kämpfer. Ich habe es mir schon gedacht! Wir leben, du lebst auch. Es ist unser Schicksal...«
»Ja, ich lebe! Aber ich lebe anders. Ich habe mein Leben nicht vom Teufel bekommen. Ich stehe zu dem, was ich im Sinne des Papstes und der weltlichen Herrscher getan habe, und ich brauche mich nicht zu schämen. Wir waren damals schon Feinde, und wir sind es auch heute noch. Das solltest du nicht vergessen.«
Alain Giradot schüttelte den Kopf – und fing an zu lachen. »Ich bin schon damals im Blut der Menschen gewatet und werde es auch heute wieder tun.«
»Nie!« Nach diesem Wort zog Godwin seine Waffe. In der Pistole steckten geweihte Silberkugeln.
Doch Giradot war schneller. Godwin sah, wie ihm die Waffe aus der Hand geschleudert wurde. Sie fiel zu Boden, nicht mal weit entfernt. Er wollte hinspringen und sie aufheben, denn an Aufgabe dachte er nicht.
Da hörte er den Schrei.
Und das Trampeln der Hufe auf dem Boden.
Noch ein Schrei!
Wieder hatte ihn Sophie ausgestoßen, und diesmal reagierte er. Godwin ließ die Waffe liegen, warf sich herum und wich zurück vor seinem verdammten Feind.
Der neue Blick brachte ihn in die Realität zurück, die er schon verloren geglaubt hatte. Er sah Sophie am Wagen stehen. Sie hatte bereits die Fahrertür geöffnet.
Sie musste alles gehört haben und hatte sich verdammt gut verhalten. Keine Panik. Im Gegenteil, sie stand ihrem Mann so gut zur Seite wie möglich.
Auf der kurzen Strecke zum Wagen musste er den Gestalten den Rücken zudrehen. Es ging nicht anders. Nichts im Leben war ohne Risiko. Wer Erfolg haben wollte, musste etwas wagen.
»Komm, komm!«, trieb sie ihn an.
Er schaute nicht zurück. Er musste sich aufs Laufen konzentrieren und die Beine sehr in die Höhe heben, weil der Boden einfach zu uneben war und zu viele
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