Kreuzzug der Templer
jemand die Tür auf, obwohl der Wagen in einer völlig unnatürlichen Haltung lag.
Mühsam drehte sie den Kopf nach rechts – und sah das fratzenhafte und zugleich leere Gesicht des Alain Giradot.
Hinter ihm bauten sich die anderen Höllengestalten auf, aber sie taten nichts, denn sie überließen es ihrem Anführer, sie aus dem Wagen zu ziehen. Er löste sogar den Verschluss des Gurts.
Ruckartig zerrte man sie in die Höhe. Die kühle Luft erwischte ihr erhitztes Gesicht, und dann waren plötzlich zahlreiche Hände da, die sie wegschleiften.
Fort von ihrem Mann, von dem sie nicht wusste, was mit ihm geschehen war.
Von nun an war Sophie auf sich allein gestellt, als Beute der Höllenknechte...
Er wurde wach. Doch das Erwachen glich einem Albtraum. Es war für Godwin de Salier fast ebenso schlimm wie die Zeit davor. Vielleicht noch schlimmer, denn diesmal war er nicht in der Lage, aus eigener Kraft etwas zu unternehmen oder zu steuern. Er spürte sich, war also nicht gelähmt. Aber was er spürte, waren zunächst nur Schmerzen, die in seinem Kopf und in den Beinen tobten.
Er blieb ruhig liegen. Es war wichtig, sich nicht zu bewegen, denn nur so konnte er seine Gedanken ordnen, oder es zumindest versuchen, falls er durch das Pochen in seinem Kopf nicht zu stark abgelenkt wurde. Momentan spürte er den Schmerz so stark, dass er es schwer hatte, überhaupt nachzudenken und in der Erinnerung zu kramen.
Die Stille um ihn herum wurde durch sein Stöhnen unterbrochen. Godwin erschrak selbst über den Laut, doch er sorgte auch dafür, dass er sich bewegen wollte.
Es klappte nicht. Er hing fest und kam sich wie gefesselt vor. An der Brust spürte er den Druck besonders stark, weil dort der Gurt spannte. So langsam wurde ihm klar, wie eingeengt sein Aktionsradius war, und er merkte zudem, dass sich an seiner Stirn ein feuchter Fleck gebildet hatte. Er klebte auf der Haut, und er wußte, dass es sich dabei nur um Blut handeln konnte.
Allmählich breitete sich die Erinnerung aus. Alles, was er erlebt hatte, lief noch mal wie im Zeitlupentempo vor seinem geistigen Auge ab. Es war ihm plötzlich egal, was mit ihm passiert war.
Etwas schrillte wie ein Alarmsignal durch seinen Kopf.
Ein Name – Sophie!
Da er eingeklemmt auf der linken Seite lag und sich nicht nach rechts drehen konnte, war es ihm unmöglich, sie zu sehen. Und so rief er ihren Namen, wobei ihm die eigene Stimme fremd vorkam.
Als er auch beim dritten Ruf keine Antwort erhalten hatte, wusste er, dass sich seine Frau nicht mehr neben ihm befand. Sie hätte nicht mal zu antworten brauchen, er hätte sie auch so gespürt. Man fühlte einfach die Anwesenheit einer anderen Person.
Sophie war weg. Bestimmt war sie nicht allein aus dem Wagen gekrochen und dann gegangen. Die verfluchten Reiter hatten sie geholt. Sie war von ihnen entführt worden und nun ein perfektes Druckmittel gegen ihn.
Plötzlich waren seine eigenen Probleme vergessen. An die Gegenwart wollte er nicht mehr denken. Es gab nur noch die Zukunft für ihn, doch musste er sich die zunächst gestalten.
Wichtig war, dass er aus dem verdammten Wagen rauskam. Losschnallen, dann klettern. Ihm war klar, dass es nicht einfach sein würde.
Kein langes Überlegen mehr, kein Lamentieren. Er würde tun, was die Situation erforderte, und dabei konnte er von Glück sagen, dass er noch lebte. Diese Brut hätte auch anders mit ihm umgehen können. Ein einziger Hieb mit der Sense, und er wäre Vergangenheit.
Der Kampf begann. Er musste den Gurt loswerden, um Bewegungsfreiheit zu erlangen. Zitternde Finger suchten nach dem Verschluss. Sie fanden ihn nach mehrmaligen Anläufen, und als er das typische Klicken hörte, war das ein erster Erfolg.
Der Gurt surrte weg, und jetzt begann der schwerste Teil der Befreiung, der verdammt viel Kraft kosten würde, denn es gab nur einen Ausstieg, und der lag über ihm. Allein die Tür aufzuhalten, die immer wieder zurückschwingen würde, war nicht einfach.
Aber Godwin dachte nicht mehr daran, wie angeschlagen er war. Er kämpfte sich vor. Er drückte sich mit der Schulter dagegen, hielt sich irgendwo fest, um Halt zu finden und nicht abzurutschen, freute sich über die kühle Luft und hatte es irgendwann geschafft. Da hing er, mit dem Kopf nach unten. Halb draußen und noch halb im Wagen. Er musste sich nur noch fallen lassen, um den Boden zu erreichen.
Godwin gab sich den nötigen Schwung. Ein Rutsch nach vorne, der Fall, den er mit den Händen seiner ausgestreckten
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