Kreuzzug der Templer
nachdenken. »Meinst du den Elsässer?«
»Ja, genau den.«
»Oh ja, den kenne ich. Verdammt gut, sogar. Das heißt, er gehört nicht zu meinem Freundeskreis, aber er hat hier in Alet-les-Bains gelebt. Er war Küster.«
»Ist er schon länger weg von hier?«, fragte ich.
»Das kann ich dir nicht sagen, John. Warum fragst du?«
»Ganz einfach. Er hat mich auf die Spur gebracht. Er war bei mir und hat davon berichtet, wie gefährlich hier alles ist. Was sich hier getan hat. Er hat die Höllentempler gesehen. Er kannte die Kathedrale der Angst. Er muss auch mich gekannt haben oder hat zumindest von mir gehört. Er hat mich in London aufgesucht, um mich zu warnen. Leider war ich nicht gut genug. Die andere Seite ist schneller gewesen. Jetzt ist Gisbert tot. Er wurde vor meinen Augen ermordet, wobei sein Mörder ebenfalls nicht mehr existiert. Dafür habe ich gesorgt.«
»Himmel!« Der Templer schaute mich weiterhin aus großen Augen an. »Hattest du Besuch von einer dieser Gestalten?«
»Hatte ich.«
»Dann wissen sie auch über dich Bescheid, John.«
»Da bin ich mir sicher, und ich bin auch froh, in die Höhle des Löwen gekommen zu sein. Wo immer sich Sophie aufhält, ich bin davon überzeugt, dass wir sie finden werden.«
Godwin schaute uns starr an. »Darf ich fragen, wo ihr mit der Suche beginnen wollt?«
»Du hast von einem Grab gesprochen«, sagte Suko. »Da kommt nur der Friedhof infrage.«
Der Templer war nicht dagegen, aber er stellte noch eine weitere Frage. »Und was ist mit der Schlucht?«
»Daran habe ich auch gedacht.« Suko drehte sich mir zu. »Was ist mit dir, John?«
»Okay, es gibt sie, das wissen wir. Aber sie hat ihre eigentliche Funktion verloren...«
»Einspruch, Alter. Die verdammte Brut ist aus der Kathedrale der Angst gekommen. Vielleicht ist sie reaktiviert worden.«
Ich hatte meine Bedenken. »Mag sein, dass die alte Magie noch vorhanden ist, sonst wären die Templer dort nicht aufgetaucht. Aber ich denke, dass sie nicht mehr die gleiche Macht besitzt wie früher. Oder liege ich da falsch?«
»Glaube ich nicht«, sagte Suko.
»Und ich denke ebenso«, stimmte Godwin zu. »Aber da ist noch etwas, was ich vergessen habe euch zu sagen.«
»Und?«
Der Templer musste erst nachdenken, um sich die Worte zurecht zu legen. »Ich war selbst überrascht, als ich den Anführer dieser Templer-Horde sah. Sie wollen ja einen Kreuzzug starten, womit sie bereits angefangen haben. An ihrer Spitze hält sich jemand auf, den ich namentlich kenne, den ich auch schon in meinem ersten Leben gekannt habe, und vor dem ich nur warnen kann. Er heißt Alain Giradot.«
»Der Name sagt mir nichts.« Ich schaute Suko an. »Dir etwa?«
»Nein, auch nicht.«
Godwin nickte. »Er ist auch lange schon tot.« Dann lachte er. »Oder hätte tot sein müssen, aber das ist nicht der Fall. Ich habe ihn gesehen. Er sah aus, als würde er leben, doch er lebte nicht normal. Er existierte nur. Er hat sich unter den Schutz des Teufels begeben. Er sprach von einem Höllenkreis, in dem er sich aufgehalten hat. Nun wurde er daraus entlassen. Ob das alles so stimmt, weiß ich nicht. Vorstellen kann ich es mir.«
»Hat er dich auch erkannt?«, fragte Suko.
Godwin nickte. »Das hat er. Wir haben damals zwar beide zu den Kreuzrittern gehört, aber Ritter ist nicht gleich Ritter, wenn du verstehst. Wir sind losgezogen, um das Heilige Land von den Ungläubigen zu befreien. Aber was sich uns alles anschloss, das war manchmal schon schrecklich. Viele waren nicht mehr als Mörder und Brandstifter. Sie haben sich gegenüber der Bevölkerung grauenvoll verhalten. Aber nicht nur im Heiligen Land, sondern auch auf dem Weg dorthin, der ja durch den Balkan führte. Ich kann nur sagen, dass es einfach schlimm gewesen ist, und zu einem der brutalsten Anführer gehörte Alain Giradot. Man hat davon berichtet, dass die Kreuzritter im Blut ihrer Feinde gewatet sind. Bei Giradot traf dies zu – wortwörtlich! Er hat überhaupt kein Pardon gekannt.«
»Als Templer?«, fragte ich.
»Ja. Er und seine Vasallen ritten unter dem Zeichen des Tatzenkreuzes. Das ist erbärmlich gewesen. Wir waren damals schon Todfeinde, doch ich habe es nicht geschafft, ihn zu stoppen.«
»Danke, dass du so offen gewesen bist.«
Er winkte ab. »Du sollst schließlich alles wissen, John.«
»Und jetzt ist er wieder da«, stellte Suko fest. »Zusammen mit seinen Vasallen. Wir können wohl kaum davon ausgehen, dass er geläutert ist. Oder?«
»Stimmt.«
Ich
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