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Kreuzzug gegen den Gral

Kreuzzug gegen den Gral

Titel: Kreuzzug gegen den Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Rahn
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lang war sie von Karl dem Großen vergeblich belagert worden. Dann hatte sie sich dem genialen Kaiser freiwillig ergeben. So hatte eine ritterliche Stadt dem ersten »Ritter ohne Furcht und Tadel« ritterlichen Tribut gezollt. Und nun fiel Carcassonne durch Verrat. Die schönste und ritterlichste Stadt Romaniens, die Stadt mit den fünfzig Türmen, in der Gotenkönige und Sultane Hof hielten, in der Adelaide Könige und Troubadoure bewirtete, in der die Trencavel wachsam nach der Terre de la Salväsche hinüberschauten, ist nun durch Verrat gefallen.
    Auf Carcassonnes höchstem Turm richten die siegreichen Pilger des Albigenserkreuzzuges das Symbol ihres Triumphes auf: das Kreuz.
    Der »Gral« ist in Gefahr .!
    Nach dem Dankgottesdienst in der Kirche Saint-Nazaire beruft der Abt von Citeaux alle Prälaten und Barone zu einer Versammlung. Es schien ihm die Zeit gekommen, dem eroberten Land einen neuen Herrn zu geben. Der Herzog von Burgund, die Grafen von Nevers und von Saint-
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    Paul, denen Arnold die Vizegrafschaft Beziers und Carcassonne zuerst anträgt, lehnen unwillig den Vorschlag ab. Sie seien ausgezogen, die Ketzer zu züchtigen und nicht um Gebiete zu rauben, auf die ihnen kein Recht zustehe.
    Es wird ein Gremium gebildet, das den neuen weltlichen Herrn ernennen soll. Arnold von Citeaux, zwei Bischöfe und vier Ritter wählen »unter dem offensichtlichen Einfluß des heiligen Geistes«, wie der Chronist sagt, Simon von Montfort und Graf von Leicester.
    Simon von Montfort hatte sich im Jahre 1201 dem Kreuzzug des Balduin von Flandern angeschlossen. Als die französischen Kreuzfahrer, in Ermangelung der zu einem Palästinakreuzzug notwendigen Geldmittel, den Venezianern ihre Dienste zur Wiedereroberung der seit 1118 ungarischen Stadt Zara in Dalmatien verkauften, erklärte Simon von Montfort als einziger französischer Baron, er sei gekommen, gegen die Ungläubigen zu kämpfen, nicht aber um für Venedig gegen Ungarn Krieg zu führen. Er verließ deshalb den »Kreuzzug«.
    Als der Heilige Krieg gegen die Albigenser gepredigt wurde, suchte ihn ein Zisterzienserabt in seinem Schlosse Rochefort auf, um ihn zur Teilnahme an dem Kreuzzug zu bewegen. Montfort lehnte zuerst ab. Dann aber nahm er seinen Psalter, öffnete ihn aufs Geratewohl und bat den Abt um Übersetzung des Psalms, den er aufgeschlagen hatte:
    »Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Auf Löwen und Ottern wirst du gehen und treten auf junge Löwen und Drachen. Er begehrt mein, so will ich ihm aushelfen; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen. Ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.« So lautete der Psalm, den Simons Finger gefunden hatte, der einundneunzigste Psalm des Alten Testamentes.
    Also nahm Simon von Montfort das Kreuz gegen die Albigenser »für den Ruhm Gottes, die Ehre der Kirche und den Untergang der Ketzerei«. Dieser rauhe Krieger, der nicht lesen noch schreiben konnte, wurde der wahre unerbittliche Zerstörer Romaniens. Diesen Fanatiker, der zehn Jahre lang ungerecht und grausam in einer der friedlichsten und schönsten Gegenden des Abendlandes wütete, betrachtet die Kirche bis zum heutigen Tage als den »Streiter Jesu-Christi«, den »Retter Roms«.
    Am zehnten November des Jahres zwölfhundertundneun stirbt plötzlich Ramon-Roger 119 , der edle Trencavel.
    »Er ist vergiftet worden!« klagen die Romanen.
    »Verflucht sollen die sein, die das behaupten!« rufen die Pilger des Albigenserkreuzzugs. Und doch hat Papst Innocenz der Dritte den Mut, in einem Brief zu schreiben: der junge Vicomte von Carcassonne und Beziers sei miserabiliter infectus, elendiglich vergiftet worden.
    Da der Ritter Simon von Montfort kam, mußte Trencavel der »Parzival« im tiefsten Verließ seiner eigenen Burg enden. Wie Sokrates, Griechenlands edelster Denker, mußte Romaniens edelster Ritter den Giftbecher leeren.
    Laß dich begraben, Ritterschaft, und daß kein Wort dich künde mehr!
    Verhöhnt bist du und ohne Ehr', kein Toter hat so wenig Kraft, du wirst geknetet und verpfafft, der König hebt dein Erbe auf, und all dein Reich ist Trug und Kauf, und also wirst du abgeschafft!
    Peire Cardinal
    Zuerst verlassen der Graf von Nevers und seine Vasallen den Kreuzzug. Ihrem Beispiel folgen der Herzog von Burgund und ein französischer Baron nach dem anderen. Sie haben die zur Sicherstellung ihres

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