Kreuzzug gegen den Gral
glaubt Ihr an den Einen Gott, den Vater, den Sohn und den heiligen Geist?
Angeklagter: Ja!
Ich: Glaubt Ihr an Jesum-Christum, geboren aus der Jungfrau Maria, der gelitten hat, auferstanden und aufgefahren ist gen Himmel?
Angeklagter (freudig und schnell): Ja!
Ich: Glaubt Ihr, daß bei einer von einem Priester zelebrierten Messe Brot und Wein durch göttliche Kraft in Leib und Blut Jesu-Christi verwandelt werden?
Angeklagter: Sollte ich das nicht glauben?
Ich: Ich frage nicht, ob Ihr das nicht glauben sollt, sondern ob Ihr es glaubt.
Angeklagter: Ich glaube alles, was Ihr und andere gute Doktoren mich zu glauben heißt.
Ich: Diese guten Doktoren sind die Lehrer Eurer Sekte. Wenn mein Glaube mit dem ihren übereinstimmt, so glaubt Ihr auch mir. Angeklagter: So Ihr mich lehrt, was gut für mich ist, so glaube ich wie Ihr.
Ich: Ihr haltet etwas für gut, wenn ich es so lehre, wie es Eure Lehrer auch lehren. Sagt also: glaubt Ihr, daß der Leib unseres Herrn Jesu Christi auf dem Altar ist?
Angeklagter (schnell): Ja.
Ich: Ihr wisset, daß alle Leiber von unserem Herrn sind. Ich frage Euch deshalb, ob der Leib, der auf dem Altare ist, der Leib ist des Herrn, der geboren ward von der Jungfrau Maria, der am Kreuze gestorben, von den Toten auferstanden und gen Himmel aufgefahren ist?
Angeklagter: Und Ihr, Herr, glaubt Ihr das nicht?
Ich: Ich glaube es durchaus.
Angeklagter: Das glaube ich auch.
Ich: Ihr glaubt, daß ich es glaube. Aber danach frage ich Euch nicht. Ich frage Euch vielmehr, ob Ihr es glaubt.
Angeklagter: Wenn Ihr meine Worte umdreht, so weiß ich wirklich nicht mehr, was ich sagen soll. Ich bin ein einfacher und unwissender Mann. Ich bitte Euch, Herr, mir aus meinen eigenen Worten keinen Strick zu drehen.
Ich: Wenn Ihr ein einfacher Mann seid, so antwortet mir einfach und ohne Ausflüchte.
Angeklagter: Gerne.
Ich: Wollt Ihr also schwören, daß Ihr nie etwas gelernt habt, was dem Glauben widerspricht, den wir für wahr halten?
Angeklagter (erbleichend): Wenn ich schwören muß, so will ich es tun. Ich: Ich frage nicht, ob Ihr schwören müßt, sondern ob Ihr schwören wollt.
Angeklagter: Wenn Ihr mir zu schwören befehlt, so will ich schwören. Ich: Ich will Euch nicht zum Schwure zwingen. Ihr haltet den Eid für eine Sünde, und würdet mir, der ich Euch dazu zwang, die Sünde zuschieben. Wenn Ihr aber schwören wollt, so will ich Euren Eid entgegennehmen.
Angeklagter: Weshalb soll ich schwören, wenn Ihr es mir nicht befehlt? Ich: Weshalb? Nun, um den Verdacht von Euch abzuwälzen, daß Ihr ein Ketzer seid.
Angeklagter: Herr, ich weiß nicht, wie ich schwören soll, so Ihr es mich nicht lehret.
Ich: Hätte ich zu schwören, so würde ich meine Finger hochheben und sagen: Nie habe ich etwas mit Ketzerei zu tun gehabt, noch etwas geglaubt, was im Widerspruch zum wahren Glauben steht, so wahr mir Gott helfe.
Alsdann stottert der Angeklagte, damit kein förmlicher Eid herauskommt und man doch glaube, er habe geschworen. Manche Angeklagten verdrehen die Worte so, daß sie zu schwören scheinen oder verwandeln gar den Eid in eine Gebetsformel, wie beispielsweise in >Gott helfe mir, daß ich kein Ketzer bin!< Fragt man den Angeklagten, ob er geschworen habe, so wird er antworten: >Habt Ihr mich denn nicht schwören hören?< Wird ihm dann zugesetzt, so appelliert er sicher an das Mitleid des Richters: >Herr, wenn ich etwas Unrechtes getan habe, so will ich gerne dafür büßen; nur helft mir, mich von der Anklage zu reinigen, der ich ohne meine Schuld preisgegeben bin.<
Ein energischer Inquisitor sollte nie zulassen, daß in solcher Weise auf ihn eingewirkt werde. Er hat vielmehr entschlossen vorzugehen, bis er solche Leute zum Zugeständnis und zur öffentlichen Abschwörung ihres Irrtums bringt, damit sie - sollte sich später herausstellen, daß sie falsch geschworen hatten - ohne weiteres Verhör dem weltlichen Arm übergeben werden können. Wenn jemand zu dem Schwur bereit ist, er sei kein Ketzer, so pflege ich ihm zu sagen: >Wenn Ihr nur schwören wollt, um dem Scheiterhaufen zu entrinnen, so werden nicht zehn, nicht hundert, nicht einmal tausend Eide genügen, da Ihr Euch gegenseitig von Eiden dispensiert, die Ihr unter Zwang hattet ablegen müssen. Da ich eindeutige Beweise für Eure Ketzerei in Händen habe, werden Euch Eure Eide nicht vor dem Feuertode bewahren. Ihr werdet nur Euer Gewissen belasten, ohne damit Euer Leben retten zu können. Wenn Ihr dagegen Euren Irrtum bekennt, so
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