Krieg auf dem Mond
beobachtete die Meßskala, nahm den tropfenden Hahn aus dem Stutzen, hängte ihn an der Zapfsäule ein, steckte den Tankverschluß auf. Bei alledem ließ er sich Zeit.
»Wie ist es mit Öl?« fragte er. Seine Augen wichen mir aus; Augen unter schweren Lidern, arglos dreinschauend wie die Augen eines Pokerspielers, der seine Asse in der Manschette hat.
Ich gab ihm sein Geld, legte noch einen Dollar dazu. »Besser, Sie sehen mal nach.«
Er steckte das Geld weg, öffnete umständlich die Haube, fummelte mit dem Meßstab herum, wischte ihn ab, blinzelte ihn an.
»Voll«, erklärte er. Er tauchte den Meßstab wieder ein und richtete sich auf. »Hübscher Wagen«, sagte er. »Sind lange nicht mehr in Bogalusa gewesen?«
»Schon eine Weile her«, antwortete ich. »Ich war in Übersee.«
»Die Fabrik dort hat voriges Jahr zugemacht«, sagte er. »Falls Sie Arbeit suchen.« Er legte den Kopf schief und besah meinen Arm. Sein Gesichtsausdruck war jetzt zufrieden.
»Waren Sie in einem von den Kriegen?« forschte er weiter.
»Ich bin von einem Barhocker gefallen.«
Er warf mir einen bösen Blick zu.
»Das hat man davon, wenn man freundlich sein will…« Sein Blick wanderte zum Telefon in seiner Station. Er nahm den Luftschlauch vom Haken. »Vielleicht sollten wir noch den Reifendruck prüfen.«
»Machen Sie sich keine Mühe; der ist in Ordnung.«
Er ging an mir vorbei zum Vorderteil des Wagens, machte eine Bewegung, als wolle er die Kühlerhaube herunterlassen, dann langte er plötzlich hinein und zog das Zündkabel ab.
»Was machen Sie da?«
»Ich glaube, das müssen wir auswechseln.« Er ging zu seiner Station. Ich folgte ihm; er pfiff scheinbar sorglos vor sich hin, beobachtete mich aber aus den Augenwinkeln. Ich ging zum Telefon, das mit einem Bildschirm gekoppelt war, bekam die Leitung zu fassen und riß sie mit einem Ruck aus dem Gerät.
Er schrie, sprang hinter den Tresen und kam mit einem Kreuzschlüssel hoch. Ich wich seitlich aus und warf ihn gegen die Wand. Der Kreuzschlüssel klapperte auf den Boden. Ich packte ihn vor der Brust, schleppte ihn zu seinem Stuhl und warf ihn hinein.
»Das Zündkabel«, schnappte ich.
»Da.« Er machte eine widerwillige Kopfbewegung zum Tresen.
»Bleiben Sie sitzen.« Ich ging hinter den Tresen und fand das Stück.
»Wen wollten Sie anrufen?«
Er fing an zu toben. Ich trat gegen sein Schienbein, nicht allzu hart. Er heulte auf.
»Ich habe keine Zeit zu vergeuden«, sagte ich scharf. »Die ganze Geschichte, und zwar schnell!«
»Sie werden von der Polizei gesucht«, blökte er. »Als ich zum Auftanken kam, sah ich das Nummernschild. Sie werden nicht weit kommen.«
»Warum nicht?«
Er saß zusammengesackt auf seinem Stuhl und starrte mich trotzig an. Ich gab ihm einen Tritt gegen das andere Bein. »Drei Meilen weiter ist eine Verkehrskontrolle«, sagte er schnell.
»Wie gut ist die Beschreibung?«
»Die Meldung besagt, daß Sie einen schlimmen Arm haben, und eine Narbe im Gesicht.« Er rappelte sich im Stuhl hoch. »Auch die Kleider sind beschrieben. Sie haben keine Chance, Mister.«
Ich nahm eine Rolle Gummikabel aus einer Glasvitrine, zog ihn in die Höhe. Er setzte sich schwächlich zur Wehr; sein Mund war plötzlich schlaff vor Angst.
»Was wollen Sie mit mir…»
»Das weiß ich noch nicht. Es hängt von Ihrem Verhalten ab.« Ich band ihm mit dem Gummikabel die Hände auf den Rücken. »Wie kann ich die Verkehrskontrolle am besten umgehen?«
»Da brauchen Sie bloß die nächste Straße links zu nehmen, sechshundert Meter weiter…« In seinem Bestreben, mir gefällig zu sein, brabbelte er drauflos. »Die werden nie glauben, daß Sie davon wissen. Bloß eine schmale Landstraße. Führt nach Reform, zwölf Meilen westlich von hier.«
Unterdessen hatte ich ihn an Händen und Füßen gefesselt. Ich blickte umher. Da war eine einstmals weiße Tür mit der Aufschrift WC. Drinnen entdeckte ich Seife, ein Handtuch und einen Elektrorasierer über einem Waschbecken mit Schmutzrändern. Ich rasierte mich, wusch meine Hände und kämmte mich. In einem kleinen Wandschrank fand ich Heftpflaster und klebte es über die Schnittwunde in meinem Gesicht. Nun sah ich besser aus.
Ich zerrte den Mann in die Toilette und ließ ihn gebunden und geknebelt am Boden liegen. Dann hängte ich das Schild »Geschlossen« an die äußere Tür, sperrte sie ab und legte den Schlüssel unter den Fußabstreifer.
Neben der Tankstelle stand ein dreckbespritzter Lieferwagen mit vollem
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