Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden
Phoenix-Station an einem Verkaufsstand für Süßwaren vorbeischlenderte. Zunächst hätte er sie fast übersehen, weil er sich mehr für die Schokoladenspezialitäten interessierte. Doch sein Blick wanderte immer wieder zurück, zu einem kleinen Behälter, der getrennt von den übrigen Geleebonbons stand, die es in vielen verschiedenen Varianten gab.
»Warum tun Sie das?«, fragte Jared die Verkäuferin, nachdem er bereits zum fünften Mal auf die Lakritzbonbons starrte, ohne zu wissen, warum er es tat. »Warum sind die schwarzen etwas Besonderes?«
»Entweder liebt man sie oder man hasst sie«, erklärte die Verkäuferin. »Die Leute, die sie nicht ausstehen können – und das sind die meisten Leute -, mögen es nicht, wenn man sie aus dem Konfekt heraussortieren muss. Und wer sie liebt, nimmt gerne eine ganze Tüte davon mit. Also biete ich sie immer gesondert an.«
»Zu welcher Gruppe von Leuten gehören Sie?«, fragte Jared.
»Ich kann sie nicht ausstehen«, sagte die Verkäuferin. »Aber mein Mann kann gar nicht genug davon bekommen. Und er haucht mich ständig an, wenn er sie isst, nur um mich zu ärgern. Einmal habe ich ihn deswegen sogar aus dem Bett geworfen. Sie haben noch nie Lakritzbonbons probiert?«
»Nein.« Jared spürte, dass sein Mund wässrig wurde. »Aber ich glaube, ich werde ein paar nehmen.«
»Ein tapferer Soldat.« Die Verkäuferin füllte einen durchsichtigen Plastikbeutel mit den Süßigkeiten. Jared nahm ihn von ihr an und fischte zwei Bonbons heraus, während die Verkäuferin die Transaktion verbuchte. Als Angehöriger der KVA musste Jared nichts für die Lakritzbonbons bezahlen (sie waren genauso wie alles andere gratis und ein Teil der All-inclusive-Tour durch die Hölle, wie es die KVA-Soldaten liebevoll ausdrückten), trotzdem stellten die Verkäufer der KVA alles in Rechnung, was sie an Soldaten abgaben. Der Kapitalismus hatte den Weltraum erreicht und funktionierte auch dort recht gut.
Jared nahm die beiden Bonbons, steckte sie sich in den Mund, zerdrückte sie mit den Backenzähnen und ließ sie dort liegen, während sein Speichel den Lakritzgeschmack aufnahm und über die Zunge verteilte. Das Aroma trieb seinen Gaumen entlang und stieg in die Nasenhöhlen auf. Er schloss die Augen und erkannte, dass die Lakritzbonbons genauso schmeckten wie in seiner Erinnerung. Dann nahm er sich eine ganze Handvoll aus der Tüte und stopfte sie sich in den Mund.
»Wie schmeckt es?«, fragte die Verkäuferin und beobachtete lächelnd, wie sich Jared über die Bonbons hermachte.
»Gut«, sagte Jared mit dem Mund voller Lakritz. »Wirklich gut.«
»Ich werde meinem Mann sagen, dass sein Club ein neues Mitglied aufnehmen kann«, sagte die Frau.
Jared nickte. »Sogar zwei. Auch meine kleine Tochter mag sie sehr gern.«
»Umso besser«, sagte die Verkäuferin, doch da hatte sich Jared bereits entfernt und ging gedankenverloren in Richtung seines Büros. Er machte zehn Schritte, schluckte die gesamte
Lakritzmasse, die sich in seinem Mund befand, griff erneut in die Tüte und blieb dann abrupt stehen.
Meine kleine Tochter , dachte er und wurde von einem Schwall aus Trauer und Melancholie überwältigt. Sein Magen verkrampfte sich, er würgte und erbrach die Lakritze auf den Boden. Während er die letzten Bröckchen der Süßigkeit aushustete, tauchte plötzlich ein Name in seinem Kopf auf.
Zoë , dachte er. Meine Tochter. Meine Tochter, die tot ist.
Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. Jared zuckte zusammen und wäre fast auf dem Erbrochenen ausgerutscht, als er zurückschrak und ihm die Lakritztüte aus der Hand fiel. Er sah die Frau an, die ihn berührt hatte und die irgendwie zur KVA zu gehören schien. Sie beobachtete ihn mit einem seltsamen Ausdruck, und dann war auf einmal ein kurzes, intensives Summen in seinem Kopf, als würde man eine menschliche Stimme mit zehnfacher Geschwindigkeit hören. Es wiederholte sich und dann noch einmal, als würde man ihm zweimal gegen die Innenwände seines Schädels schlagen.
»Was ist los?«, brüllte Jared die Frau an.
»Dirac«, sagte sie. »Beruhige dich. Sag du mir, was los ist.«
Jared fühlte sich verängstigt und desorientiert, wandte sich abrupt von der Soldatin ab und rempelte ein paar Passanten an, während er davonstürmte.
Jane Sagan beobachtete, wie Dirac forttaumelte, und blickte dann auf den dunklen Fleck der erbrochenen Lakritzbonbons. Sie drehte sich zum Verkaufsstand um und ging hinüber.
»Sie«, sagte sie zur
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